Wirtschaft

Deutsche Bank darf hoffen War Kirchs Ende vor Interview besiegelt?

Der milliardenschwere Schadenersatzprozess füllt viele Kisten mit Aktenordnern.

Der milliardenschwere Schadenersatzprozess füllt viele Kisten mit Aktenordnern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Prozess gegen die Deutsche Bank haben die Erben von Medienmogul Leo Kirch derzeit Oberwasser. Doch das könnte sich ändern. Grund ist ein unscheinbares Protokoll, das in den unzähligen beschlagnahmten Dokumenten entdeckt wird.

Im Milliardenprozess der Kirch-Erben gegen die Deutsche Bank gibt es offenbar überraschende neue Informationen, die dem Finanzinstitut von großem Nutzen sein könnten. In den Bergen von beschlagnahmten Dokumenten im Strafverfahren gegen die Bank ist ein wichtiges Dokument aufgetaucht, das den Prozess in ein neues Licht rücken kann, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Dabei handele es sich um das Protokoll einer Aufsichtsratssitzung der Axel Springer AG vom Januar 2002 - also noch vor dem Fernsehinterview des damaligen Bank-Vorstandssprechers Rolf Breuer, das nach Ansicht der Kirch-Erben das Imperium vorsätzlich in die Pleite gestürzt hat. Der Bankchef hatte damals die Kreditwürdigkeit des Medien-Imperiums von Kirch infrage gestellt.

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Breuer weist die Vorwürfe zurück. Für die Pleite sei Kirch wegen vieler defizitärer Geschäfte und hoher Schulden selbst verantwortlich. "Was ich gesagt habe, war die Wahrheit und allgemein bekannt", betonte er vor Gericht. Ein Reporter hatte Breuer gefragt, ob man dem hoch verschuldeten Medienunternehmer Kirch und seinem weitverzweigten Firmengeflecht nicht helfen sollte. "Das halte ich für relativ fraglich. Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte Breuer ein wenig umständlich festgestellt.

Springer zieht Option

Dem nun entdeckten Dokument zufolge, so die "FAZ", hatte der damalige Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner dem Kontrollgremium vor diesem Interview erläutert, es sei davon auszugehen, dass die Kreditgeber Kirch kein weiteres Geld mehr zur Verfügung stellen würden. Würde der Verlag jetzt auch noch seine Verkaufsoption gegenüber Kirch an einem Paket von Aktien des Fernsehkonzerns ProSiebenSat1 ausüben, könne dies "eine Kettenreaktion auslösen" und Kirch in die Insolvenz treiben, heißt es in dem Protokoll weiter. Bei der Sitzung des Kontrollgremiums seien unter anderem Friede Springer, Kirch und dessen rechte Hand Dieter Hahn anwesend gewesen. Dennoch habe der Aufsichtsrat anschließend in dieser Sitzung - ohne Zustimmung Kirchs - beschlossen, der Münchner Medienunternehmer müsse das Aktienpaket für 767 Millionen Euro zurückkaufen.

Ein Kirch-Sprecher sagte zu dem Zeitungsbericht auf Anfrage, dass diese Information nicht neu und bereits bekannt seien. "Außerdem hat das Oberlandesgericht München unmissverständlich klargestellt, dass die damalige Kirch-Gruppe sanierungsfähig war, was durch die Deutsche Bank vereitelt wurde." Eine Sprecherin von Axel Springer wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren, auch ein Sprecher der Deutschen Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Ermittlungen gegen Fitschen

Im Dezember entschied das Oberlandesgericht München, dass die Deutsche Bank eine Mitverantwortung hat. Damit muss die Bank den Erben Schadensersatz zahlen. Die Auseinandersetzung dauert jedoch an. Ein Vergleich der Bank mit den Kirch-Erben war im vergangenen Jahr gescheitert. Die Deutsche Bank wollte Zahlungen in Höhe von 775 Millionen Euro nicht akzeptieren. Immerhin einigten sich beide Parteien Anfang Juli auf einen Gutachter. Die Deutsche Bank hat im Zusammenhang mit dem Kirch-Streit hohe Rückstellungen gebildet.

Mittlerweile ermittelt in dem Fall auch die Staatsanwaltschaft gegen Deutsche-Bank-Vorstandschef Jürgen Fitschen. Er soll vor Gericht gelogen haben. Deshalb lautet der Vorwurf der Ermittler auf Prozessbetrug. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts/dpa

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