Deutsche-Bank-Co-Chef als Beschuldigter im Kirch-Prozess Fitschen im Visier der Staatsanwaltschaft
04.11.2013, 21:00 Uhr
Neue Wendung im Kirch-Prozess? Die Staatsanwaltschaft führt den Co-Chef der Deutschen Bank als Beschuldigten. Sie wirft ihm vor, im milliardenschweren Schadenersatzprozess nicht die Wahrheit gesagt zu haben.
Im Zusammenhang mit dem Kirch-Prozess erreichen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München die Führungsspitze der Deutschen Bank. Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen werde des versuchten Prozessbetrugs verdächtigt und deshalb als Beschuldigter geführt, sagte ein Sprecher der Behörde. Er bestätigte damit einen Bericht des "Spiegel". Der Top-Banker, dessen Vertrag gerade erst um zwei Jahre bis 2017 verlängert worden ist, steht wie Vorgänger Josef Ackermann im Verdacht, im Schadenersatzprozess der Kirch-Erben gegen die Bank nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Der 65-Jährige hat bereits ein anderes Ermittlungsverfahren am Hals - gegen ihn wird in Frankfurt wegen Umsatzsteuerhinterziehung ermittelt. Die Deutsche Bank wies die Vorwürfe umgehend zurück.
Ermittlungen laufen schon länger
Das Oberlandesgericht München hatte der Bank im Dezember vergangenen Jahres eine Mitverantwortung für die Pleite des Medienkonzerns von Leo Kirch im Jahr 2002 zugewiesen. Das Institut wurde deshalb zu Schadenersatz verurteilt, um dessen Höhe beide Seiten in einem weiteren Prozess ringen. Vergleichsverhandlungen sind wiederholt gescheitert. In Finanzkreisen wird ein neuer Anlauf im nächsten Jahr für möglich gehalten.
In dem damaligen Verfahren hatte das Oberlandesgericht auch deutlich gemacht, dass es den Verantwortlichen der Bank ihre Darstellung in dem Prozess nicht abkaufte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb bereits seit einiger Zeit wegen versuchten Prozessbetrugs gegen Ackermann, dessen Vorgänger Rolf Breuer und weitere Personen. Die Ermittler halten mündliche und schriftliche Angaben in dem Prozess für zweifelhaft.
Zu denen, die es vor Gericht mit der Wahrheit nicht so genau genommen haben sollen, zählt nun auch Fitschen. "Unsere Ermittlungen legen den Verdacht nahe, dass er eine Mitverantwortung dafür hat", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Behörde gebe Fitschens Verteidigern derzeit Gelegenheit zur Akteneinsicht und zur Stellungnahme.
Prozessflut gegen Deutsche Bank
Fitschen hatte 2012 zusammen mit seinem Kollegen Anshu Jain Ackermann an der Führungsspitze beerbt. Der Skandal um Steuerbetrug mit CO2-Verschmutzungsrechten erreichte den Niedersachsen Ende vergangenen Jahres. Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause gehörten zu den 25 Mitarbeitern der Bank, gegen die die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen schwerer Steuerhinterziehung Ermittlungen aufnahm.
Weltweit muss sich die Deutsche Bank einer Flut von Prozessen und Klagen stellen. Neben dem Kirch-Verfahren geht es unter anderem um mutmaßliche Zinsmanipulationen, Bilanztricksereien und fragwürdige Hypothekengeschäfte in den USA. Insgesamt hat das größte deutsche Geldhaus mittlerweile mehr als vier Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt.Medienkonzerns von Leo Kirch im Jahr 2002 zugewiesen. Das Institut wurde deshalb zu Schadenersatz verurteilt, um dessen Höhe beide Seiten in einem weiteren Prozess ringen. Vergleichsverhandlungen sind wiederholt gescheitert. In Finanzkreisen wird ein neuer Anlauf im nächsten Jahr für möglich gehalten.
Quelle: ntv.de, bad/rts