Der Börsen-Tag

Der Börsen-Tag Russland könnte von Iran-Sanktionen profitieren

Merkel hat mit Putin telefoniert: Beide bekennen sich zum Iran-Deal.

Merkel hat mit Putin telefoniert: Beide bekennen sich zum Iran-Deal.

(Foto: picture alliance / Patrick Pleul)

Der Aussieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran bleibt das große Thema kurz vorm Wochenende:

Für europäische Länder wie Deutschland oder Frankreich, die ihre Aktivitäten seit 2015 im Iran verstärkt haben, bedeuten Sanktionen Nachteile - Russland dagegen könnte sogar profitieren.

Hier die unterschiedlichen Wirtschaftsinteressen der Länder zusammengefasst:

Deutschland: Der Iran gilt laut der staatlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) als Wachstumsmarkt, weil die Wirtschaft durch die Folgen der Sanktionen viel aufzuholen hat. Tatsächlich stiegen die deutschen Exporte nach der Lockerung der Sanktionen Anfang 2016 deutlich. Der Iran ist für Deutschland dennoch ein vergleichsweise unbedeutender Handelspartner. Deutsche Firmen exportierten im vergangenen Jahr Waren im Wert von knapp drei Milliarden Euro in den Iran. Zum Vergleich: In die USA exportierten sie Waren im Wert von 111 Milliarden Euro. Siemens arbeitet seit 2016 mit dem iranischen Unternehmen Mapna zusammen. Auch Daimler kooperiert seit zwei Jahren mit iranischen Firmen bei der Produktion und Vermarktung seiner Autos. Der Flugzeughersteller Airbus, an dem Deutschland beteiligt ist, könnte ebenfalls betroffen sein: Er will insgesamt 100 Flieger an die Gesellschaft Iran Air liefern. Das Geschäft zwischen den Unternehmen hat einen Wert von rund zehn Milliarden Dollar (8,4 Milliarden Euro).

Frankreich: Die französischen Exporte in den Iran haben sich seit dem Atomdeal fast verdreifacht, wie aus Diplomatenkreisen verlautet: Von rund 560 Millionen Euro im Jahr 2015 sind sie auf 1,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr angestiegen. Die Importe sind ebenfalls in die Höhe geschossen - sie erreichen mit 2,3 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zehn Jahren. 2015 lagen sie noch bei 66 Millionen Euro. Nach dem Atomabkommen beschlossen der französische Erdölriese Total und die chinesische Gruppe CNPC, fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) in die Nutzung des South-Pars-Gasfeldes im Persischen Golf zu investieren. Der Autobauer PSA kontrolliert im Iran bereits fast ein Drittel des Marktes. Auch Renault verkauft seine Autos in dem Land.

Russland: Experten mutmaßen, dass russische Firmen von den US-Sanktionen profitieren könnten, sollten sich andere europäische Firmen aus dem Iran zurückziehen. Der Handel zwischen Moskau und Teheran ist seit Abschluss des Abkommens massiv zurückgegangen, auch wenn er 2017 laut Experten weiterhin umgerechnet etwa 1,4 Milliarden Euro wert war. Zudem profitiert das Ölförderland Russland von den derzeit hohen Ölpreisen - laut Analysten könnten diese auf hohem Niveau bleiben, weil sich durch den US-Rückzug aus dem Abkommen die Spannungen in der Region verstärken dürften.

 

Quelle: ntv.de

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