Steuersparmodell gefunden VW übernimmt Porsche komplett
04.07.2012, 21:55 Uhr
VW schluckt Porsche.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Hängepartie um die vollständige Übernahme von Porsche durch Volkswagen hat ein Ende. Bereits am 1. August soll der Sportwagenbauer vollständig unter das Dach des VW-Konzerns schlüpfen. Grund dafür dürfte ein Steuerschlupfloch sein. Trotzdem kostet die Aktion mehrere Milliarden Euro.
Volkswagen und Porsche wollen den integrierten Automobilkonzern schneller schaffen als bisher erwartet. Die Porsche AG werde voraussichtlich ab dem 1. August 2012 vollständig bei Volkswagen konsolidiert, teilten die Unternehmen mit. Dies habe einen deutlich positiven Einfluss auf das Konzernergebnis.
Ende Juni hatte VW-Chef Martin Winterkorn auf der Hauptversammlung bereits betont, dass sich Europas größter Autobauer die Sportwagenschmiede rasch komplett einverleiben wolle. "Wir wollen den integrierten Automobilkonzern zu wirtschaftlich sinnvollen Bedingungen und so schnell wie möglich vollenden", sagte Winterkorn, in Personalunion Vorstandschef von VW und der Porsche Holding.
Eigentlich wollten VW und die Porsche Holding schon im Jahr 2011 verschmelzen. Im September vergangenen Jahres wurde der Plan aufgrund rechtlicher Risiken allerdings auf Eis gelegt. Denn in den USA und Deutschland laufen Investorenklagen gegen die ehemalige Porsche-Führungsriege um Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter wegen möglicher Marktmanipulationen, die für Porsche hohe Schadenersatzforderungen nach sich ziehen könnten.
VW drückt aufs Tempo
Als Plan B für die Bildung des geplanten integrierten Automobilkonzerns sah die 2009 nach zähem Übernahmekampf von VW und Porsche unterzeichnete Grundlagenvereinbarung ein komplexes Gebilde aus Put- und Call-Optionen auf das Porsche-Sportwagengeschäft, die AG, vor. Diese könnten zwar steuerfrei gezogen werden. Die vollständigen Synergien könnten dann allerdings erst 2014 gehoben werden.
In den vergangenen Monaten kristallisierte sich deshalb heraus, dass VW wohl schon früher den Rest der Porsche AG übernehmen wird. Bis 2014 zu warten, "hilft keinem Beteiligten - weder den Unternehmen, noch dem Fiskus", sagte Winterkorn auf dem Aktionärstreffen. "Deshalb haben wir intensiv geprüft, ob es wirtschaftlich sinnvolle Alternativen gibt, um den integrierten Automobilkonzern zügiger zu schaffen".
Mit einem vorzeitigen Kauf, der Europas größten Autobauer etwa 4,5 Mrd. Euro kosten würde, wäre allerdings wohl eine milliardenschwere Steuerzahlung verbunden. Diese potenzielle Belastung war lange ein Hemmschuh für die Unternehmen; man suchte Monate nach Optionen zur möglichst geschickten Ausgestaltung des Deals.
In den vergangenen Wochen deutete sich dann an, dass die mittlerweile seit Jahren andauernde "Porsche-Saga" bald ein Ende finden könnte, einem Steuerschlupfloch sei dank. Würde VW den Rest der Porsche AG kaufen und gleichzeitig eine Stammaktie an Porsche abgegeben, wäre es juristisch gesehen eine Umstrukturierung und kein Verkauf mehr. In diesem Fall würden keine Steuern anfallen. Medien hatten daraufhin berichtet, es könnte schon im August eine Einigung geben.
Wegen der angeblichen Steuerfreiheit formierte sich schnell politischer Widerstand. Winterkorn versuchte auf der Hauptversammlung, die Wogen zu glätten. Von einem schnelleren Zusammengehen von Porsche und Volkswagen würde auch der Fiskus profitieren, sagte er. Denn durch höhere Erträge eines kombinierten Unternehmens würden auch höhere Steuern fällig, rechnete er vor. "Porsche und Volkswagen waren, sind und bleiben gute, verlässliche Steuerzahler".
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ