Schuldenabbau notwendig ThyssenKrupp verkauft Aktien
07.07.2011, 15:01 UhrMit rund 6,5 Milliarden Euro steht ThyssenKrupp in der Kreide. Ein wichtiger Grund für Konzernchef Hiesinger, den Schuldenabbau voranzutreiben. Das Dax-Unternehmen trennt sich von fast zehn Prozent der Aktien und nimmt damit rund 1,6 Milliarden Euro ein.
Der neue Chef von ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger, treibt den Schuldenabbau voran: Der größte deutsche Stahlkonzern stieß für rund 1,6 Milliarden Euro ein Aktienpaket von 9,6 Prozent ab, das er in den vergangenen Jahren nach und nach durch Aktienrückkaufprogramme erworben hatte.
Nach der Kostenexplosion beim Bau neuer Stahlwerke in Brasilien und den USA steht das Unternehmen mit 6,5 Milliarden Euro in der Kreide. Wegen der hohen Verschuldung hatte die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit von ThyssenKrupp auf Ramschstatus herabgestuft.
Mit dem Verkauf der Aktien würden das Eigenkapital des Konzerns gestärkt und die Nettofinanzschulden reduziert, teilte das Dax-Unternehmen mit. Die Papiere seien zu 32,95 Euro je Aktie vor allem an institutionelle Anleger aus dem In- und Ausland verkauft worden. Händler hatten die Spanne zuvor mit 32,95 bis 33,95 Euro beziffert. "Das Placement soll nicht so gut gelaufen sein", sagte ein Marktteilnehmer. Der Preis lag dem Unternehmen zufolge aber über den 30,92 Euro, die es bei den drei Rückkaufprogrammen in den Jahren 2006 und 2008 im Durchschnitt gezahlt hatte.
Bereiche auf der Verkaufsliste
Am Mittwoch war die ThyssenKrupp-Aktie mit 34,75 Euro aus dem Handel gegangen, nach der Ankündigung der Platzierung rutschte sie heute aber kräftig ab. Dauerhaft sei der Verkauf des Pakets aber keine Belastung, sagte ein Händler. "Das wird die Aktie nur kurzfristig unter Druck bringen."
Die Reduzierung der Schulden habe oberste Priorität, hatte Hiesinger nach seinem Amtsantritt Ende Januar angekündigt. Der ehemalige Siemens-Manager will das Technologiegeschäft mit Aufzügen, dem Anlagenbau, Kriegsschiffen und U-Booten stärken, nachdem unter seinem Vorgänger Ekkehard Schulz der Löwenanteil der Investitionen in die Stahlsparte geflossen war.
Hiesinger will zudem binnen anderthalb Jahren Unternehmensbereiche mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro und 35.000 Mitarbeitern abstoßen. Derzeit treibt ThyssenKrupp die Trennung von seiner Edelstahlsparte voran. Der geplante Verkauf der Hamburger Werftentochter Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar war hingegen in der vergangenen Woche geplatzt.
Quelle: ntv.de, rts