"Glücklicher Vorstandschef" Wiedeking will nicht gehen
16.07.2009, 19:15 UhrPorsche will von einer drohenden Machtübernahme durch Volkswagen nichts wissen. Die allein stimmberechtigten Gesellschafterfamilien Porsche und Piech hätten noch keine Entscheidung getroffen und würden auch vor der Aufsichtsratssitzung in einer Woche keine Weichen stellen, sagte der Vize-Chef des Aufsichtsrats, Uwe Hück.

Wendelin Wiedeking demonstriert in Ingolstadt Gelassenheit.
(Foto: AP)
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will allen Rücktrittsgerüchten zum Trotz weiter im Amt bleiben. "Ich bin glücklicher Vorstandschef und fühle mich in der Rolle pudelwohl", sagte der umstrittene Manager am Rande einer Feier zum 100-jährigen Bestehen von Audi in Ingolstadt. Sein Vertrag laufe bis 2012, und er wolle ihn erfüllen. Jetzt müsse man sehen, wie die Porsche-Anteilseigner entscheiden, sagte Wiedeking.
Dagegen verlautete aus VW-nahen Kreisen, dass es sei absehbar sei, dass sich VW-Patriarch Ferdinand Piech im Machtpoker durchsetzen werde. Auch die Zeitungen "Financial Times Deutschland" und "Die Welt" berichteten übereinstimmend, die Eigentümerfamilien seien sich im Grundsatz über das Zusammengehen der Firmen einig, das mit der Übernahme der Hälfte des Sportwagengeschäfts durch VW eingeläutet werde. Da Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit seinem Versuch gescheitert sei, Europas größten Autobauer seinerseits zu beherrschen, werde er das Unternehmen verlassen, berichteten die Blätter. Porsche dementierte auch das.
Der hochprofitable Stuttgarter Konzern hat zwar theoretisch mit seiner Stimmrechtsmehrheit das Sagen bei VW, im VW-Aufsichtsrat ist Porsche aber wegen des VW-Gesetzes in der Unterzahl. Den Stuttgarter Autobauer lähmt eine Schuldenlast, die Kreisen zufolge mit zehn Mrd. Euro den Jahresumsatz weit übersteigt.

Am 23. Juli hat alles Spekulieren endlich ein Ende.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es sei inzwischen fraglich, ob das Unternehmen nach den Aufsichtstreffen von Porsche und VW in der kommenden Woche noch als klarer Gewinner dastehe, schrieb die Investmentbank Sal.Oppenheim ihren Kunden. Die VW-Stammaktien, die von Porsches Ambitionen auf einen größeren VW-Anteil in die Höhe katapultiert wurden, notierten fester bei 255 Euro. Porsche hält rund 51 Prozent der Stimmrechte an VW, Niedersachen gut 20 Prozent.
VW hält sich bedeckt
Bei VW und dem Land Niedersachsen als Großaktionär herrschte Funkstille. "Kein Kommentar", sagte ein Sprecher des Wolfsburger Autobauers. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hatte in den vergangenen Tagen gefordert, noch vor der Audi-Feier Klarheit über die Zukunft von Volkswagen und Porsche zu schaffen. Der CDU-Politiker gilt als klarer Befürworter von Piechs Plänen und Gegner Wiedekings, der sich in Wolfsburg keine Freunde gemacht und Piech gegen sich aufgebracht hat.
Piechs großer Traum
Piech plant seit längerem, unter dem VW-Dach einen weltweiten Branchengiganten zu schaffen, der Branchenführer Toyota hinter sich lässt. Um dieses Ziel zu verwirklichen, soll VW im ersten Schritt knapp 50 Prozent des Sportwagengeschäfts von Porsche übernehmen und die Stuttgarter Holding damit von etwa vier Mrd. Euro Schulden entlasten.

Keine Freunde: VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und Wiedeking.
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Diesen Plan lehnt der seit 17 Jahren amtierende Porsche-Chef Wiedeking ab, der Porsches Bilanz vor allem mit Finanzspritzen des Emirats Katar aufbessern und bei den Alteigentümern weiteres Geld einsammeln will. Der "FTD" zufolge wollen die Eigentümerfamilien Porsche und Piech einem Investor wie dem Emirat Katar aber erst im zweiten Schritt die Tür bei dem neuen gemeinsamen Autokonzern unter Führung von VW öffnen.
Porsches Vize-Aufsichtsrat und Betriebsratschef Hück stärkte Wiedeking den Rücken: Rund 6000 der gut 12.000 Mitarbeiter hätten gegen Piechs Pläne unterschrieben, sagte Hück. Die Beschäftigten und er favorisierten den Einstieg eines Investors und eine Kapitalerhöhung der Milliardärsfamilien Porsche und Piech, denen rund 50 Prozent der Porsche Holding gehört. VW solle hingegen sein Geld zusammenhalten. Die Sprecher der Familien hätten zugesichert, nicht im Alleingang zu entscheiden.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa