Wirtschaft

Spotanalyse zum BIP-Plus "Fantastische Zahlen"

Alles schön macht der Mai: Die deutsche Wirtschaft zeigt das überdeutlich. Das Bruttoinlandsprodukt legt überraschend stark zu und vieles deutet darauf hin, dass es bis ins kommende Jahr so weitergeht.

Deutschland im Konjunktursommer

Deutschland im Konjunktursommer

(Foto: dpa)

Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstum im ersten Quartal nahezu vervierfacht. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mit. "Damit wurde das Vorkrisenniveau von 2008 bereits jetzt wieder erreicht", schrieben die Statistiker. Analysten waren im Schnitt nur von 0,9 Prozent ausgegangen. Sie sagten in ersten Reaktionen:

Jörg Krämer, Conmerzbank

"Die Zahlen sind viel, viel besser als erwartet. Die Volkswirte werden jetzt ihre Prognosen für Deutschland kräftig anheben. Das stark wachsende Deutschland wird noch mehr Druck verspüren, einen neuen Kreditpaket für Griechenland zu schnüren.

Deutschland wird auch in den kommenden Jahren kräftiger wachsen als der Rest des Euro-Raums. Es wird angefacht von einer für Deutschland zu laxen Geldpolitik. Wir bräuchten eigentlich einen Leitzins von drei Prozent. Doch der ist nicht in Sicht, weil die EZB Rücksicht auf die Krisenländer nimmt.

Das große Risiko ist eine nicht völlig auszuschließende Eskalation der Staatschuldenkrise. Sie könnte zu einem Vertrauensverlust bei Märkten, Unternehmen und Bürgern führen. Ich glaube aber nicht, dass es dazu kommen wird, weil die europäischen Regierungen den Weg in die Transferunion weiter  vorantreiben - auch wenn das langfristig die Wachstumssaussichten für die Eurozone und die Anreize für sparsames Haushalten senkt."

Andreas Scheuerle, Dekabank:

"Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Vierteljahr 2010 außergewöhnlich stark um 1,5 Prozent zum Vorquartal angestiegen. Die sich abzeichnende Zusammensetzung des Wachstums zeigt einmal mehr, dass die deutsche Volkswirtschaft nicht mehr allein auf dem außenwirtschaftlichen Bein steht, sondern in zwischen nun auch mit dem binnenwirtschaftlichen Bein einen festen Stand gefunden hat.

So legten die Bauinvestitionen nicht nur aufgrund eines Rückpralleffektes kräftig zu, es wurde auch mehr in Maschinen investiert und konsumiert. Mit diesem Quartalszuwachs ist zu erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Mal in Folge mit mindestens 3 Prozent gewachsen ist - ein in der gesamtdeutschen Geschichte einmaliges Ereignis."

Thorsten Polleit, Barclays Bank

"Das ist ein kräftiger Anstieg, wir hatten nur mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet. Das ist ein starker Auftakt in das laufende Jahr. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Wachstum von mehr als drei Prozent. Wenn es keine große Störung gibt, wird ein weiteres gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft werden. Der Außenhandel hat im ersten Quartal aber nicht so stark zum Wachstum beigetragen.

Die Investitionen kommen zunehmend in Gang, vor allem die Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen. Beleg dafür ist auch die Beschäftigung auf Rekordniveau."

Christian Schulz, Berenberg-Bank

"Das sind noch einmal fantastische Zahlen. Die Investitionen dürften das Wachstum angeschoben zu haben. Der Konsum wird künftig aber mehr und mehr zur Wachstumsmaschine werden, weil die Arbeitslosigkeit stark sinkt.

Auch Frankreich ist kräftig gewachsen. Der Kern der Euro-Zone bleibt damit der Anker für die gesamte Währungsunion. Die Krise in den Peripherieländern haben bislang keine Auswirkungen. Im Gegenteil: Von dem durch die Krise geschwächten Euro profitiert die Exportnation Deutschland."

Quelle: ntv.de, rts

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