Der Börsen-Tag

Der Börsen-Tag China kein Rettungsanker für deutsche Wirtschaft

Nach dem schwachen Abschneiden im zweiten Quartal rechnen Experten vorerst nicht mit Impulsen aus China für die rezessionsgeplagte deutsche Wirtschaft. "Seit Öffnung seiner Null-Covid-Politik hat China nicht wirklich an Fahrt aufgenommen", sagt der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. "Vor Ort herrscht weiterhin eine zähe Konsumzurückhaltung." Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen erwartet für 2023 unveränderte oder gar schlechtere Geschäftsaussichten, ergab eine Umfrage der Deutschen Handelskammer in China.

Die Regierung in Peking stütze zwar die schwächelnde Inlandsnachfrage durch öffentliche Investitionen und günstigere Finanzierungen, während sich die Lage im Immobiliensektor zumindest zu stabilisieren scheine, sagt der Ökonom Klaus-Jürgen Gern. "Allerdings wird die Nachfrage aus China in den kommenden Monaten für die deutsche Wirtschaft nicht den Rettungsanker bieten, den sie noch in der globalen Finanzkrise bildete", so Gern. "Dies liegt nicht zuletzt daran, dass in China gerade das Verarbeitende Gewerbe zu kämpfen hat und der Außenhandel schrumpft, was deutsche Produzenten direkt betrifft." Von den Dienstleistungsbereichen, die noch relativ kräftig expandieren, dürften kaum Impulse für die deutsche Wirtschaft ausgehen. "Hinzu kommen die strukturellen Verschiebungen im Automarkt, die derzeit zulasten der deutschen Produzenten gehen", erklärt er.

Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und Deutschlands wichtigster Handelspartner ist von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent zum Vorquartal gewachsen, nach 2,2 Prozent im ersten Quartal. Die deutschen Wirtschaft wiederum steckt derzeit in einer Rezession, weil sie zuletzt zwei Quartale in Folge geschrumpft ist. "Chinas Nachfragemangel schlägt sich mittlerweile auch in den deutschen Exporten nieder", sagt DIHK-Experte Treier. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind die deutschen Ausfuhren von Waren in das Reich der Mitte sogar um knapp zehn Prozent auf 40,6 Milliarden Euro gesunken. Weltweit sind die deutschen Exporte dagegen um 4,5 Prozent gewachsen.

Quelle: ntv.de

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