Wirtschaft

Machtkampf bei Volkswagen Wer wird Chef?

Mit dem Burgfrieden, der vergangenen Dienstag in Salzburg im Porsche-Klan geschlossen wurde, ist lediglich ein Zeitgewinn gelungen. Wie der zu konstruierende Auto-Gigant im Detail aussehen soll, bleibt bisher offen. Von wegen Frieden also. Hinter den Kulissen hat der Machtkampf gerade erst begonnen.

Dabei hat sich das Blatt von Wendelin Wiedeking und Porsche schwer verschlechtert. Die Rache der Banken hat den Sportwagenbauer gnadenlos erwischt. Hatte es Wiedeking noch vor Jahresfrist geschafft selbst Spezialisten für die Aktienmärkte mit ihren verdeckten Optionen auf VW-Papiere zu verblüffen. Doch Freunde hat man sich damit wahrlich nicht geschaffen. Die Geldhäuser haben Porsche jetzt einen 3,3 Milliarden-Kredit fällig gestellt. Das führte zu der Situation, dass Porsche unter Hochdruck neue Gelder auftreiben muss. Sonst könnten die Gläubiger in Stuttgart das Licht ausdrehen.

Porsche in der Defensive

Wenn sich jemand so verspekuliert hat wie Wiedeking, dann ist das nicht gerade ein Empfehlungsschreiben. Das weiß auch der Porsche-Vorstand. Dass er sich dennoch Chancen auf die Führung des Gesamtkonzerns ausrechnen darf, ist lediglich seinem Proteg Wolfgang Porsche zu verdanken. Er ist der Vermittler in der Familie, der um Ausgleich bemühte Moderator. Und er fühlt sich Wiedeking verpflichtet, weil dieser den Sportwagenhersteller saniert hat.

Zudem ist schwer vorstellbar, dass Porsche im VW-Konzern eine Marke wie jede andere wird. Porsche neben Seat und Skoda, das wird auch in der Porsche-Familie kaum jemand wollen. Also muss für die Stuttgarter eine Sonderrolle her. Wie die aussehen soll, ist allerdings offen. Das werden die kommenden vier Wochen erst zeigen.

Pi ch hält die Trümpfe

Kompliziert macht das Konstrukt jedenfalls das VW-Gesetz. Das ist nicht einfach auf einen neuen Konzern übertragbar. Daher ist wahrscheinlich, dass es eine Holding als Dach über den beiden geben wird. Darunter könnte der VW-Konzern in seiner jetzigen Form weitergeführt werden. Damit wäre das eigenwillige Gesetz gerettet und das Land Niedersachsen beruhigt. Ebenso ist aber auch möglich, dass Porsche integriert wird und seine Eigenständigkeit weitgehend verliert. Diese Option sorgt bereits jetzt schon für Alpträume.

VW und sein Oberaufseher Ferdinand Pich haben in jedem die besten Karten in der Hand. Sah gerade Pich nach dem Coup von Porsche wie der große Verlierer aus, so hat sich das Blatt gewendet. Porsche hat sich verzockt und braucht dringend Bares. Und davon hat VW reichlich. Zehn Millionen schlummern auf den Konten der Wolfsburger. Würde man das Sportwagengeschäft von Porsche kaufen, wären die Stuttgarter damit auf einen Schlag saniert. Aber eben auch ihre Perle los.

Wiedekings Zukunft offen

Gerüchten zufolge könnte Pich den Vorsitz der Holding in der Anfangszeit selbst übernehmen. Später könnte dann VW-Chef Winterkorn folgen, wenn ein geeigneter Nachfolger bei VW gefunden ist. In dem Fall wäre allerdings die Zukunft von Wiedeking ungewiss. Denn dass der sich als einer von vielen Markenvorständen einordnet gilt als unwahrscheinlich.

Man darf gespannt sein, wie sich dieser Wirtschaftskrimi mit angekoppelter Familien-Saga weiter entwickelt. Es ist eine Geschichte, die sich kaum ein Drehbuchautor besser hätte ausdenken können. Überraschende Wendungen inklusive. Selbst heute ist noch nicht klar, wer am Ende als Sieger vom Platz geht.

Quelle: ntv.de

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