"Faire" 100 Dollar pro Barrel Venezuela bleibt hart
16.01.2011, 12:31 UhrDer rasche Aufstieg der Weltwirtschaft aus dem Konjunkturtal der Finanzkrise bleibt an den Rohstoffmärkten nicht ohne Folgen: Längst klettern die Notierungen für Rohöl wieder in Richtung 100 Dollar. Bei der Nordseesorte Brent könnte die Marke schon in der kommenden Woche fallen. Einige Förderländer halten Gegenmaßnahmen für angemessen. Venezuelas Energieminister sieht das anders.
Der Anstieg der Ölpreise bedroht nach Einschätzung des Förderlandes Venezuela die globale Wirtschaft nicht. Deswegen sehe er auch keinen Bedarf für ein Krisentreffen innerhalb der Organisation der Ölstaaten Opec, sagte der Energieminister des südamerikanischen Landes, Rafael Ramirez. Venezuela halte einen Kurs von 100 Dollar je Barrel immer noch für fair. Die Opec-Mitglieder Libyen und Ecuador vertreten früheren Angaben zufolge ebenfalls diese Meinung. Venezuelas Wirtschaft ist stark von der Ölindustrie abhängig.
Andere Förderländer sehen die Preisentwicklung dagegen mit Sorge. Sie fürchten, die steigenden Rohstoffkosten könnten die Wachstumsdynamik in den wichtigsten Abnehmerländern dämpfen. Dies hätte einen Einbruch bei der Nachfrage zur Folge. Die Notierungen am Ölmarkt kämen so womöglich in turbulentes Fahrwasser.
Der Preis für die Nordsee-Ölsorte Brent rückte in der vergangenen Woche in die Richtung von 100 Dollar je Barrel vor. Ein Fass (159 Liter) wurde mit mehr als 98 Dollar gehandelt. Wichtige Opec-Exporteure wie Saudi-Arabien halten einen Preis zwischen 70 und 80 Dollar für Produzenten wie Verbraucher angemessen.
Seine Einschätzung zum Niveau eines "fairen" Ölpreises äußerte Energieminister Ramirez im Zusammenhang mit den Ausbauplänen des Förderunternehmens PDVSA. Der staatliche Energiekonzern will demnach im laufenden Jahr 12 Mrd. Dollar investieren. Dies seien 500 Mio. Dollar mehr als 2010, sagte der Energieminister, der gleichzeitig auch als PDVSA-Präsident dem wichtigsten Ölkonzern des Landes vorsteht.
In welchen Bereichen die Summe eingesetzt werden soll, sagte Ramirez nicht. Zugleich kündigte er an, 480 Mio. Dollar in ein deutlich verspätetes Joint-Venture mit Petrobras einzubringen. Zusammen mit dem brasilianischen Konzern will PDVSA eine Raffinerie im Nordosten Brasiliens aufbauen. Die Gesamtkosten für die Errichtung beziffern die Venezolaner auf ebenfalls etwa 12 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de, mmo/rts