Wirtschaft

Eine Frage von Stunden Verschiebebahnhof um Karstadt

Das Drama um die Rettung der Warenhauskette geht so zu Ende wie es begonnen hat: mit Fristverlängerungen. Die Insolvenzverwaltung und das Amtgericht in Essen, das den Insolvenzplan durchwinken will, warten immer noch auf Unterschriften unter dem Mietvertrag mit Highstreet. Investor Berggruen hat noch einmal 12 Stunden bekommen.

Nicolas Berggruen: Noch ist nichts in Sack und Tüten.

Nicolas Berggruen: Noch ist nichts in Sack und Tüten.

(Foto: dpa)

Die Beschäftigten der Warenhauskette werden bis zur letzten Minute auf die Folter gespannt. Die Rettung naht, aber sie verzögert sich noch einmal. Insidern zufolge handelt es sich jetzt aber nur noch um wenige Stunden, bis der Kaufvertrag in trockenen Tüchern ist. Der Gläubigerausschuss habe die Frist, in der der Investor Nicolas Berggruen den Kaufvertrag unterzeichnen muss, um zwölf Stunden bis um 12 Uhr verlängert, heißt es. In dieser Zeit muss Berggruen die Unterschriften der Gläubiger des Vermieterkonsoriums Highstreet eintreiben.  

Die Entscheidung des Amtsgerichts Essen über den Insolvenzplan, die für 10 Uhr angesetzt ist, wird dafür notfalls bis 14 Uhr verschoben. Berggruen hatte am Abend in Berlin verkündet, dass die nötigen Zustimmungen aller Beteiligten vorlägen. Alle hätten Ja gesagt, sagte Berggruen. Nur die Unterschriften der Gläubiger von Highstreet seien noch nicht alle komplett. Der Gerichtstermin war bereits mehrfach verschoben worden.

Die Erleichterung war Berggruen (r.) und Insolvenzverwalter Görg am Abend ins Gesicht geschrieben.

Die Erleichterung war Berggruen (r.) und Insolvenzverwalter Görg am Abend ins Gesicht geschrieben.

(Foto: dpa)

Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg bestätigte, dass es keine Informationen darüber gebe, dass der Mietvertrag mit Berggruen mittlerweile unterschrieben sei. Der deutsch-amerikanische Milliardär ringt seit Monaten um Zugeständnisse der Vermieter der 120 Warenhäuser. Die Zugeständnisse belaufen sich auf insgesamt mehr als 400 Mio. Euro. Der neue Mietvertrag ist die letzte Voraussetzung für die Erfüllung des Kaufvertrags.

Gläubiger sagen "Ja" zu Karstadt

Die letzte große Hürde für ein Fortbestehen des Konzerns war am Vortag in zähen Verhandlungen genommen worden. Alle Gläubiger von Highstreet stimmten den von Investor Berggruen geforderten Mietsenkungen zu. Das bestätigte auch ein Highstreet-Sprecher.

Arbeitsministerin von der Leyen, mit Berggruen (lks.), Görg (2.v.r.) und Regierungs-Vermittler Heilmann in Berlin.

Arbeitsministerin von der Leyen, mit Berggruen (lks.), Görg (2.v.r.) und Regierungs-Vermittler Heilmann in Berlin.

(Foto: picture alliance / dpa)

Obwohl bis zum späten Abend noch nicht alle benötigten Unterschriften vorlagen, äußerte sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zuversichtlich. "Noch sind die Verträge nicht so unterschrieben und bestätigt, dass man aufatmen kann. Aber inzwischen zeichnet sich doch ab, dass wir berechtigte Hoffnung haben können, dass es nicht zu einer Liquidation von Karstadt kommt", sagte die Ministerin. Sie war am späten Abend zu einem kurzen Treffen mit Berggruen und Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg im Karstadt-Haus am Berliner Kurfürstendamm gekommen.

Die Tinte muss aufs Papier

Görg begüßte, dass strittige wirtschaftliche Fragen inzwischen gelöst worden seien. "Aber richtig freuen kann ich mich erst, wenn die Tinte trocken ist, und das ist sie eben noch nicht." Das Immobilienkonsortium, hinter dem unter anderem die US-Investmentbank Goldman Sachs und die Deutsche Bank stehen, hatte sich selbst Geld bei Kapitalgebern geliehen, um die meisten der Warenhaus-Filialen zu erwerben und dann an Karstadt zurückzuvermieten. Für diese Gläubiger bedeuten niedrigere Mieten auch eine geringe Rendite.

Den Beschäftigten, hier Berliner Karstadt-Mitarbeiterinnen, fällt ein Stein vom Herzen.

Den Beschäftigten, hier Berliner Karstadt-Mitarbeiterinnen, fällt ein Stein vom Herzen.

(Foto: dpa)

Berggruen will - unter der Bedingung, dass die gläubiger den Mietsenkungen zugestimmen - alle 120 Filialen erhalten. Sobald der Kaufvertrag in Kraft tritt, will er 70 Mio. Euro eigenes Kapital investieren. Die Marke Karstadt soll verjüngt und modischer werden. Es wird damit gerechnet, dass der 48 Jahre alte Finanzier in Kürze Details zu seinem Konzept vorlegt.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen