Winter nagt am Wachstum Volkswirte fürchten Einbußen
03.12.2010, 10:15 Uhr
Beton enthällt Wasser: Fällt das Thermometer, wird es schwierig.
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Der frühe Wintereinbruch macht Konjunkturexperten große Sorgen. Außergewöhnlich starke Schneefälle sorgen nicht nur für für Behinderungen im Warenverkehr. Auch die Baubranche erstarrt im Frost. Ist der Aufschwung in Gefahr?

Lehrreiche Frostperiode: Der Kaltstart ins Jahr 2010 war für Volkswirte sehr aufschlussreich.
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Schnee und Frost drohen den Aufschwung vorübergehend einzufrieren. "Der frühe Wintereinbruch hat das Zeug dazu, das Wachstum des letzten Quartals 2010 abzuschwächen", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Viele Bauprojekte sind bereits auf Eis gelegt, Geschäftsreisen müssen verschoben werden, und der Transport von Gütern wird erschwert."
Welche wirtschaftlichen Folgen ein ungewöhnlich langer, kalter und schneereicher Winter haben könne, habe der Jahresbeginn gezeigt. "Das Wachstum wurde um einen halben Prozentpunkt gedrosselt", sagte Treier. Vor allem an den Baustellen ging wochenlang nichts mehr. Allerdings seien die meisten Bauprojekte nachgeholt wurden. "Aber selbst wenn Schnee und Kälte am Ende ein paar Zehntelprozentpunkte kosten sollten, ändert es nichts daran: 2010 wird insgesamt ein hervorragendes Jahr bleiben", sagte Treier.
Die Baubranche klagt allerdings schon jetzt über massive Behinderungen durch den frühen Wintereinbruch. "Viele Baustellen liegen brach", sagte der Chefvolkswirt des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Heiko Stiepelmann. "Besonders im Tiefbau ist es bei diesen Minusgraden nahezu unmöglich zu arbeiten." Bleibe es bis Weihnachten bei Schnee und Frost, falle der komplette Dezember für das Baugeschäft aus.
"Run auf alles, was wärmt "
Schon bei milderen Temperaturen zum Jahresausklang geht der Branchenverband davon aus, dass der Umsatz der Bauindustrie in diesem Jahr um ein bis zwei Prozent sinkt. Zwar brummt der Wohnungsbau, doch dafür hielten sich Wirtschaft und öffentliche Hand mit Aufträgen zurück, sagte Stiepelmann.
Signale der Entwarnung kamen aus dem deutschen Einzelhandel. Trotz der Verkehrsbehinderungen durch Schnee und Eis spüren die Händler keinen Nachfrageeinbruch. "Die Innenstädte sind voll", sagte die Sprecherin des Branchenverbandes HDE, Ulrike Hörchens. "Wir spüren keinen Rückgang der Kundenfrequenz."
Einige Händler profitierten sogar vom ungewöhnlich frühen und harten Wintereinbruch. "Klassische Wintersportartikel vom Schlitten bis zu Skiern werden jetzt stärker nachgefragt", sagte Hörchens. "Und im Textilhandel gibt es einen Run auf alles, was wärmt - von gefütterten Stiefeln über dicke Winterjacken bis hin zu Handschuhen."
Quelle: ntv.de, rts