Wirtschaft

Nachfolger für Zoellick gesucht Wer wird Weltbank-Präsident?

Die Suche nach einem neuen Weltbank-Präsidenten steuert auf ihren Höhepunkt zu. Ende April soll der Nachfolger von Robert Zoellick feststehen. Es wird wohl wie immer ein Amerikaner - oder bekommen die Schwellenländer doch eine Chance?

Hauptsache "Made in the USA": Auch Hillary Clinton gehört zum engeren Kreis der Anwärter auf den Weltbank-Posten.

Hauptsache "Made in the USA": Auch Hillary Clinton gehört zum engeren Kreis der Anwärter auf den Weltbank-Posten.

(Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dapd)

Die Stunde der Schwellenländer an der Spitze der Weltbank scheint noch nicht gekommen. Wenn an diesem Freitag bei der internationalen Finanzorganisation die Nominierungsphase für den neuen Präsidenten endet, wird höchstwahrscheinlich wie immer ein Amerikaner als Favorit ins Rennen gehen. US-Präsident Barack Obama - da sind Experten sicher - wird sich das ungeschriebene Recht nicht nehmen lassen, als Nachfolger des im Juni ausscheidenden Robert Zoellick einen Vertrauten an der Spitze der UN-Sonderorganisation zu installieren. Die Frage ist nur, ob es sein Wunschkandidat sein wird.

Seit der Gründung der Bretton-Woods-Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) vor knapp 70 Jahren ist es immer das gleiche Spiel: Der IWF bekommt eine europäische Spitze - derzeit ist es die ehemalige französische Finanzministerin Christine Lagarde - und die Schwester-Organisation auf der anderen Straßenseite in der US-Hauptstadt Washington wird von einem amerikanischen Chef geführt. Die westlichen Partner halten die Mehrheit der Stimmenanteile und haben damit das Sagen.

Entsprechend starren in der Nominierungsfrage alle auf das Weiße Haus. Wer von Obama ernannt wird, kann sich schon einmal gedanklich in seinem neuen Job einrichten. Vor der Entscheidung des 25-köpfigen Weltbank-Exekutivrates Ende April wird er kaum zittern müssen. Die Kandidatensuche erweist sich nach Angaben von US-Medien allerdings als schwierig. Dutzende Namen standen anfangs auf der Liste einer Findungskommission der US-Regierung. Doch nicht jeder, der geeignet ist, will auch. Und nicht jeder, der will, ist politisch tragbar.

Kandidatensuche von Clinton bis Nooni

Prominente wie US-Außenministerin Hillary Clinton, Finanzminister Timothy Geithner und der einstige Präsidentschaftskandidat John Kerry haben desinteressiert abgewunken. Obamas Sondergesandte bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, hätte dank diplomatischer Erfahrung Vorteile, gilt aber in Wirtschaftsfragen als Leichtgewicht - und will angeblich lieber Außenministerin werden. Gelegentlich wird auch die Chefin des US-Getränkekonzerns Pepsi, Indra Nooyi, genannt.

Auch der ehemalige Wirtschaftsberater des Präsidenten, Lawrence Summers, sei in der engeren Wahl, schrieb die "Washington Post". Doch haftet ihm nach persönlichen Querelen auf mehreren Führungsposten ein zweifelhafter Ruf an. Der Armutsbekämpfer und Ökonomie-Professor Jeffrey Sachs dagegen macht ohne Rückhalt aus dem Weißen Haus Werbung in eigener Sache. "Es gab elf Weltbank-Präsidenten und keiner davon war ein Experte für internationale Entwicklungshilfe", klagt er.

Schwellenländer wollen eigene Kandidaten

Gleichzeitig werden Fragen lauter, warum denn überhaupt die USA die Weltbank führen müssen. Seit Jahren wächst unter den 187 Mitgliedsländern Widerstand gegen das transatlantische Bollwerk, vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika machen ihren Führungsanspruch deutlich. Schon bei der Besetzung des IWF-Chefpostens im vergangenen Jahr war die Opposition laut. Kaum verwunderlich also, dass die Schwellenländer auch diesmal eigene Bewerber ins Rennen schicken.

So wird der amerikanische Kandidat nach Medienberichten zumindest formell gegen den ehemaligen kolumbianischen Finanzminister José Antonio Ocampo sowie gegen die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala antreten müssen. Sie sollen von Südafrika und Brasilien ins Rennen geschickt werden. Beide gelten auf der ökonomischem und diplomatischen Bühne als versiert. Ocampo ist derzeit Professor an der Columbia University in New York. Okonjo-Iweala hatte schon einmal einen Direktorenposten bei der Weltbank inne. Fachleute zweifeln, das das Weiße Haus ein ähnliches internationales Kaliber aufbieten kann.

Quelle: ntv.de, dpa

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