Mehr Geld für Millionen Deutsche Verdi-Chef will Konsum ankurbeln
04.01.2013, 06:55 Uhr
Umfangreiche Streikaktionen liegen in der Luft: Verdi-Chef Bsirske rechnet "nicht mit konfliktarmen Verhandlungen".
(Foto: picture alliance / dpa)
Gleich zum Start ins neue Verhandlungsjahr legt Verdi-Chef Bsirske ein gewichtiges Argument auf den Tisch: Mit seiner Forderung nach einer "Stärkung der Binnennachfrage" verknüpft er die Sorgen der Schuldenkrise mit der Finanzkraft von mehr als 12 Millionen Bundesbürgern.
Die 2013 anstehenden Tarifauseinandersetzungen für rund 12,5 Millionen Beschäftigte werden nach den Worten von Verdi-Chef Frank Bsirske auch erhebliche Auswirkungen auf das Konjunkturklima in Deutschland haben.
"Die europäische Krise tangiert auch die deutsche Wirtschaft", erklärte Bsirske. "Die Exportnachfrage wird nachlassen, die Investitionsneigung geht zurück." Umso wichtiger sei es daher, "durch gute Lohnabschlüsse die Binnennachfrage in der Bundesrepublik zu stärken."
Auftakt der diesjährigen Tarifrunden bilden Ende Januar die Gehaltsverhandlungen für die rund eine Million Angestellten der Bundesländer, darunter Krankenschwestern, Polizisten und Verwaltungspersonal. Weitere gewichtige Forderungen dürften aus der Metall- und Elektroindustrie mit 3,7 Millionen Mitarbeitern und aus dem Bauhauptgewerbe mit 650.000 Beschäftigten kommen.
Krisenabwehr von unten
Im Einflussbereich von Verdi stehen unter anderem ab April Tarifverhandlungen für den Einzelhandel an, ebenso für die Lufthansa, die Deutsche Post, die Druckindustrie und die Versicherungen.
Für den Öffentlichen Dienst fordern Verdi und der Beamtenbund 6,5 Prozent mehr Geld mit sozialer Komponente - bei einer einjährigen Laufzeit. "In den nächsten zehn Jahren werden im Öffentlichen Dienst 20 bis 25 Prozent der Beschäftigten altersbedingt ausscheiden", sagte Bsirske.
Ruf nach der Konsumkurbel
Damit der Öffentliche Dienst für den knapper werdenden Berufsnachwuchs attraktiv bleibe, "muss auch das Einkommen stimmen". Der Verdi-Chef: "In den vergangenen Jahren hat sich die Einkommensschere zwischen Privatwirtschaft und Staat geöffnet. Da muss jetzt gegengesteuert werden."
Bsirske rechnet "nicht mit konfliktarmen Verhandlungen". Aber die Gewerkschaften seien in der Lage, "ihre Zähne nicht nur am Verhandlungstisch zu zeigen". Zu den Forderungen zählt auch eine Übernahmegarantie für Auszubildende und die Anhebung ihrer Vergütung. Gemeinsames Ziel der Gewerkschaften ist auch, eine Vergütungsordnung für die rund 300.000 angestellten Lehrer in den Ländern durchzusetzen.
Mehr Geld als erwartet
Mit den Tarifabschlüssen des vergangenen Jahres zeigte sich Bsirske zufrieden. Es habe 2012 "einige erfreuliche Ergebnisse" gegeben. "Wir haben Reallohnsteigerungen durchgesetzt, teilweise sogar Lohnabschlüsse oberhalb des neutralen Verteilungsspielraumes." Erstmals seit langem seien dabei Inflation und Produktivitätszuwachs berücksichtigt worden.
Für die zwei Millionen Tarifbeschäftigten beim Bund und bei den Kommunen waren nach einer umfangreichen Serie von Warnstreiks in einem Stufenplan Einkommensverbesserungen von insgesamt 6,3 Prozent vereinbart worden.
Quelle: ntv.de, dpa