Wirtschaft

Ausblick für Bonds negativ Fitch stellt Japan scharf

Nach der Ratingagentur S&P versetzt nun auch Fitch Japan einen Warnschuss. Die Experten senken den Ausblick für die künftige Bewertung der japanischen Staatsanleihen auf negativ. Als Gründe werden die verheerende Erdbebenkatastrophe und die steigende Schuldenlast Japans angeführt. Die Märkte reagieren prompt.

Dass Fitch den Ausblick für die künftige Bewertung der japanischen Staatsanleihen auf negativ senkt, schürt neue Unsicherheit.

Dass Fitch den Ausblick für die künftige Bewertung der japanischen Staatsanleihen auf negativ senkt, schürt neue Unsicherheit.

(Foto: REUTERS)

Die Ratingagentur Fitch hat Zweifel an der künftigen Kreditwürdigkeit Japans angemeldet und den Ausblick für die langfristige Beurteilung von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Zur Begründung verwies Fitch vor allem auf die noch nicht zu beziffernden Kosten für den Wiederaufbau nach dem Jahrhundertbeben im März und die Sanierung des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima. Daraus resultierten deutliche Risiken für die öffentlichen Finanzen der drittgrößten Volkswirtschaft.

Japan müsse "eine stärkere Konsolidierungsstrategie bei den öffentlichen Haushalten durchführen", sagte ein Fitch-Experte. Die Bonität Japans hat Fitch allerdings weiterhin mit der Note "AA" bewertet.

Die Staatsverschuldung Japans habe Ende 2010 bei 210 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gelegen, hieß es in der Stellungnahme. Das sei der mit Abstand höchste Wert aller Länder, die von der Agentur Fitch bewertet werden. Allerdings verfüge das Land auch über die zweitgrößten Devisenreserven der Welt. Damit stelle Japan eine Ausnahme in der Riege der hoch verschuldeten Industrienationen dar. Außerdem habe Japan im Gegensatz zu vielen anderen hoch verschuldeten Ländern in den vergangenen Jahren vor allem bei Gläubigern im eigenen Land Geld geliehen. Schließlich sei die Staatsverschuldung Japans auf vergleichsweise viele Gläubiger verteilt.

S&P macht Katastrophen-Rechung auf

Ende April hatte bereits die Ratingagentur Standard & Poor's wegen der hohen Kosten für Beben, Tsunami und Atomkatastrophe den Ausblick für die Bonität Japans von "stabil" auf "negativ" herunter gestuft. Berechnungen von S&P zufolge kommen auf Japan nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März gewaltige Wiederaufbaukosten von bis zu 50 Billionen Yen (über 400 Milliarden Euro) zu.

Aber auch schon vorher war die Ratingagentur relativ umtriebig. Vor dem Unglück am 11. März hatte S&P das Rating Japans bereits wegen seiner hohen Verschuldung und fehlender Reformen herabgestuft. Davor hatte sie mit einem Warnschuss zur Kreditwürdigkeit der USA Schockwellen an den Märkten ausgelöst. Außerdem stellte die Agentur kürzlich die Bonität Italiens infrage.

Nervosität mit "minimalen Auswirkungen"

Die Androhung, die Kreditwürdigkeit herabzustufen, setzte den Yen unter Druck. Der US-Dollar übersprang die Marke von 81 Yen. Der Euro legte ebenfalls zu und verteuerte sich auf 115,25 Yen.

Gleichzeitig kamen die europäischen Aktienmärkte ins Rutschen. Dax und EuroStoxx50 gaben einen Großteil ihrer Anfangsgewinne wieder ab und lagen gegen Mittag nur noch 0,4 beziehungsweise 0,7 Prozent im Plus. Im Gegenzug verringerten die beiden Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, ihre Verluste.

Einige Investoren nahmen Kurs auf "sichere Anlagehäfen". Der Bund-Future stieg um bis zu 26 Ticks auf 125,77 Punkte. Sein britisches Pendant machte seine Anfangsverluste wett und lag fast unverändert bei 121,32 Zählern. Der US-T-Bond-Future zog ebenfalls an und notierte bei 125-28/32 Stellen.

Zinsstratege Richard McGuire von der Rabobank warnte vor überzogenen Befürchtungen: "Die Auswirkungen dieser Entscheidung sollten minimal ausfallen", betonte er. Schließlich werde der überwiegende Teil japanischer Staatsanleihen von einheimischen Investoren gehalten. "Die sind von Natur aus recht unempfindlich gegenüber Rating-Veränderungen."

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

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