Lage und Ausblick Deutschlands ZEW-Index steigt nur leicht
15.09.2009, 11:59 UhrDie Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten bleiben anscheinend günstig. Der viel beachtete ZEW-Index zeichnet im September ein gegenüber dem Vormonat nur geringfügig verändertes Bild der Lage. Die Reaktionen am Markt fallen dennoch deutlich aus.

Erst werden sie befragt, dann reagieren sie: Finanzmarktexperten bei der Arbeit.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Börsenexperten bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im September etwas besser als im Vormonat. Die in einem Teilindex widergespiegelten Erwartungen der befragten Beobachter stiegen um 1,6 auf 57,7 Punkte, teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit. Auch die Lage beurteilten die Experten besser als im Vormonat. Der Teilindex stieg auf minus 74,0 Punkte von minus 77,2 Zählern.
Hoffnungen für die deutsche Konjunktur beruhen demnach vor allem darauf, dass sich der Welthandel erhole und damit die Exporte zulegten. Auch für den privaten Konsum sind die Experten laut ZEW optimistischer geworden - obwohl die Abwrackprämie ausläuft und eine steigende Arbeitslosigkeit zu erwarten sei.
Am Markt hatten Beobachter im Schnitt mit einem deutlicheren Anstieg auf 60,0 Punkten gerechnet. "Es war zu erwarten, dass es keine große Verbesserung geben würde. Das zeigt, dass immer noch eine nicht unerhebliche Zahl von Analysten daran zweifelt, dass diese Erholung nachhaltig ist. Sie erwarten sogar eine baldige Verschlechterung", sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen in einer ersten Reaktion.
"Für uns ist der ZEW-Indikator heute schon eine Enttäuschung", kommentierte dagegen Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus. Die Enttäuschung beruhe dabei nicht auf der Erwartungskomponente, sondern auf der immer noch schwachen Einschätzung der aktuellen Lage. Die sei 2angesichts der zuletzt wieder besseren Auftragslage und des belebteren Welthandels" schwächer ausgefallen als erwartet.
Steiniger Weg statt V-Verlauf
"Vielleicht hat in der Gesamtbetrachtung die jüngste Aufwertung des Euro eine Rolle gespielt, das ist aber nicht klar", führte Schilbe weiter aus. "Insgesamt wird deutlich, dass der beginnende Aufschwung wohl keine V-förmige Formation annehmen, sondern eher steinig verlaufen wird."
Merkwürdig sei, dass die Umfrageteilnehmer einen stärkeren Konsum erwarten. "Ich teile das nicht, weil ich glaube, dass uns am Arbeitsmarkt noch einiges bevorsteht und zudem die ausgelaufene Abwrackprämie hier im kommenden Jahr negativ zu Buche schlagen wird", erklärte Schilbe.
Helaba-Ökonom Ralf Umlauf meinte dagegen: "Ungeachtet der leichten Enttäuschungen bleibt das Szenario einer wirtschaftlichen Erholung intakt." Durch die Verbesserung der Lagebeurteilung werde "sogar die Erwartung einer gegenüber dem zweiten Quartal beschleunigten Expansion der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal gestützt".
Die Vorgaben für den Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich aus Lagebeurteilung und Erwartungshaltung zusammensetzt, beurteilte Umlauf als "positiv".
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts