Geschäfte gestoppt, Geld abgezogen Angst um Frankreichs Banken
20.09.2011, 07:40 Uhr
(Foto: dpa)
Französische Finanzhäuser verlieren zunehmend das Vertrauen großer Geldgeber. Damit spüren die Banken die steigende Sorge an den Märkten wegen ihres hohen Engagements in Griechenland. Eine große chinesische Staatsbank soll bereits Devisengeschäfte gestoppt haben und auch Siemens soll mehr als eine halbe Milliarde abgezogen und bei der EZB gelagert haben.
Die europäische Schuldenkrise erfasst Frankreichs Banken mit immer größerer Härte. Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Großbanken Société Générale und Crédit Agricole durch die Ratingagentur Moody's in der vergangenen Woche ziehen Marktteilnehmer die Konsequenzen: Sie machen offenbar einen Bogen um Frankreich.
Eine große chinesische Staatsbank soll nach Informationen von Reuters bestimmte Devisengeschäfte mit mehreren europäischen Banken gestoppt haben. Dabei handele es sich unter anderem um die französischen Institute Société Générale, Crédit Agricole und BNP Paribas. Nach dem milliardenschweren Handelsskandel soll darüber hinaus auch die Schweizer Großbank UBS betroffen sein.
Gestoppt wurden dem Bericht zufolge alle Devisenswap- und Devisentermingeschäfte. Schuld an der Zurückhaltung der Chinesen sei die Schuldenkrise in Europa, heißt es.
Siemens geht auf Nummer sicher
Doch auch bei großen deutschen Kunden scheint die Sorge um die Stabilität der französischen Großbanken umherzugehen: Siemens hat einem Bericht der "Financial Times" zufolge Guthaben über mehr als eine halbe Mrd. Euro aus einer französischen Bank abgezogen und sie bei der Europäischen Zentralbank angelegt. Ziel sei es gewesen, für das Geld einen sicheren Hafen zu finden. Dem Blatt zufolge war es unklar, um welches französische Geldhaus es sich handelte.
Hintergrund seien zum einen Sorgen um die künftige finanzielle Gesundheit der französischen Bank und zum anderen Anlagevorteile durch höhere Zinszahlungen der EZB, hieß es unter Berufung auf einen Person, die unmittelbar mit der Angelegenheit vertraut sei. Der Vorgang habe bereits vor zwei Wochen stattgefunden. Insgesamt habe Siemens bei der EZB zwischen vier und sechs Mrd. Euro geparkt, größtenteils in Form von Einlagen, die über eine Woche laufen.
Nach Informationen von Dow Jones handelt es sich um eine Einlage bei der Société Générale, die Siemens jedoch schon vor dem jüngsten Bankenstresstest im Juli abhezogen habe. Das Geld war laut einer informierten Person einige Wochen bei diesem Institut deponiert worden. "Die Zeit für die Einlage war abgelaufen, und dann wurde es abgezogen", zitiert Dow Jones die informierte Person. Die Maßnahme habe nichts mit Sorgen um die Stabilität der französischen Bank zu tun gehabt.
Eigentlich ist Unternehmen der direkte Zugang zur Europäischen Zentralbank verwehrt, stattdessen müssen sie in der Regel ihre Finanzgeschäfte mit Geschäftsbanken abwickeln. Doch Siemens hatte unlängst selbst eine Bank gegründet, um bei künftigen Finanzkrisen besser für Engpässe bei der Finanzierung gewappnet zu sein. Diese Bank ist nun die Eintrittskarte für Siemens, um Geld bei der EZB einzuzahlen.
BNP wirbt um Vertrauen
Die BNP Paribas sieht derweil keine Notwendigkeit, die Bank zu rekapitalisieren. Die Staatsschuldenkrise finde zwar ihren Widerhall bei allen Banken, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende der größten französischen Bank, Michel Pebereau. Diese Banken würden sich aber dennoch gut entwickeln.
"Wir haben im ersten Halbjahr den höchsten Nettogewinn unserer Unternehmensgeschichte erzielt, es gibt deshalb im Moment keinen Grund für eine Rekapitalisierung", sagte der Manager. Die Kunden von BNP Paribas könnten sowohl bei den ausgereichten Krediten als auch bei den Einlagen zuversichtlich sein.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts