Streit um libysche Großaktionäre Wirft Profumo das Handtuch?
21.09.2010, 07:18 UhrDer Streit um den Einstieg Libyens bei der italienischen Bank UniCredit fordert möglicherweise den Kopf von CEO Alessandro Profumo. Er werde auf der heutigen Sitzung des Verwaltungsrates seinen Rücktritt ankündigen, berichten Insider. Als Interimschef steht unter anderem der Ex-Chef der heutigen Unicredit-Tochter Hypovereinsbank, Rampl, bereit.

Alessandro Profumo, CEO der Unicredit Bank ist der dienstälteste Vorstandsvorsitzende einer europäischen Großbank. Er sitzt seit 1997 der Bank vor.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Wegen eines Streits um eine Beteiligung Libyens will der Chef der italienischen Großbank Unicredit informierten Kreisen zufolge zurücktreten. Alessandro Profumo werde bei der für heute einberufenen Sitzung das Handtuch werfen, heißt es. Unicredit-Verwaltungsratsvorsitzender Dieter Rampl und andere hochrangige Manager sollen den Posten in dem südländischen Geldhaus vorübergehend besetzen. Rampl war lange Zeit Chef der HypoVereinsbank, der deutschen Tochtergesellschaft von Unicredit.
Den Berichten zufolge ist noch unklar, ob Profumos Rücktrittsgesuch von der Bank angenommen wird. Der Streit soll den Berichten zufolge darüber eskaliert sein, dass Profumo die Führungsgremien der Bank nicht rechtzeitig darüber informiert habe, dass der afrikanische Staat Libyen seine in Italien heftig umstrittene Beteiligung an der Großbank weiter ausgebaut hat. Libyen ist über die Zentralbank und einen Staatfonds mit insgesamt 7,6 Prozent an Unicredit beteiligt.
Zu viel Einfluss für Libyen
Nach italienischem Recht darf ein einzelner Investor aber nicht mehr als fünf Prozent an einem Unternehmen halten. Der Streit mit über den Einstieg Libyens schwelt schon seit vergangenem Jahr. Einige norditalienische Sparkassenstiftungen, die große Aktienpakete an der Unicredit halten, befürchten Einfluss zu verlieren.
Unter Profumos Führung wurde die aus dem Zusammenschluss zahlreicher kleiner regionaler Kreditinstitute hervorgegangene Bank zu einer der größten in Europa. 2005 kaufte die Unicredit die HypoVereinsbank.
Unicredit hatte im Gegenzug für den Einstieg Libyens eine Banklizenz für Libyen erhalten. "Libyen ist unser wichtigster Aktionär, außerdem ist das Land vom Standpunkt der Finanzierungen für Importe und Exporte, sowie für 'project financing' sehr wichtig. Libyen gehört einer Region an, in der wir in den nächsten Jahren wachsen könnten", hatte Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Rampl den Deal vor kurzem noch verteidigt.
Rampl ist einer von vier Stellvertretern Profumos in dem neunköpfigen Vorstand. Dass nach einem Rücktritt Profumos direkt ein Nachfolger bestimmt wird, gilt nicht als wahrscheinlich.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ