Deutsche-Bank-Affäre geht weiter Zwei Manager entlassen
21.07.2009, 15:37 UhrDie Deutsche Bank hat im Zuge der Datenschutzaffäre zwei hochrangige Manager entlassen. Gehen müssen der Leiter der Konzernsicherheit in Deutschland, Rafael Schenz, sowie der Leiter der Abteilung Investor Relations (IR), Wolfram Schmitt, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.
Ende Mai hatte die Deutsche Bank mögliche Datenschutzverstöße in früheren Jahren eingeräumt. Sie informierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die eine Sonderprüfung anordnete. Daneben beauftragte das Frankfurter Geldinstitut die Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton mit der Untersuchung der Vorgänge.
Überwachung angeordnet
Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person untersucht die Anwaltskanzlei vier Vorgänge, bei denen die Bank Dritte beauftragt haben soll, Personen zu überwachen, die mit der Bank in Verbindung standen. So habe die Bank Gerald Herrmann überwachen lassen. Der ehemalige Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat sei verdächtigt worden, Informationen weiter gegeben zu haben. Auch der kritische Aktionär Michael Bohndorf, der Medienunternehmer Leo Kirch sowie der Chief Operating Officer (COO) der Bank, Hermann-Josef Lamberti, seien überwacht worden, sagte der Informant.
Die vier untersuchten Vorfälle beträfen die Jahre 2001, 2006 und 2007. 2001 sei Herrmann ins Visier der Bank geraten, weil er verdächtigt wurde, Geschäftszahlen an die Presse weitergegeben zu haben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. 2001 habe die Bank untersucht, ob Herrmann Geschäftszahlen an Medien geleitet habe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Deutsche Bank habe sich bei Herrmann für die Bespitzelung entschuldigt.
Privatdetektive beauftragt
2006 und 2007 habe es Untersuchungen gegen andere Personen gegeben: In einem Fall habe die Bank Privatdetektive beauftragt, um festzustellen, ob eine Verbindung zwischen Bohndorf und Kirch bestand, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Kirch hatte den früheren Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG, Rolf Breuer, für den Zusammenbruch seiner Mediengruppe verantwortlich gemacht. In einem Interview hatte Breuer 2002 die Kreditwürdigkeit von Kirch infrage gestellt.
Im Fall von Lamberti hätten Privatdetektive die Sicherheitsmaßnahmen überprüft. So sei unter anderem erfolglos versucht worden, einen GPS-Sender am Fahrzeug des COO zu befestigen, sagte ein Informant.
Die Bank wartet auf den Abschlussbericht der Anwaltskanzlei zu den Ermittlungen, der in den kommenden zwei Wochen erwartet wird. Ein Entwurf ist bereits dem Aufsichtsrat vorgelegt worden. Offenbar war dies der Auslöser für die nun erfolgte Entlassungen von Schenz und Schmitt. Die beiden Manager waren im Zuge der Ermittlungen bereits beurlaubt worden.
Schmitt werde offenbar vorgeworfen, bei der Weitergabe von Informationen über Aktionäre an Detektive eine Rolle gespielt zu haben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Über die Entlassungen wurde zuerst vom Magazin "Der Spiegel" berichtet. Schenz und Schmitt waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
"Isolierte Einzelfälle"
Die Deutsche Bank AG werde sich erst nach Vorliegen des Abschlussberichts der internen Untersuchung zu den Ergebnissen und den daraus resultierenden Konsequenzen äußern, sagte ein Sprecher. Man arbeite weiterhin mit den Behörden zusammen, die man über die Datenschutzaffäre informiert habe. Ein Sprecher der Bank fügte hinzu, dass die Untersuchung lediglich isolierte Einzelfälle betreffe. Es habe kein systematisches Programm gegeben, um Informationen über Manager oder Kritiker des Unternehmens zu sammeln. Auch beträfen die Vorfälle weder Kunden noch Kontodaten.
Die zuständige Aufsichtsbehörde für den Datenschutz beim Regierungspräsidium Darmstadt habe umfangreiche Beweise an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet nachdem mögliche Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen festgestellt worden seien, sagte eine mit der Untersuchung vertraute Person. Angesichts des Umfangs des Materials werde die vorläufige Untersuchung mehrere Wochen beanspruchen. Erst nach Sichtung des Materials könne eine Entscheidung getroffen werden, ob eine offizielle Untersuchung eingeleitet werde.
Quelle: ntv.de, DJ