Wirtschaft

Krise dämpft Erwartungen ZEW-Index bricht ein

Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland geben im Juni überraschend stark nach. Der ZEW-Index sinkt auf 28,7 Punkte von 45,8 im Mai. Dafür wird die aktuelle Lage aber wesentlich besser beurteilt als erwartet.

"Die aktuelle Erholung ist noch fragil."

"Die aktuelle Erholung ist noch fragil."

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schuldenkrise in Europa dämpft den Konjunkturoptimismus der Börsenprofis kräftig. Das ZEW-Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank im Juni auf 28,7 Punkte von 45,8 Zählern im Vormonat. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter Anlegern und Analysten mit. Damit liegt das Barometer nur noch leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Experten hatten mit einem Rückgang auf 42,0 Punkte gerechnet.

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Schuldenkrise und die Aussicht auf Sparmaßnahmen in den EU-Ländern drückt dem ZEW zufolge auf die Stimmung. "Die aktuelle Erholung ist noch fragil. Die Politik ist deswegen gut beraten, die notwendigen Konsolidierungsschritte jetzt festzulegen, aber erst im Jahr 2011 umzusetzen", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die Märkte reagierten mit Enttäuschung auf die Daten: Der Dax rutschte ins Minus, der Euro fiel zeitweise unter die Marke von 1,22 US-Dollar.

Einen Lichtblick gab es jedoch: Die Lage bewerteten die Börsianer deutlich besser. Dieses Barometer kletterte von minus 21,6 auf minus 7,9 Punkte. Experten hatten hier einen Anstieg auf minus 15 Zähler vorausgesagt.

Spekulationen über Euro-Nothilfe

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf Ramschstatus gesenkt und damit an den Finanzmärkten erneut Zweifel an einer schnellen Gesundung der Euro-Zone geschürt. Auch Spanien kämpft mit Problemen im Bankensektor und überhöhten Defiziten. Es wurde vor einigen Wochen von der Ratingagentur Fitch herabgestuft. Die Regierung in Madrid musste mehrfach Gerüchten entgegentreten, das Land wolle den Euro-Rettungsschirm in Anspruch nehmen. "Die Spekulationen über Spanien haben bei den ZEW-Zahlen definitiv eine Rolle gespielt. Wenn klar ist, dass das Land in den nächsten Wochen und Monaten keine dramatischen Probleme bei der Refinanzierung bekommen wird, werden sich die Finanzmärkte beruhigen", sagte Ökonom Glenn Marci von der DZ Bank. Er sehe die Zahlen weniger als Maß für die Sorgen um die Realwirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft war im ersten Quartal trotz des langen Winters und der Schuldenkrise überraschend um 0,2 Prozent gewachsen. Für das Frühjahr erwartet die Bundesbank ein kräftiges Anziehen der Wirtschaft. Für das Gesamtjahr erwartet sie ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 1,9 Prozent. Bundesbankpräsident Axel Weber rechnet damit, dass sich Deutschland in diesem Jahr zur Wachstumslokomotive in der Euro-Zone entwickelt.

Quelle: ntv.de, rts

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