Wirtschaft

Strom aus Afrika für Europa Desertec will in Marokko starten

Strom für Marokko und den Norden: Straßenszene bei Tinghir im Zentrum des Königreichs Marokko.

Strom für Marokko und den Norden: Straßenszene bei Tinghir im Zentrum des Königreichs Marokko.

(Foto: Reuters)

Das Projekt Wüstenstrom kommt in Fahrt: Früher als bislang geplant will das Konsortium rund um den Versicherungskonzern Münchener Rück Energie aus Nordafrika nach Europa leiten. Bis spätestens 2016 soll in Marokko das erste Kraftwerk ans Netz gehen.

Das Wüstenstrom-Projekt Desertec will schon in wenigen Jahren in einem riesigen Solarkraftwerk in Marokko Strom für Europa produzieren. "Der Bau soll 2012 beginnen", sagte Projektleiter Ernst Rauch von der Münchener Rück.

So wie dieses Solar-Kraftwerk bei Cramer Junction in Kalifornien könnte die Anlage in Marokko einmal aussehen.

So wie dieses Solar-Kraftwerk bei Cramer Junction in Kalifornien könnte die Anlage in Marokko einmal aussehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Anlagen sollen demnach auf einer zwölf Quadratkilometer großen Fläche aufgestellt werden und eine Kapazität von 500 Megawatt haben. Die Nennleistung entspricht in etwa der Hälfte der Leistung eines modernen Kernkraftwerks. Das Vorhaben solle bis zu zwei Milliarden Euro kosten. Die Kosten für die erste Baustufe, ein Kraftwerk mit einer Leistung von 150 Megawatt, veranschlagt Desertec den Angaben zufolge mit bis zu 600 Mio. Euro.

Projektleiter Rauch geht nach eigenen Worten davon aus, dass der Bau zwei bis vier Jahre dauern wird. "Je nach Technik kann 2014, spätestens 2016, der erste Strom fließen." Die Energie solle zum Teil in der Region verwendet, aber auch nach Europa exportiert werden. "Alle Einzelheiten - Standort, Technologie und Finanzierung - sollten Anfang 2012 stehen", sagte Rauch. Die Wüstenstrominitiative kommt damit schneller voran als bei ihrem Start vor zwei Jahren erwartet. Im Oktober 2009 erklärten die Gründer der Planungsgesellschaft DII noch, frühestens 2015 mit dem Bau des ersten Kraftwerks zu beginnen.

Nach der Kehrtwende in der deutschen Energiepolitik wollen die Gründungsmitglieder einen Gang hochschalten. Von Anfang an beteiligt sind unter anderem die Deutsche Bank, Siemens, der Versicherer Münchener Rück und die Energiekonzerne Eon und RWE. In Deutschland ist der Strom aus der Wüste nach dem beschlossenen Atomausstieg gefragter denn je.

Und auch Marokko hat mangels fossiler Ressourcen ein starkes Interesse an der Förderung der Solarenergie. Das Land im Nordwesten Afrikas hofft damit seine Abhängigkeit von Stromimporten reduzieren zu können. Die Region galt schon länger als Favorit für den Bau des ersten Desertec-Kraftwerks, da zwischen Marokko und Spanien bereits eine moderne Stromverbindung existiert. Bereits im Juni wurde deshalb eine Absichtserklärung mit der für Solarenergie zuständigen marokkanischen Staatsagentur Masen unterzeichnet.

Deutschland will die Führungsrolle

Den Desertec-Plänen zufolge soll Europa künftig einen Teil seines Stroms emissionsfrei in den Wüsten Nordafrikas gewinnen. Angestrebt wird, dort rund 15 Prozent des eigenen Bedarfs sowie einen erheblichen Teil des Verbrauchs in den Erzeugerländern zu produzieren. Die Initiative hat bis 2050 ein geschätztes Investitionsvolumen von 400 Mrd. Euro.

Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge ist die Planungsgesellschaft DII bereit, 30 Prozent der Investitionen zu übernehmen. Derzeit liefen Gespräche mit dem Umwelt- und Wirtschaftsministerium über eine Beteiligung des Bundes. Die Signale seien positiv. "Deutschland ist bereit, beim Desertec-Start eine Führungsrolle zu übernehmen", sagte Manager Rauch. Auch Spanien, Italien, Frankreich und die EU seien in die Gespräche eingebunden.

Quelle: ntv.de, dpa

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