Deutsche Standorte betroffen Vattenfall streicht Stellen
06.03.2013, 16:25 Uhr
"Diese neue Realität erfordert eine weitere Verbesserung unserer Effizienz und eine Stärkung unserer Finanzkraft:"
(Foto: dpa)
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall kündigt einen umfangreichen Stellenabbau an: Bis Ende 2014 sollen insgesamt 2500 Stellen wegfallen, 1500 davon in Deutschland. Hierzulande trifft es vor allem Arbeitsplätze in Cottbus, Hamburg und Berlin.
Die Energiebranche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch: Der schwedische Versorger Vattenfall - einer der vier Großkonzerne im deutschen Strommarkt - versucht sich durch Einsparungen und Verkäufe auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen. Jetzt kündigt der Staatskonzern aus Schweden Pläne für einen umfangreichen Stellenabbau an.
Bis Ende nächsten Jahres werden 2500 Stellen gestrichen, erklärte Vattenfall-Chef Øystein Løseth bei einem Betriebsratstreffen. 1500 Arbeitsplätze davon sollen in Deutschland wegfallen. Im wichtigsten Absatzmarkt des Konzerns werde der Stellenabbau vor allem Mitarbeiter in Berlin, Hamburg und Cottbus betreffen, hieß es.
Bei einem Treffen des "Vattenfall European Works Council" schilderte Løseth die unmittelbare Zukunft des Konzerns: Zu erwarten sind demnach eine "niedrige Strom-Nachfrage, ein Überangebot an Emissionszertifikaten, Überkapazitäten in der Stromerzeugung und niedrige Stromhandelspreise".
"Diese neue Realität erfordert eine weitere Verbesserung unserer Effizienz und eine Stärkung unserer Finanzkraft", sagte er. Vattenfall müsse sich einer grundsätzlich veränderten Marktlage anpassen, unter anderem auch durch geringere Investitionen und einen Personalabbau.
BKW Lippendorf auf der Liste
Erst Ende vergangener Woche hatte der Versorger angekündigt, im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien einen Teil des Braunkohlekraftwerks im sächsischen Lippendorf verkaufen zu wollen. Eine Veräußerung von einem der beiden Blöcke der modernen Anlage werde geprüft, hatte es geheißen. Dies stehe im Zusammenhang mit der Trennung von Unternehmensteilen in Belgien, Polen und Finnland, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören.
Ein Verkauf von Block R könne wesentlich dazu beitragen, die bis 2020 angestrebte Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf rund 65 Mio. Tonnen von 94 Mio. 2010 zu erreichen. Deutschland bleibe aber für Vattenfall ein Kernmarkt und der Abbau sowie die Verstromung von Braunkohle ein zentraler Bestandteil, hieß es.
Vattenfall will seine Erzeugung von Ökostrom aus Wind-, Wasser- und Sonnen-Energie in den kommenden Jahren deutlich ausbauen. Zugleich betreibt der Konzern große Kohlekraftwerke, die wegen des Ausstoßes von klimaschädlichem Kohlendioxid umstritten sind. Hierzulande ist Vattenfall der drittgrößte Stromerzeuger nach RWE und Eon, europaweit sieht sich der Konzern als fünfgrößter Energiekonzern.
Energie für 2,8 Millionen Haushalte
Die beiden Blöcke in Lippendorf erzeugen jeweils 920 Megawatt. Die Schweden sind vor allem in Ostdeutschland breit aufgestellt. Schwerpunkt ist neben Berlin aber auch Hamburg. Vattenfall versorgt rund 2,8 Millionen Kunden in Deutschland mit Strom und erzielt etwa 60 Prozent seines Umsatzes in der Bundesrepublik. Vattenfall ist auch an den Atomkraftwerken in Brunsbüttel und Krümmel beteiligt, die im Zuge der Energiewende stillgelegt worden sind. In Schweden verfügt Vattenfall auch über leistungsstarke Wasserkraftwerke.
Die Gewerkschaft IG BCE warnte davor, dass eine Zerschlagung des Vattenfall-Konzerns die Energiewende in Deutschland schwächen könnte. "Vattenfall hat in den letzten Jahren in anderen europäischen Ländern enorme Zukäufe getätigt", erklärt der stellvertretende IG-BCE-Chef und Vattenfall-Aufsichtsratsvize Ulrich Freese.
"Wenn sich diese Aktivitäten im Nachhinein als nicht profitabel herausstellen sollten und Vattenfall deswegen jetzt zu Verkäufen in Deutschland gezwungen ist, dann kann es dabei nur um einen Gesamtverkauf und nicht um Einzelverkäufe gehen." Ein Auseinandernehmen des Unternehmensverbunds von Bergbau, Energie und den Tochterfirmen brächte nur Nachteile mit sich, mahnte Freese.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP