Wirtschaft

Stolpersteine auf Weg zur Weltspitze VW fährt Slalom

Volkswagen hält trotz aller konjunkturellen Unwägbarkeiten in diesem Jahr an seinen Geschäftszielen fest. Allerdings kommen die Wolfsburger bei wichtigen Vorgaben nicht so recht voran. Im Falle einer Allianz von Scania und MAN soll die Eigenständigkeit der beiden Lkw-Marken erhalten bleiben. Die Gespräche ziehen sich hin.

VW-Chef Martin Winterkorn spricht in Hamburg auf der Jahreshauptversammlung vor Aktionären.

VW-Chef Martin Winterkorn spricht in Hamburg auf der Jahreshauptversammlung vor Aktionären.

(Foto: dapd)

Bei Volkswagen läuft auf dem Weg an die Weltmarktspitze bei Weitem nicht alles rund: Zwar hat Europas größter Autobauer mit Marken wie VW, Audi, Skoda und Seat im ersten Quartal so viele Pkw verkauft wie nie zuvor in diesem Zeitraum, die Gewinne sprudeln, die Kasse im Kerngeschäft ist mit fast 20 Milliarden Euro prall gefüllt. Bei wichtigen Vorhaben aber kommen die Wolfsburger nicht voran - wie der angestrebten Allianz seiner Lkw-Beteiligungen Scania und MAN, der geplanten Fusion mit Porsche und der Zusammenarbeit mit dem japanischen Kleinwagen- und Motorradspezialisten Suzuki.

Der größte Stolperstein ist das geplante Bündnis von Scania und MAN: Um Widerstände der beiden Rivalen aufzuweichen, versicherte Konzernchef Martin Winterkorn ihnen, ihre Marken sollten erhalten bleiben.

"Alle Geschäftsfelder und die markenspezifischen Eigenschaften von Scania und MAN sind und bleiben unantastbar", betonte Winterkorn vor den VW-Aktionären in Hamburg. Dies sei Kern der Mehrmarkenstrategie des Wolfsburger Konzerns und ein "Fundament für den Erfolg". VW hält knapp 30 Prozent an MAN und verfügt über 71 Prozent der Stimmrechte an Scania. "Wir sehen in einer Partnerschaft auf Augenhöhe große Chancen", sagte Winterkorn.

Übernimmt Scania MAN?

Die beiden Lkw-Bauer sprechen seit Monaten über eine engere Zusammenarbeit bei Entwicklung, Einkauf und Produktion. Gleichzeitig strebt VW an, die beiden Lkw-Bauer unter dem eigenen Konzerndach zusammenzuführen. Bei den Gesprächen zwischen Scania und MAN habe sich gezeigt, dass eine Allianz "auch Auswirkungen auf die Beteiligungsstruktur" haben könne, sagte Winterkorn. Für eine Fusion gebe es aber keine Entscheidung, betonte er vor den VW-Aktionären. In Finanzkreisen wird damit gerechnet, dass Scania MAN übernimmt. An der Börse wird aber auch für möglich gehalten, dass VW selbst seinen Anteil an dem Münchener Lkw-Konzern aufstockt.

Winterkorn mit Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und dessen Frau Ursula.

Winterkorn mit Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und dessen Frau Ursula.

(Foto: dpa)

Auf Druck von VW hatten die beiden Lkw-Bauer Gespräche über eine Zusammenarbeit aufgenommen, waren damit aber nicht so schnell vorangekommen wie vom mächtigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech verlangt. MAN befürchtet, der Konzern könne bei einem Zusammengehen mit Scania an Selbstständigkeit einbüßen.

Als wichtiges Hindernis für ein Zusammengehen gilt die Schmiergeldaffäre bei der MAN-Beteiligung und ehemaligen Tochter Ferrostaal. MAN-Finanzchef Frank Lutz deutete bei der Vorlage der MAN-Quartalsbilanz in München an, dass die Fronten nun in Bewegung kommen könnten. Der arabische Staatsfonds und Mehrheitseigner IPIC, der sich wegen des Skandals weigert, die restlichen 30 Prozent an Ferrostaal zu übernehmen, hatte zuletzt Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Auch die geplante Fusion mit Porsche zieht sich hin. Die Volkswagen-Konzernspitze bekräftigte vor den Aktionären zwar erneut, dass VW an dem Vorhaben festhalte. Erst müssen aber Risiken aus dem Weg geräumt werden, die den vereinbarten Fahrplan ins Wanken gebracht haben. Dazu zählen Klagen von Fondsinvestoren gegen Porsche in den USA wegen angeblicher Marktmanipulationen im Zusammenhang mit der letztlich gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche sowie Schadensersatzansprüche in Deutschland. Auch die Ermittlungen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Marktmanipulation sind noch nicht abgeschlossen.

Kooperation mit Suzuki verläuft zäh

Schleppend entwickelt sich ferner die Zusammenarbeit mit dem Kleinwagen- und Motorradspezialisten Suzuki. Gemeinsame Fahrzeugprojekte mit den Japanern wie ein für den indischen Markt geplanter Kleinwagen benötigten längeren Vorlauf, sagte Winterkorn.

Daneben hätten sich "eine ganze Reihe interessanter Kooperationsmöglichkeiten" ergeben, beispielsweise im Einkauf. Konkrete Projekte würden derzeit mit Suzuki diskutiert. VW hatte sich vor einem Jahr mit knapp 20 Prozent an Suzuki beteiligt.

Quelle: ntv.de, rts

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