Trotz Start mit Schmackes US-Wirtschaft braucht Hilfe
03.02.2011, 21:20 UhrUnerwartet wenig Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, eine überraschend positive Entwicklung der Dienstleister und selbst die Industrie kann über ein Auftragsplus jubeln: Die US-Wirtschaft ist wieder da. Der Start in 2011 ist vollauf gelungen. Dennoch warnt Fed-Chef Ben Bernanke.
Die Erholung der US-Wirtschaft gewinnt in diesem Jahr an Kraft. Davon geht der oberste Währungshüter des Landes, Fed-Chef Ben Bernanke, fest aus. Aber er warnt auch: Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und die zu niedrige Inflation erfordern seiner Ansicht nach eine weitere Unterstützung der Notenbank. In einer Rede vor dem National Press Club zeigte sich Bernanke wenig besorgt über den jüngsten Anstieg der Rohstoffpreise, in der Gesamtrate sei die Inflation immer noch "ziemlich niedrig".
Bei der geldpolitischen Sitzung am 26. Januar hatten sich die US-Währungshüter einmütig für eine Fortsetzung des Wertpapierkaufprogramms ausgesprochen.
Kaum Preisdruck
Bernanke verwies darauf, dass die Inflation trotz der weltweit höheren Energie- und Lebensmittelpreise im Dezember nur 1,2 Prozent in den USA betragen habe. In der Kernrate habe sich die Inflation im Jahr 2010 auf lediglich 0,7 Prozent belaufen, verglichen mit einer Rate von 2,5 Prozent im Jahr 2007, dem Jahr vor der Rezession.
Obwohl jüngste Daten zum Arbeitsmarkt einigen Grund zu Optimismus gäben, werde es noch Jahre dauern, bis die Arbeitslosenquote wieder auf ein Normalniveau zurückkehre, warnte Bernanke.
Mit viel Schwung ins neue Jahr
Zuspruch kommt ausgerechnet von Seiten frischer Konjunkturdaten, die beweisen, dass die US-Wirtschaft kraftvoll ins neue Jahr gestartet ist. Der Dienstleistungssektor wuchs im Januar so stark wie schon seit über fünf Jahren nicht mehr. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Service-Index des Institute for Supply Management (ISM) kletterte auf 59,4 Punkte von 57,1 im Dezember, wie das Institut mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 57,0 Punkte gerechnet.
Auch beim bisherigen Konjunktur-Sorgenkind, dem Arbeitsmarkt, zeichnet sich der langersehnte Lichtblick ab. Andere Konjunkturdaten deuteten am Donnerstag ebenfalls darauf hin, dass in der US-Wirtschaft die Zeichen auf Wachstum stehen.
Lage entspannt sich
So entwickelte sich auch die Industrie überraschend gut: Im Dezember stiegen die Bestellungen im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent nach einem revidierten Plus von 1,3 Prozent im November, wie das Handelsministerium mitteilte. Analysten hatten mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet. Die positiven Signale am Arbeitsmarkt zeigten sich in den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, die in der Woche zum 29. Januar um 42.000 auf saisonbereinigt 415.000 sanken. Die Arbeitsmarktzahlen deuteten darauf hin, dass sich die Lage entspanne, sagte Rudy Narvas von Societe Generale in New York.
Zugleich legte die Produktivität der US-Wirtschaft im vierten Quartal stärker zu als erwartet. Dies gilt als positives Signal für die Unternehmensbilanzen. Große Einzelhändler sind unterdessen trotz der heftigen Schneefälle in den USA kraftvoll ins neue Jahr gestartet. Im Januar steigerten sie ihren Umsatz um 4,2 Prozent und übertrafen damit deutlich die Erwartungen der Experten von 2,7 Prozent.
An den US-Börsen verringerten sich die Verluste vorübergehend, als die Konjunkturdaten bekanntwurden. Die Anleger richteten ihr Augenmerk eher auf die beunruhigenden Nachrichten aus dem krisengeschüttelten Ägypten.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts