Spekulationen um Werksschließung Opel vor Schrumpfkur
08.02.2012, 22:10 Uhr
Die Wahrheit liegt auf'm Platz.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Die Ruhe nach dem Sturm, der Krise 2008 bis 2010, ist vorbei: Der Wind weht Opel wieder direkt ins Gesicht. Die Tochter des US-Konzerns General Motors schafft es nicht in die grünen Zahlen und dementsprechend köchelt die Gerüchteküche über Werksschließungen und Entlassungen. Opel räumt Verhandlungen mit der Belegschaft über mögliche Einsparungen ein.
Opel steht erneut vor einer harten Sanierung: Es verdichten sich die Anzeichen, dass die US-Konzernmutter GM ihre Europatochter bald einer Schrumpfkur unterzieht. Der US-Autobauer wird nächste Woche nach Einschätzung von Experten eine gold geränderte Bilanz des abgelaufenen Jahres präsentieren - dank guter Geschäfte in China und der Erholung auf dem Heimatmarkt. Negativ aus dem Rahmen fällt einzig das Europa-Geschäft mit Opel an der Spitze, das weiter tief in den roten Zahlen steckt: Opel werde im 4. Quartal einen Verlust von mehr als 300 Mio. Dollar ausweisen, wie mit den Zahlen Vertraute sagten.
Im Schlussquartal bekam Opel den Absatzrückgang in den Schuldenländern Südeuropas voll zu spüren. Allein im Dezember brachen die Neuzulassungen der Schwestermarken Opel und Vauxhall nach Daten des Herstellerverbandes ACEA in der EU um 17,4 Prozent zum Vorjahr ein.
Ran an Sanierung
"Es ist klar, dass wir mehr tun müssen, um unser Ergebnis zu verbessern", räumte ein Opel-Sprecher auf Reuters-Anfrage ein. Darin seien sich alle bei der GM-Tochter einig. Diskussionen gebe es über die richtige Strategie. GM hatte bereits vor mehreren Monaten sein Ziel in den Wind geschrieben, die chronisch defizitäre Europatochter 2011 aus den Verlusten zu führen. Derzeit wird in Detroit mit Hochdruck an einem Sanierungsplan gearbeitet.
Die GM-Anleger - allen voran die noch mit knapp einem Drittel an dem Autobauer beteiligten USA - sind zwar über die bedrohliche Lage bei Opel auf dem Laufenden. Dennoch dürfte die Bekanntgabe eines Opel-Quartalsverlusts im Rahmen der GM-Bilanz am 16. Februar die Alarmglocken lauter schrillen lassen. Investoren könnten GM dazu drängen, bei Opel härter durchzugreifen.
Keine Entscheidungen bisher
Entscheidungen zu Werksschließungen gibt es laut Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke aber derzeit nicht. "Lassen Sie sich zunächst versichert sein, dass es bis jetzt keinerlei Entscheidungen im Opel/Vauxhall-Management, bei GM oder im Opel-Aufsichtsrat gibt, wonach Werke geschlossen, Stellen abgebaut oder Produktionsvolumen verlagert werden soll", schrieb Stracke in einem Brief an die Opel-Beschäftigten. Zweifellos müsse Opel "gewisse Probleme" lösen. Die Opel-Führung setze alles daran, dies gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern zu schaffen.
Das "Wall Street Journal" hatte zuvor berichtet, in der Konzernzentrale in Detroit werde über weitere Werksschließungen und Stellenstreichungen nachgedacht. "Wenn Opel gerettet wird, dann jetzt - und die Einschnitte werden tief sein", zitierte die US-Zeitung einen namentlich nicht genannten GM-Vertreter. Demnach sollen die Werke in Bochum mit mehr als 3000 Arbeitern und im britischen Ellesmere Port mit über 2000 Beschäftigten auf dem Spiel stehen.
Der neue Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug wies dies zurück: Die Arbeitnehmervertretung habe keinerlei Hinweise, dass der Mutterkonzern oder das Opel-Management vorhätten, die bestehenden Verträge zu verletzen. Diese schließen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen für alle europäischen Standorte bis Ende 2014 aus. GM hatte in der zurückliegenden Sanierung das Werk im belgischen Antwerpen dichtgemacht. Schon damals war auch über die Zukunft von Bochum, Ellesmere Port und Eisenach spekuliert worden.
Neue Modelle
Insidern zufolge will die IG Metall im März den Präsidenten der amerikanischen Autogewerkschaft UAW, Bob King, für einen Sitz im Opel-Aufsichtsrat benennen. King werde schnelle Werksschließungen in Europa nicht befürworten, sagte einer der mit dem Vorgang Vertrauten.
Derzeit liegt die Auslastung der Opel-Werke einem Medienbericht zufolge nur bei 80 Prozent. Neben den Überkapazitäten knabbern auch die hohen Rabatte an den Margen - Opel drücke sogar neue Modelle mit Nachlässen in den Markt, berichtete das Fachmagazin "auto motor und sport" unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Unternehmenskreise. Der Druck dürfte in diesem Jahr anhalten, da sich eine baldige Erholung in Südeuropa nicht abzeichnet.
Quelle: ntv.de, rts