Wirtschaft

Übernahmeangebot an Aktionäre Volkswagen angelt sich MAN

95 Euro je Stammaktie?

95 Euro je Stammaktie?

(Foto: dpa)

Nun macht Volkswagen ernst: Auf dem Weg zum weltgrößten Autobauer der Welt wollen die Wolfsburger zugleich auch Brummi-König werden. Auf dem Weg zu einem der wichtigsten Nutzfahrzeuganbieter will VW nun MAN übernehmen und kauft bereits fleißig Aktien hinzu. Allen Altaktionären will Volkswagen ein Angebot von voraussichtlich 95 Euro machen. Eine üppige Prämie fällt damit vorerst aus, denn so teuer ist MAN bereits.

Eine Übernahme von MAN wäre ganz nach dem Geschmack von Strippenzieher Ferdinand Piëch.

Eine Übernahme von MAN wäre ganz nach dem Geschmack von Strippenzieher Ferdinand Piëch.

(Foto: dpa)

Die seit Jahren angestrebte Lkw-Allianz von Volkswagen, Scania und MAN rückt näher: Volkswagen hat für den Münchener Lastwagenkonzern MAN ein Übernahmeangebot vorgelegt. Erstmals nannte VW konkret auch das Ziel, einen neuen integrierten Nutzfahrzeugkonzern schaffen zu wollen.

Volkswagen stockte seinen Anteil an den MAN-Stammaktien von 29,9 Prozent auf 30,47 Prozent auf. Damit muss VW den Aktionären nach deutschem Aktienrecht ein Pflichtangebot machen. Bei dem schwedischen Lastwagenbauer Scania hält VW bereits die Mehrheit der Stimmrechte.

Grund für diesen jüngsten Schritt sei vor allem das Ziel einer engeren Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen bei Einkauf, Entwicklung und Produktion, kündigte VW am. Bisher war die Kooperation eher etwas schleppend verlaufen und nicht recht vorangekommen. Gespräche zwischen allen Beteiligten hätten bestätigt, dass kartellrechtliche Beschränkungen hohe Hürden für die Kooperation darstellten und die Erschließung wesentlicher Synergieeffekte behinderten, erklärte VW.

Für eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen MAN, Scania und Volkswagen seien fusionskontrollrechtliche Genehmigungen und eine weitere Aufstockung des VW-Anteils an MAN erforderlich. Daher habe VW beschlossen, die Voraussetzungen zu schaffen, um die "bisherigen Schranken" zu überwinden.

Offizielle Offerte noch im Mai

VW will den MAN-Aktionären spätestens Ende Mai ein Angebot machen, der genaue Preis werde auch erst dann feststehen. Voraussichtlich werde er bei etwa 95 Euro pro Stammaktie liegen. Damit enthielte er keine Prämie, um möglichst viele Aktien zu bekommen.

Das mögliche Modell eines integrierten Lkw-Konzerns sowie die jeweiligen Beteiligungsverhältnisse seien weiter offen, hieß es bei Volkswagen. VW-Chef Martin Winterkorn betonte aber: "Das Nutzfahrzeuggeschäft ist für uns ein hochinteressantes, strategisches Geschäftsfeld."

Bekenntnis zu Eigenheiten

Er versicherte zugleich, die markenspezifischen Eigenschaften und alle Geschäftsfelder von MAN und Scania würden unangetastet bleiben. Das gelte auch für Mitbestimmungs- und Arbeitnehmerrechte sowie die Standorte. "Wir wollen gemeinsam mit dem Management und den Mitarbeitern den integrierten Nutzfahrzeugkonzern für alle Aktionäre und Kunden erfolgreich gestalten", sagte Winterkorn. Ein fester Einbau von MAN in den drittgrößten Autokonzern der Welt gilt seit langem als Ziel von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.

Der schwedische Hersteller Scania reagierte zurückhaltend. Sprecher Hans Åke Danielsson sagte, Volkswagen habe selbst erklärt, dass damit der Prozess einer zunehmenden Verknüpfung von Scania und MAN erleichtert werden solle. "Das ist sicher richtig. Wir haben schon lange unser Interesse an einer Zusammenarbeit mit MAN in gewissen Bereichen erklärt."

Daimler bleibt gelassen

Der weltgrößte Lkw-Bauer Daimler sieht die sich abzeichnende Allianz gelassen. "Das ändert nichts an der Wettbewerbssituation", sagte ein Daimler-Sprecher. Daimler verkaufte im vergangenen Jahr rund um den Globus 355.300 Lkw, fast doppelt so viel wie Scania und MAN zusammen.

Das Übernahmeangebot könnte auf lange Sicht auch die Zusammensetzung des deutschen Leitindex Dax verändern. Spätestens wenn der VW-Anteil bei MAN über die Schwelle von 90 Prozent steigt, müsste der bei der Deutschen Börse zuständige Arbeitskreis Indizes über einen Nachfolger für MAN beraten.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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