"Reihe drängender Wirtschaftsfragen" Wird die Fed noch "lockerer"?
04.12.2010, 09:45 UhrTrotz zum Teil heftiger Kritik will Ben Bernanke die Politik des billigen Geldes beibehalten. In einem TV-Interview deutet der Fed-Chef sogar die Erweiterung des Kaufs von Staatsanleihen an. Bernanke will so die ins Stocken geratene Erholung der US-Wirtschaft voranbringen. Große Sorge bereitet ihm dabei die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt.
US-Notenbankchef Ben Bernanke erwägt angeblich eine weitere geldpolitische Lockerung über das im November angekündigte Programm hinaus. In einem CBS-Interview erläutere Bernanke, warum die Federal Reserve für 600 Milliarden Dollar Staatsanleihen kaufen wolle und er "den Erwerb von mehr nicht ausschließt", teilte der amerikanische TV-Sender mit.
Das als "quantitative Lockerung" bekannte Manöver hatte weltweit Kritik an der Geldpolitik der Fed ausgelöst, unter anderem, weil dadurch der Dollar geschwächt wird. Bernanke hatte den Schritt aber als notwendig verteidigt, um die ins Stocken geratene Erholung der weltgrößten Volkswirtschaft voranzubringen. Ziel ist, die Kreditzinsen zu senken und so die Nachfrage anzukurbeln.
In dem CBS-Interview, das am 30. November aufgezeichnet wurde und am Sonntag ausgestrahlt werden soll, spreche Bernanke über "eine Reihe drängender Wirtschaftsfragen", teilte CBS weiter mit. Er verteidige darin die "quantitative Lockerung" und weise Befürchtungen zurück, dass dadurch übermäßige Inflation ausgelöst werde. Der Zentralbankchef spreche überdies über die hohe Arbeitslosigkeit, das riesige US-Defizit und eine Reform des Steuersystems.
Sorgenkind Arbeitsmarkt
Bernanke hatte bereits im März 2009 in der CBS-Sendung "60 Minutes" ein Interview gegeben. Damals sorgte er mit der Aussage für Schlagzeilen, er erkenne bereits in einigen Märkten "grüne Triebe". "Wir hoffen, dadurch die Erholung zu beschleunigen", hatte Bernanke die Lockerung Anfang November verteidigt. Eine starke amerikanische Wirtschaft sei nicht nur für die Amerikaner entscheidend, sondern für die weltweite Erholung.
Die Arbeitslosigkeit gehe nur "sehr langsam" zurück, beklagte Bernanke. Zudem sei die Inflation "sehr, sehr niedrig und möglicherweise unterhalb eines Niveaus, das auf lange Sicht für eine Volkswirtschaft gesund ist".
Und der Fed-Chef bekam "Argumentations-Unterstützung". Entgegen der Erwartung von Fachleuten war die Arbeitslosigkeit im November auf 9,8 Prozent geklettert - so hoch wie seit April nicht mehr. Im Oktober lag die Quote noch bei 9,6 Prozent. Arbeitgeber hatten im vergangenen Monat lediglich 39.000 neue Stellen geschaffen - Volkswirte hatten mit dem Aufbau von 140.000 Jobs gerechnet. Noch im Oktober waren 172.000 Stellen hinzugekommen.
Quelle: ntv.de, dpa