Wirtschaft

Suez-Sperre könnte Preis verdoppeln Venezuela warnt vor Ölpreisrally

Die Unruhen in Ägypten könnten sich noch weitaus dramatischer auf den Ölpreis auswirken als bislang absehbar. Sollte der Suez-Kanal als Versorgungsweg ausfallen, wäre aus Sicht von Venezuelas Ölminister Ramirez ein Preis je Faß von 200 Dollar denkbar. Ökonomen rätseln derweil über die Folgen des Preisanstiegs für die deutsche Konjunktur.

Derzeit steht eine Schließung des Suez-Kanals nicht auf der Tagesordnung.

Derzeit steht eine Schließung des Suez-Kanals nicht auf der Tagesordnung.

(Foto: REUTERS)

Die Schließung des Suez-Kanals in Folge der Unruhen in Ägypten könnte den Ölpreis nach Ansicht Venezuelas mehr als verdoppeln. Eine Verteuerung auf 200 Dollar je Barrel sei möglich, sagte der Ölminister des Landes, Rafael Ramirez. Momentan gebe es aber noch keine Anzeichen dafür, dass der Verkehr auf der wichtigen Seestraße gestoppt werden müsse. Zudem gebe es derzeit genügend Öl am Markt.

Eine Sondersitzung der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) werde erst dann anberaumt, sollte es zu einer Schließung des Kanals kommen, sagte Ramirez weiter. Eine Sperrung des Kanals würde Tanker zu einem tagelangen Umweg um das Horn von Afrika zwingen.

Die Unruhen in dem nordafrikanischen Land trugen dazu bei, dass der Preis für ein Barrel der Sorte Brent zuletzt erstmals seit 2008 auf mehr als 100 Dollar kletterte. Zum Wochenschluss kehrte am Ölmarkt allerdings wieder etwas Ruhe ein. Auslöser waren Spekulationen über einen Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak.

Ab 120 Dollar wird es ernst

Wirtschaftsexperten sehen ab einem Ölpreis von etwa 120 Dollar je Barrel negative Auswirkungen auf die Konjunktur. Das geht aus einer Umfrage der "Welt am Sonntag" unter 20 Volkswirten hervor. "Ab einer Marke von 120 Dollar wird ein längeres deutsches Wirtschaftswunder gefährdet", sagte etwa Carsten Brzeski von ING.

Fast alle befragten Experten glauben jedoch, dass die Wirtschaft den aktuellen Preis verkraften kann: "Der Einfluss des Ölpreises wird überschätzt", sagt Joachim Scheide, Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Wenn er durch die gute Weltwirtschaft getrieben werde, bedeute dies auch, dass die deutschen Exporte in die ölproduzierenden Länder steigen. "Man muss sich keine Sorgen um die deutsche Konjunktur machen", sagt auch Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics. "Mit einem Anziehen des Preises verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, weil Schwellenländer rohstoffintensiver produzieren."

Kritisch wird es nach Ansicht vieler Wirtschaftsexperten aber, wenn der Ölpreis auf 120 Dollar steigt. Ab dieser Marke rechnen etwa die DZ Bank, die Berenberg Bank oder die NordLB mit negativen Folgen für die Konjunktur. Unicredit-Volkswirt Andreas Rees hält sogar eine noch niedrigere Marke für gefährlich: "Ich glaube, dass die Schmerzgrenze dieses Mal sehr niedrig liegt, bei etwa 110 US-Dollar. Wenn wir dieses Niveau dauerhaft übersteigen, könnten die Kaufkraftgewinne durch den Aufschwung am Arbeitsmarkt schnell aufgefressen werden."

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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