Wirtschaft

Ausverkauf beim Warenhaus Wer erwirbt Karstadt und Kaufhof?

Der Himmel über Karstadt hängt eigentlich voller Wolken: Der Konzern ist insolvent.

Der Himmel über Karstadt hängt eigentlich voller Wolken: Der Konzern ist insolvent.

(Foto: dpa)

Ein Shopping-Paradies für finanzstarke Investoren: Karstadt und Kaufhof sind zu haben. Doch die Ausgangslage könnte für die Warenhäuser unterschiedlicher nicht sein.

Mit Karstadt und Kaufhof stehen zeitgleich die beiden großen Warenhausketten in Deutschland zum Verkauf. Während Karstadt ein Jahr nach der Pleite einen Retter sucht, könnte der Handelsriese Metro die Gunst der Stunde nutzen. Er lotet den Verkauf seiner profitablen Tochter Kaufhof aus. Die Metro AG bekräftigte aber auch noch einmal ihr Interesse an einem Teil der Karstadt-Filialen. Kaufhof würde - ergänzt um gut laufende Häuser der Konkurrenz - zweifellos für Investoren noch attraktiver werden.

Wie es der Zufall will, ist der 7. Juni in beiden Fällen ein Meilenstein. Wer übernimmt die beiden Traditionsunternehmen, die 1881 von Rudolf Karstadt in Wismar und 1879 von Leonhard Tietz in Stralsund gegründet wurden?

Am Montag berät der Karstadt-Gläubigerausschuss in Essen erneut, welcher der Bieter den Zuschlag bekommen soll. Im benachbarten Düsseldorf ist die Metro AG mit dem Verkauf der Konzerntochter Kaufhof zwar noch lange nicht so weit. Doch Metro-Chef Eckhard Cordes will auch mit Blick auf die anstehende Karstadt-Entscheidung wissen, wie ernsthaft das Interesse ist. Deshalb sollen im Fall Kaufhof ebenfalls bis Montag potenzielle Käufer, zu denen dem Vernehmen nach die Finanzinvestoren Apollo, Permira und Blackstone gehören sollen, Farbe bekennen.

Unterschiedliche Ausgangslage

Die deutschen Warenhäuser sind derzeit ein Shopping-Paradies für finanzstarke Investoren: Vom KaDeWe in Berlin über das Alsterhaus in Hamburg bis hin zum Galeria Kaufhof Köln und dem Kaufhof Frankfurt Hauptwache stehen insgesamt rund 200 Warenhäuser zum Verkauf. Die Filialen von Karstadt und Kaufhof besuchen zusammengenommen mehr als 3 Millionen Kunden pro Tag. Die Häuser befinden sich häufig in den besten Lagen der Innenstädte. Beide Warenhausketten beschäftigen jeweils rund 25.000 Mitarbeiter und sind damit auch große Arbeitgeber.

Über Kaufhof strahlt eigentlich die Sonne: Die Warenhauskette ist profitabel.

Über Kaufhof strahlt eigentlich die Sonne: Die Warenhauskette ist profitabel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Ausgangslage jedoch ist für die traditionsreichen Warenhausketten höchst unterschiedlich: Karstadt musste im Juni 2009 Insolvenz anmelden. Die Kette schlitterte in den vergangenen Jahren von einer Krise in die nächste und ist seit längerem nur noch Mieter in den Karstadt-Häusern. Aktuelle Geschäftszahlen des Unternehmens kennen seit geraumer Zeit nur wenige. Doch aus einer Bestandsaufnahme des Kaufinteressenten Triton geht hervor, dass der Umsatz von Karstadt seit 15 Jahren stetig zurückging - und zwar bei steigenden Kosten.

Ein ganz anderes Bild bietet Kaufhof: Konzernchef Cordes preist die Kölner Warenhaustochter in bester Verkäufermanier bei jeder Gelegenheit an. So sprach er jüngst von einer "sensationellen" Entwicklung bei Kaufhof. 2009 steigerte Kaufhof den bereinigten operativen Gewinn (EBIT) um 3,4 Prozent auf 119 Millionen Euro. Die Kosten für den Konzernumbau sind allerdings nicht enthalten. Einen Nettogewinn veröffentlicht Metro für die Töchter nicht. Der Kaufhof- Umsatz nahm im Krisenjahr 2009 nur um 1,9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro ab.

Metro wird neu geordnet

Aber warum will Metro Kaufhof verkaufen, wenn das Geschäft so gut läuft? Cordes ordnet den Konzern neu, dabei rückt der Großhandel in den Mittelpunkt. Mit den Metro-Märkten für Gewerbetreibende fährt der Konzern den Großteil seines Gewinns im Ausland ein. Die Elektronik-Ketten MediaMarkt und Saturn expandieren in Osteuropa und Asien. Für neue Ziele wie Indonesien und Brasilien könnte Cordes zusätzlichen finanziellen Spielraum gut brauchen. Für Kaufhof schwebt ihm ein Preis von 2 bis 3 Milliarden Euro vor. Was den Kaufhof so wertvoll macht, sind die Immobilien. Etwa die Hälfte der Warenhäuser ist in Metro-Besitz.

Konzernchef Eckhard Cordes ordnet Metro neu. In den Mittelpunkt soll der Großhandel rücken.

Konzernchef Eckhard Cordes ordnet Metro neu. In den Mittelpunkt soll der Großhandel rücken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Bieter für beide Ketten ist nicht in Sicht. Die Metro AG, die selbst immer wieder Interesse an etwa 50 der 90 Karstadt-Warenhäuser bekundet hat, könnte aber mit einem Kaufhof-Investor auf den neuen Karstadt-Eigentümer zugehen. In einer solchen Dreierkonstellation könnte es doch noch zu einem Zusammenschluss kommen, meinen Branchenkenner. Cordes hat weitere Optionen: Er kann Kaufhof einfach verkaufen oder noch behalten.

Handelsexperte Michael Gerling geht zwar davon aus, dass die Zahl der Warenhäuser in Deutschland tendenziell weiter sinken wird. Dass sie wie Dinosaurier aussterben, befürchtet er aber nicht. Ein Blick in die Schweiz, nach England oder Spanien zeige, dass Warenhäuser erfolgreich sein können. Jedoch müsse am Konzept gefeilt werden, Fusionen und Kostensenkungen seien keine Allheilmittel. "Bei Bekleidung muss man einen Weg finden, an Top-Marken heranzukommen", nannte er als Beispiel. Einkaufen müsse ein Erlebnis sein. "Wir müssen heute nicht Hungrige satt machen, sondern Satte hungrig."

Quelle: ntv.de, Simone Hett und Volker Danisch, dpa

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