Von wegen wie geschmiert Engpass bei Palmöl
04.02.2011, 18:33 UhrÜberflutungen in Asien, Trockenheit in Südamerika - einige Gründe für die zum Teil deutlichen Ernteeinbußen. Diese führen zu steigenden Lebensmittelpreisen, die wiederum zu politische Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten nach sich ziehen. All das lässt sich an der Preisexplosion bei Palmöl ablesen.
Die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten drohen auch die Palmöl-Nachfrage weiter anzuheizen. Denn im Kampf gegen steigende Lebensmittelpreise dürften einige Staaten verstärkt das Speiseöl aufkaufen, um es verbilligt an die eigene Bevölkerung weiterzugeben. Die Teuerung bei Brot und anderen Nahrungsmitteln gilt als ein Grund für die Proteste zwischen Marokko und dem Oman.
"Die Demonstrationen in Ägypten werden einige Länder dazu veranlassen, über direkte Rohstoff-Käufe nachzudenken und damit die Inflation im eigenen Land in den Griff zu bekommen", sagt Analyst Leonardo Gavaza von Bahan Securities. "Die indonesische Regierung drängt bereits die Plantagen-Besitzer, die Palmöl-Produktion zu erhöhen."
"Wir stehen am Scheideweg", warnt Analyst Abah Ofon von der Standard Chartered Bank in Singapur. Ein Streik im wichtigsten argentinischen Soja-Verladehafen und die drohenden Überflutungen in Malaysia und Indonesien könnten die Preise weiter nach oben treiben. "Wenn dieses Thema nicht sorgfältig behandelt wird, könnte es in einigen großen Import-Nationen eine heftige Reaktion der Wähler auslösen."
Lebensmittelpreise klettern
Den Angaben der Welternährungsorganisation FAO zufolge waren die Lebensmittelpreise im Januar so hoch wie noch nie. Ein Ende sei noch nicht in Sicht. 2008 hatte eine ähnliche Verteuerung von Grundnahrungsmitteln in mehreren Staaten zu Aufständen geführt. Der in Kuala Lumpur gehandelte Terminkontrakt auf Palmöl hat sich seit dem vergangenen Sommer um etwa zwei Drittel auf aktuell 3895 Ringgit (etwa 940 Euro) je Tonne verteuert. Damit liegt der Kurs aber noch rund 13 Prozent unter seinem Rekordhoch vom März 2008. Das ebenfalls sowohl als Lebensmittel als auch als Bio-Kraftstoff verwendete Sojaöl verteuerte sich ähnlich stark auf derzeit 58,77 US-Cents je Pfund.
Pflanzenöl werde derzeit vor allem als Lebensmittel nachgefragt, betont ein Börsianer. Anders als bei der Preis-Explosion 2008 spiele die Bio-Kraftstoff-Nachfrage und das Interesse spekulativ orientierter Anleger keine Rolle.
Das Wetter und die Ernten
Der steigenden Nachfrage steht eine schwache Ernte gegenüber. Heftige Regenfälle setzten in Malaysia, dem weltweit zweigrößten Palmöl-Produzenten, Plantagen unter Wasser und blockierten die Transportwege. Die dortigen Lagerbestände sind der Regulierungsbehörde zufolge bereits auf ein Fünf-Monats-Tief von 1,6 Millionen Tonnen zusammengeschmolzen. Experten rechnen für Februar mit einem weiteren Rückgang. "Die Wetter-Probleme werden anhalten, vor allem in Malaysia", betont ein Börsianer.
Unter zu wenig Regen leidet dagegen Argentinien, weltweit die Nummer eins der Sojaöl-Produzenten. Die Ernte der Saison 2010/2011 wird nach einer Schätzung der dortigen Agrar-Börse eine Million Tonnen niedriger ausfallen als bislang gedacht.
Quelle: ntv.de, rts