Wirtschaft

Stärker als erwartet ZEW-Index fällt

Börsenprofis sehen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft wieder deutlich skeptischer. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturerwartungen fällt im November stärker als erwartet.

Die Lage erscheint rosiger als die Aussichten.

Die Lage erscheint rosiger als die Aussichten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Konjunktur-Zuversicht deutscher Finanzexperten hat den zweiten Monat in Folge einen Dämpfer erhalten. Die ZEW-Konjunkturerwartungen fielen im November um 4,9 Punkte auf 51,1 Punkte, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit. Im Vorfeld befragte Experten hatten mit einem Rückgang auf 55,0 Punkte gerechnet.

Die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich indes um 6,6 Punkte auf minus 65,6 Punkte. Experten hatten hier mit einem Anstieg auf minus 70,0 Punkte gerechnet.

Trotz des Rückgangs befinden sich die Konjunkturerwartungen laut ZEW auf einem hohen Niveau. Unsicher sei zurzeit vor allem die Entwicklung des privaten Konsums: Ein allmählich steigendes Preisniveau und die unsichere Arbeitsmarktsituation könnten den Verbrauch dämpfen, hieß es. "Optimistisch stimmt hingegen, dass sich die deutsche Ausfuhr kontinuierlich bessert und so das Wirtschaftswachstum stärkt."

In ihren ersten Reaktionen kommentierten Volkswirte das Stimmungsbild der Wirtschaftsforscher skeptisch. "Die Wachstumserwartungen beim ZEW haben ihren Zenit überschritten, es war der zweite Rückgang in Folge", stellte Andreas Rees von der italienischen Großbank Unicredit fest. "Die Wachstumserwartungen des Indikators werden in den nächsten beiden Monaten zurückgehen. Die Daten signalisieren eine moderate Wachstumsverlangsamung im Frühjahr 2010."

Seiner Einschätzung nach gehen die Analysten und Assetmanager stärker dazu über, ein langsameres Wachstum einzupreisen. Hintergrund sei, dass der Lagerzyklus Ende des zweiten Quartals 2010 zu Ende gehe und die Fiskalpakete weltweit an Wirkung verlören. "Die Geschäftserwartungen beim Ifo-Index und das gesamte Geschäftsklima hingegen haben noch Luft nach oben", meinte der Unicredit-Ökonom. "Auch die harten Wirtschaftsdaten werden in der nächsten Zeit noch weiter nach oben gehen."

Anhaltende Erholung

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Für die Gesamtwirtschaft erwarte sein Haus im dritten Quartal ein Wachstum von 0,8 Prozent. "Das vierte Quartal und der Jahresauftakt 2010 dürften ein bisschen schwächer sein. Dennoch wird es für Deutschland vergleichsweise starke Daten bis zum ersten Quartal 2010 geben, danach wird sich das Wachstum verlangsamen", so Volkswirt Rees.

Simon Junker von der Commerzbank kommentiert dagegen: "Die Korrektur an den Aktienmärkten hat die Analysten vorsichtiger gemacht. Am Konjunkturbild ändert sich nichts, was wir bei den Aufträgen und beim Außenhandel sehen, die zuletzt deutlich zugelegt haben."

Die Erholung laufe ganz klar, so Junker weiter. Die Erholung werde auch im vierten Quartal anhalten. "Allenfalls wird sich das Wachstum abschwächen, einen Rückfall erwarten wir nicht. Allerdings kommt es zu Bremswirkungen durch Korrekturen in Partnerländern, wo die Exportmärkte nicht so gut laufen. Das ist der Grund für ein Abschwächen der Wachstumsdynamik im kommenden Jahr."

"Es ist erstaunlich, dass sich der Index verschlechtert hat", meinte dagegen Gerd Hassel von der BHF-Bank. "Offenbar trübt sich an den Finanzmärkten die Stimmung wieder ein, nachdem man zuvor die Wirtschaftsentwicklung mit Euphorie betrachtet hat. Es kehrt Realismus ein", fasste Hassel die Situation aus seiner Sicht zusammen.

Ende des Markteingriffs

"Das hängt auch damit zusammen, dass die günstige Entwicklung, die wir zuletzt gesehen haben, durch die fiskalpolitischen Maßnahmen getrieben wurde. Diese dürften aber im kommenden Jahr auslaufen und die Produktion dämpfen", so Hassel weiter. "Schon im vierten Quartal ist wegen des Auslaufens der Abwrackprämie nur noch mit leichten Anstiegen der Wirtschaftsleistung zu rechnen."

Getragen von den Konjunkturprogrammen und der anziehenden Nachfrage auf den Weltmärkten war die deutsche Wirtschaft zuletzt wieder besser in Schwung gekommen. Sowohl die Exporte als auch die Industrieproduktion zogen im September kräftig an. Einer Marktbefragung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge rechnen Experten für das Sommer-Quartal im Schnitt mit einem Wachstum von 0,8 Prozent. Die offiziellen Daten dazu werden gegen Ende der Woche erwartet.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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