Die Sonne scheint nicht mehr Q-Cells vor düsterem Jahr
27.03.2012, 12:05 Uhr
Mitarbeiter der Solarbranche, darunter auch von Q-Cells, protestieren in Bitterfeld-Wolfen gegen Kürzungen der Solarförderung. Das größere Problem der Branche liegt aber in China.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das abgelaufene Jahr schickt Q-Cells fast in die Insolvenz. Knapp 850 Millionen Euro Verlust bei etwa 1 Milliarde Euro Umsatz hinterlassen tiefe Sorgenfalten bei Mitarbeitern und Vorstand. Das Problem: 2012 wird nicht viel besser. Eine Chance auf schwarze Zahlen sieht Q-Cells Vorstandschef Cen nicht. Die deutsche Solarbranche steckt in der Krise.
Die Sonne scheint nicht mehr: Das ums Überleben ringende Solarunternehmen Q-Cells rechnet angesichts des anhaltenden Preisverfalls und neuer Förderkürzungen in Deutschland mit einem weiteren düsteren Jahr. "Die Branche wird auch 2012 flächendeckend Verluste schreiben", sagte Vorstandschef Nedim Cen. Er rechnet mit einem Umsatzrückgang und einem negativen operativen Ergebnis (Ebit). Zudem würden erhebliche Restrukturierungskosten im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich das Ergebnis belasten. Cen sieht erst 2013 zumindest vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wieder die Chance auf schwarze Zahlen.
Die Anleger reagieren verschnupft. Der Kurs des einstigen Börsenlieblingn, schon seit längerem ein Penny Stock, sinkt weiter und gab bis zum Mittag 1,5 Prozent auf 0,26 Euro ab.
Der Preisverfall in der Solarbranche und millionenschwere Abschreibungen hatten Q-Cells 2011 tiefrote Zahlen eingebrockt. Netto summierte sich der Verlust auf 846 Mio. Euro nach einem Gewinn von 19 Mio. Euro im Jahr zuvor. Bei einem Umsatzrückgang um rund 300 Mio. auf 1,023 Mrd. Euro lag das Minus operativ bei 720 Mio. Euro nach plus 82,3 Mio. Euro im Vorjahr. Zum Jahresbeginn hatte Q-Cells zudem den Verlust des Eigenkapitals anzeigen müssen. Bereits das Jahr 2009 war eine finazielle Katastrophe: Q-Cells wies einen Verlust von 1,4 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 800 Mio. Euro aus.
Wann ist der Boden erreicht?
Der Solarkonzern aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) steht seit geraumer Zeit am finanziellen Abgrund: Das Eigenkapital ist aufgezehrt und Anleihegläubiger machen Druck. Nach einem Verhandlungsmarathon gewährten sie Q-Cells Ende Februar im letzten Moment einen Zahlungsaufschub bis Ende April für eine Wandelanleihe über 200 Mio. Euro. Bis dahin will sich Cen mit den Zeichnern zweier weiterer Wandelanleihen verständigen, die bis 2014 und 2015 laufen.
Anschließend soll die 2012er-Anleihe nochmals bis Ende des Jahres verlängert werden. Bis dahin soll das Sanierungskonzept stehen. Im Zuge dessen sollen die Zeichner der Bonds größtenteils auf die Rückzahlung verzichten und stattdessen Aktien erhalten und so die Macht im Unternehmen übernehmen.
Doch ein Sanierungsplan könnte ins Wanken geraten angesichts der Förderkürzungen für Solarstrom. Experten erwarten für die Solarbranche in Deutschland - dem immer noch größten Solarmarkt weltweit - einen Markteinbruch. Dann dürfte es auch zu weiteren Entlassungen kommen: Die alten Produktionslinien am Stammsitz wurden bereits geschlossen und abgeschrieben. Die Mitarbeiter entlassen.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts