
Ein Standardbrief der Deutschen Post soll ab 1. Januar 60 Cent kosten.
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15 Jahre lang kostete ein Standardbrief das Gleiche. Nun erhöht die Post schon zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten die Preise. Nicht nur, weil dank E-Mail immer weniger Leute Briefe schreiben.
Briefe verschicken wird ab dem neuen Jahr erneut teurer. Die Deutsche Post erhöht die Preise: Ab 1. Januar soll ein Standardbrief 60 Cent und damit zwei Cent mehr als bisher kosten. Einschreiben werden 10 Cent, Pakete 9 Cent teurer. Die Briefpreiserhöhung muss zwar noch von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, für die Regulierungsbehörde ist die Zustimmung zu den Plänen aber wohl reine Formsache.
Für die Kunden wohl eher nicht: Bereits im Januar hatte die Post das Porto für Standardbriefe angehoben - erstmals seit 15 Jahren. "Seit Jahren sinkende Sendungsmengen und fortlaufend steigende Sach- und Personalkosten erfordern Anpassungen bei den Preisen", rechtfertigt die Post die steigenden Preise.
Klar, immer mehr Leute schreiben lieber E-Mails statt Briefe. Logistikgeschäfte in den Schwellenländern und der brummende Expressversand sind für den Konzern längst viel wichtiger als das schrumpfende deutsche Briefgeschäft. Da ist es nur folgerichtig, dass die Preise irgendwann steigen.
Express-Erfolg statt marode Staatspost
Zumal die Post weiterhin faktisch das einzige Logistikunternehmen ist, das eine flächendeckende Briefversorgung in Deutschland gewährleistet. Theoretisch herrscht schon seit dem Fall des Postmonopols am 1. Januar 2008 freier Wettbewerb. Doch die Deutsche Post hat im Briefgeschäft weiterhin ein Quasi-Monopol, weil sich ihre Wettbewerber nur auf den Versand in den profitablen Großstädten stürzen. Dadurch kann sie die Briefpreise diktieren.
Wie kostspielig der flächendeckende Briefversand geworden ist, zeigt der Vergleich mit dem US Postal Service (USPS). Die US-Staatspost macht keinerlei Geschäfte im Ausland, den profitablen Expressversand teilen sich Privatfirmen wie Fedex, UPS und Co. Gleichzeitig muss der USPS weiter von Alaska bis Florida auf jeder Insel, jedem Gipfel und in jeder Kleinstadt Amerikas die Briefversorgung sicherstellen und bekommt dafür Subventionen. Angesichts der mangelnden Wachstumsperspektiven ist der USPS de facto zu einem staatlich gestützten Versandbetrieb für Postwurfsendungen verkommen.
Profitables Massengeschäft
So alternativlos, wie die Post sie darstellt, ist die Preiserhöhung aber nicht. Zwar stagnieren im Konzernbereich Brief seit Jahren die Umsätze, hat sich der Betriebsgewinn seit 2005 halbiert. 64 Millionen Briefe und drei Millionen Pakete befördert die Deutsche Post täglich in Deutschland. Doch dieses vermeintlich lahme Massengeschäft ist für das größte Postunternehmen Europas weiter äußerst einträglich. Und viel zu wichtig, um es aufzugeben.
Ein Viertel ihres gesamten Umsatzes verdiente die Post im vergangenen Jahr mit Briefen und Paketen. Die Sparte ist weiter eines der profitabelsten Segmente: Von jedem Euro Umsatz blieben 2012 vor Zinsen und Steuern 7,5 Cent Gewinn bei der Post hängen. Nur bei den Expressdiensten waren es mit 8,7 Cent noch mehr. Im Frachtversand und im Geschäft mit Lieferketten-Logistik waren es mit nur 3,3 bzw. 2,9 Cent erheblich weniger.
Der Briefversand in Deutschland lohnt sich also weiterhin. Es liegt daher nahe, dass die Post sich nicht nur zur Preiserhöhung gezwungen sah, sondern einfach mehr verdienen will. Denn auch wenn der zweite Portoanstieg in wenig mehr als einem Jahr schlechte Nachrichten produziert, tun zwei Cent dem einzelnen Briefeschreiber nicht wirklich weh. Außerdem hat er bei einem runden Betrag wie 60 Cent weniger Ärger mit Wechselgeld. Und wenn man einmal dabei ist, kann man die Paketpreise auch gleich mit erhöhen, scheint die Post zu denken. Auch für den Konzern sind 60 Cent ab dem 1. Januar also eine runde Sache.
Quelle: ntv.de