Wirtschaft

Tauziehen um Karstadt Wer sind die Player?

Alle Ambitionen, die Karstadt-Rettung zügig über die Bühne zu bringen, werden von dem komplizierten Geflecht, das sich Ex-Chef Middelhoff einst ausgedacht hat, zerstört. Die Geldgeber, die damals als sichere Bank galten, sind heute die schwierigsten Partner. Aber wer ist eigentlich wer in diesem Drama?

Angespanntes Warten darauf, dass sich die Gläubiger von Highstreet einigen.

Angespanntes Warten darauf, dass sich die Gläubiger von Highstreet einigen.

(Foto: Reuters)

Die Pleite von Arcandor hat einige der komplizierten und unübersichtlichen Geschäfte des ehemaligen Vorstandschefs Thomas Middelhoff offenbart. Zu den Transaktionen, mit denen er dem Handelskonzern frisches Geld beschaffen wollte, gehörte der Verkauf der Karstadt-Warenhäuser an ein Konsortium um die Investmentbanken Goldman Sachs und Deutsche Bank für rund 4,6 Mrd. Euro.

Mit den Folgen kämpft Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg, der Karstadt an den Milliardär Nicolas Berggruen verkaufen will. Berggruen hat nur bis 2. September Zeit, um die Bedingungen zu erfüllen.

HIGHSTREET ist ein Konsortium, dem 86 der 120 Warenhaus-Immobilien gehören. Karstadt hat diese langfristig gemietet. An Highstreet beteiligt sind mehrere von Goldman Sachs aufgelegte "WHITEHALL"-Fonds (51 Prozent), Goldman selbst hält daran rund ein Viertel. 49 Prozent an Highstreet liegen bei der Deutsche-Bank-Infrastruktur-Tochter RREEF, die den Versicherer Generali, den Immobilienkonzern Pirelli RE und den Kaufhausunternehmer Maurizio Borletti ("La Rinascente", "Printemps") um sich geschart hat.

BORLETTI, der gut zwei Prozent an Highstreet hält, will Karstadt mit Hilfe des US-Einzelhandelsinvestors GORDON BROTHERS selbst übernehmen. Der Gläubigerausschuss lehnte seinen Vorstoß aber ab.

Highstreet hat rund 3,4 Mrd. Euro für die Immobilien fremdfinanziert. 1,4 Mrd. kommen von MEZZANINE-Gläubigern, 1,1 Mrd. aus einer britischen Anleihe ("FLEET STREET 2"), 850 Mio. aus einem Kredit der VALOVIS BANK. Alle Gläubiger müssen Änderungen an dem General-Mietvertrag und an dem dazugehörigen Kreditvertrag zustimmen. Dazu soll - wohl am 1. September - eine formelle Gläubigerversammlung stattfinden.

MEZZANINE-Gläubiger: Sie haben bereits Zustimmung zu den Änderungen signalisiert. Mit der Mischform von Fremdkapital und Eigenkapital hätten sie bei einem Zusammenbruch von Karstadt am meisten zu verlieren.

VALOVIS BANK: Ihr Kredit ist mit 36 Karstadt-Häusern und rund 17 weiteren Immobilien - etwa Parkhäusern - besichert. Die Bank hatte sich gegen die Forderung von Berggruen gewehrt, die Mietsenkungen im Grundbuch einzutragen, weil die Sicherheiten von Valovis damit weniger wert würden. Die Finanzaufsicht BaFin hat deswegen schon ein kritisches Auge auf sie geworfen. Valovis hat den Kredit - der für eine Bank ihrer Größe ungewöhnlich groß ist - über einen Pfandbrief refinanziert. Die Bank gehört dem Karstadt Mitarbeitertrust. Der Pensionsfonds zahlt die Betriebsrenten für rund 50.000 ehemalige Karstadt-Mitarbeiter.

"FLEET STREET 2": Die 50 Gläubiger der mit den restlichen Karstadt-Häusern besicherten Schuldpapiere haben der Änderung des General-Mietvertrags schon zugestimmt. Bereits im Februar hatten sie Zugeständnisse bei den Mieten gemacht, die Berggruen aber nicht ausreichten.

Quelle: ntv.de, dpa

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