China macht Ernst Yuan steigt auf Rekordhoch
21.06.2010, 19:45 UhrMit kleinen Schritten hat China eine wichtige Etappe in Richtung eines ausgeglichenderen Welthandels genommen. Erstmals seit zwei Jahren legt Chinas Währung am Montag wieder leicht zu. Die Aussichten auf einen stärkeren Yuan lassen weltweit die Aktienkurse steigen.
Die chinesische Notenbank hat wenige Tage vor dem G20-Gipfel eine Aufwertung der Landeswährung zugelassen und damit Hoffnungen auf einen Abbau der globalen Ungleichgewichte genährt. Der Kurs des Yuan stieg am Montag zum Dollar um 0,42 Prozent auf 6,7970 und erreichte damit den höchsten Stand seit fünf Jahren. Die chinesische Notenbank begrenzte den Kursanstieg anders als in der Vergangenheit nicht und hielt sich damit an ihr Versprechen vom Wochenende, die feste Bindung des Yuan an den Dollar aufzuweichen. Die Bundesregierung begrüßte die Reform. Analysten sehen darin aber vor allem den Versuch Chinas, einem Handelsstreit mit den USA aus dem Weg zu gehen.
Vor dem Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am kommenden Wochenende sei durch die Ankündigung vom Samstag etwas Brisanz aus dem Konflikt genommen worden, sagte Janis Hübner von der DekaBank. Die feste Bindung der chinesischen Währung an den Dollar hatte der Regierung in Peking den Vorwurf der USA eingebracht, ihren Exporteuren unzulässige Vorteile am Weltmarkt zu verschaffen. Nun forderte die US-Regierung China auf, die angekündigten Reformen unverzüglich umzusetzen.
Ein höherer Kurs des Yuan verteuert chinesische Exporte, verbilligt aber Einfuhren aus dem Dollar-Raum nach China. Die Reform könnte dazu beitragen, die weltweiten Ungleichgewichte abzubauen, sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Deutschlands Exporteure erhielten so Rückenwind, sagte Volker Treier, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Erst der Anfang
Experten gehen davon aus, dass die chinesische Währung in den kommenden Tagen weiter an Wert gewinnt: "Sie müssen mit etwas Realem in der Hinterhand zum G20-Treffen reisen", sagte Sean Callow von Westpac in Sydney. Allerdings wird nicht mit einer schnellen Aufwertung des Yuan zum Dollar gerechnet, zumal die Notenbank bereits angedeutet hatte, der Yuan liege in der Nähe seines reellen Wertes. Von Reuters befragte Analysten erwarten allenfalls einen Anstieg um 2,4 Prozent bis Jahresende, binnen zwölf Monaten rechnen sie mit einem Plus von 3,8 Prozent. Nach dem kräftigen Kursgewinn vom Montag dürfte es gemächlicher weitergehen, sagen Händler. Entscheidend sei es nun, welchen Referenzkurs die chinesische Zentralbank für Dienstag setze: Daraus könne man ablesen, bis zu welchem Ausmaß sie Kursveränderungen akzeptiere.
Die chinesische Notenbank hatte am Samstag angekündigt, den Yuan an einen Währungskorb zu orientieren, bisher war der Yuan fest an den Dollar gekoppelt. Pro Tag darf sich der Yuan-Kurs aber maximal um 0,5 Prozent nach oben oder unten bewegen, die gleiche Spanne wie schon in den vergangenen Jahren. Zuletzt wurde dieser Rahmen aber nicht ausgeschöpft, die Zentralbank schritt regelmäßig ein und kaufte etwa Dollar, um größere Kursanstiege der chinesischen Währung zu verhindern. Inzwischen ist China der größte Gläubiger der USA.
Stärkeres Gewicht für Euro?
Details zu den geplanten Wechselkursreformen wie etwa der Zusammensetzung des Währungskorbes ließen die chinesischen Währungshüter offen. Nach Einschätzung von Lena Komileva vom Handelshaus TullettPrebon streben die Notenbanker möglicherweise eine wichtigere Rolle für den Euro an: Seit Jahresbeginn hat der Yuan zum Euro kräftig an Wert gewonnen, weil im Zuge der Schuldenkrise in der europäischen Peripherie die Gemeinschaftswährung zum Dollar knapp 14 Prozent verloren hat. Wird nun die Zusammensetzung des Währungskorbes flexibler gehandhabt, könnte China so seinen Exporteuren helfen, sich gegen europäische Firmen im Dollar-Raum zu behaupten, sagte Komileva. "Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass der Yuan zum Dollar an Wert gewinnt."
China hatte den Yuan Mitte 2008 fest an den Dollar gekoppelt und damit eine drei Jahre währende Aufwertungsphase beendet. Mit dem Schritt unterstützte die Regierung in Peking die chinesischen Exporteure angesichts der weltweiten Finanzkrise. Das hatte ihr Vorwürfe eingebracht, sich auf Kosten etwa der USA Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Experten weisen aber darauf hin, dass allein ein höherer Kurs der chinesischen Währung kaum ausreicht, um die weltweiten Ungleichgewichte abzubauen und das massive Handelsbilanzdefizit der USA zu schließen.
Quelle: ntv.de, nne/rts