Im Krisen-Teufelskreis Weise fürchten Vollbremsung
09.11.2011, 12:05 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Eskalation der Staatsschuldenkrise könnte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der führenden deutschen Wirtschaftsforscher in die Rezession stürzen. Für das kommende Jahr rechnen die so genannten Wirtschaftsweisen mit einem Wachstum von 0,9 Prozent. Gerät der Welthandel jedoch ins Stocken, ist das Plus dahin.
Bei einer Eskalation der Schuldenkrise befürchten die Wirtschaftsweisen einen Konjunktureinbruch. "Im Falle einer Stagnation des Welthandels würde Deutschland in eine Rezession geraten", heißt es im Gutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt werde dann 2012 voraussichtlich um 0,5 Prozent sinken, sollte die Krise nicht auf die Euro-Zone beschränkt bleiben. Wenn es nicht ganz so schlimm kommt, die Verunsicherung aber stärker zunimmt als erwartet und die Konsumenten mit Kaufzurückhaltung reagieren, werde die Wirtschaft um 0,4 Prozent wachsen.
Am wahrscheinlichsten ist für Forscher aber das Basisszenario, wonach die heimische Wirtschaft um 0,9 Prozent zulegt, nach 3,0 Prozent im laufenden Jahr. Die Belebung der Binnennachfrage schiebe das Wachstum im kommenden Jahr entscheidend an, während der Außenhandel es dämpfe. Allerdings hätten die Risiken im Herbst 2011 noch zugenommen. "Die Wirtschaft im Euro-Raum befindet sich in einem Teufelskreis aus Staatsschulden- und Bankenkrise, und politische Unwägbarkeiten verunsichern nach wie vor die Märkte." Entscheidend sei, diese Verunsicherung zu beenden. "Unerlässliche Voraussetzung dafür ist allemal die Umsetzung einer glaubwürdigen Konsolidierungspolitik der öffentlichen Haushalte in den Problemländern", heißt es in dem 435-Seiten langen Jahresgutachten. "Der Ball liegt jetzt in ihrem Spielfeld."
Lob für Krisenmanagerin Merkel
Die Forscher lobten in ihrem Gutachten Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihr Vorgehen in der Schuldenkrise und forderten weiterhin "mutiges Engagement". Für den Fall, dass alle bisherigen Beschlüsse die Märkte nicht beruhigen sollten, schlägt der Sachverständigenrat in seinem am Mittwoch veröffentlichten Gutachten einen "Schuldentilgungspakt" für die Euro-Zone vor. Merkel wies diesen Vorschlag als "nicht machbar" zurück.
Die fünf Weisen loben in ihrem Gutachten mit dem Titel "Verantwortung für Europa wahrnehmen" ausdrücklich die Beschlüsse des Euro-Krisengipfels vom 26. Oktober zur Eindämmung der Schuldenkrise. Der deutschen Politik sei hier eine besondere Verantwortung zugewachsen, der sie "letztlich im Großen und Ganzen gerecht geworden sei", lobte der Sachverständigenrat. Politische Widerstände in anderen Euro-Mitgliedstaaten wie die Ankündigung eines Referendums in Griechenland gingen nicht zu ihren Lasten.
Quelle: ntv.de, nne/rts/AFP