Niederlage für Winklevoss-Zwillinge Zuckerberg setzt sich durch
23.07.2011, 11:33 UhrHat Mark Zuckerberg die Idee für Facebook nur gestohlen? Drei ehemalige Kommilitonen behaupten das seit Jahren, müssen vor Gericht aber eine Schlappe nach der anderen einstecken. Auch ein Richter in Boston schlägt sich auf die Seite Zuckerbergs.
Im Streit um die Facebook-Entstehung kann Firmengründer Mark Zuckerberg den nächsten Sieg verbuchen. Nachdem der Oberste Gerichtshof in Washington bereits eine Klage ehemaliger Kommilitonen abwies, die Zuckerberg Ideenklau vorgeworfen hatten, hat sich nun auch ein Gericht in Boston auf seine Seite geschlagen.
Der zuständige Richter schloss am Freitag den Fall, der seit 2007 gärte. Eine Begründung gab es zunächst nicht. Gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg kündigte der Winklevoss-Anwalt aber an, das Verfahren in Boston wieder ans Laufen kriegen zu wollen.
Die Winklevoss-Zwillinge werfen Zuckerberg vor, während der gemeinsamen Studienzeit an der US-Eliteuni Harvard im Jahr 2003 ihre Idee zum sozialen Onlinenetzwerk ConnectU ("Vernetze Dich") gestohlen zu haben. Die Brüder und ihr Freund Divy Narendra hatten den jungen Zuckerberg mit der Weiterentwicklung ihres Programms beauftragt. Zuckerberg habe sich aber nicht an den Vertrag gehalten, sondern im Februar 2004 mit Facebook sein eigenes Netzwerk gestartet. Facebook weist diese Darstellung zurück.
Eigentlich schienen die Vorwürfe im Jahre 2008 mit einem Vergleich beendet. Die Einigung hatte den ohnehin wohlhabenden Zwillingen 20 Mio. Dollar in bar und weitere 45 Mio. in Facebook-Aktien zugesprochen. Inzwischen wird das Volumen durch den gestiegenen Wert des Aktienpakets auf deutlich mehr als 100 Mio. Dollar geschätzt.
Doch den Brüdern reicht das nicht aus, sie wollen den Vergleich annullieren. Denn dieser bewerte das gesamte Unternehmen mit 15 Mrd. Dollar – viel zu wenig, meinen die Zwillinge.
Wer hat Facebook erfunden?
Die Zwillinge behaupten, sie hätten Facebook erfunden. Doch ob das wirklich der Fall ist, ist äußerst zweifelhaft. So weist Farhad Manjoo vom Online-Magazin "Slate" darauf hin, dass Zuckerberg von vielen Seiten Anregungen, Geld und Wissen bezogen habe. "In der Frühzeit von Facebook war so gut wie nichts neu. Selbst wenn die Zwillinge wirklich zuerst eine Idee für ein soziales Netzwerk für Harvard hatten – soziale Netze für Studenten gab es schon länger", schreibt Manjoo.
Facebook sei nur deshalb so viel Wert, weil es etwas längst Bekanntes besser, schneller, schöner, nützlicher mache und einen großen Suchtfaktor erzeuge. "Facebook ist Milliarden Dollar wert, weil es ein Produkt ist, das zahlreiche Menschen nutzen wollen", betont Manjoo. Zuckerberg habe nicht die Idee für soziale Netzwerke gehabt. "Aber es gibt keinen, dem hier mehr Verdienst gebührt." Es sei ein Fehler anzunehmen, hätte Zuckerberg nur etwas fairer gespielt, dann würde nun jemand anderes eine milliardenschwere Firma führen, die die Welt verändert.
Bei Facebook tummeln sich nach letztem Stand 750 Millionen Menschen - was die Website für die Werbeindustrie hochinteressant macht. Mittlerweile kursieren Facebook-Bewertungen von 100 Mrd. Dollar und mehr.
Für Facebook ist es wichtig, die Streitigkeiten um die Anfänge des weltgrößten Online-Netzwerks aus der Welt zu räumen. Denn für kommendes Jahr wird mit einem Börsengang von Facebook gerechnet.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP