Der Börsen-Tag

Der Börsen-Tag Türkische Lira muss heftig einstecken

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(Foto: REUTERS)

Aua. Da tut schon das Hinschauen richtig weh: Die türkische Lira kommt unter die Räder. Allein heute hat sie zum Dollar knapp vier Prozent verloren, in dieser Woche rund zehn Prozent. Für einen Dollar müssen am Devisenmarkt derzeit 6,71 Lira bezahlt werden. Für das Gesamtjahr beträgt der Wertverlust 40 Prozent. 

Und warum geht es abwärts? Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht für die Krise türkeifeindliche Kräfte verantwortlich, die einen "Wirtschaftskrieg" gegen sein Land führten.

Hier irrt Erdogan. Die Lira stürzt aus anderen Gründen ab:

  • Die Türkei leidet unter einer hohen Inflation. Sie lag im Juli bei mehr als 15 Prozent
  • Investoren ziehen Geld aus der Türkei ab. Das hat vor allem zwei Gründe. 1. Die Inflation macht in Kombination mit dem Absturz der Währung Investitionen in Lira nicht sonderlich attraktiv. 2. Im Gegensatz dazu machen die Zinserhöhungen in den USA Investitionen im Dollar-Raum attraktiver.
  • Ein weiterer Grund dafür sind die von US-Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen und seine Drohung, im Streit um den in der Türkei festgehaltenen US-Pastor nachzulegen.
  • Zugleich trägt Erdogan durch seine autokratische Politik dazu bei, dass das Vertrauen von Investoren in die Türkei sinkt. So installierte er seinen Schwiegersohn als Finanzminister und gab der offiziell unabhängigen Zentralbank zu verstehen, auf seine "Signale" zu achten.
  • Die Notenbank schreckt davor zurück, die Leitzinsen zu erhöhen. Sie liegen in der Türkei zwar bei knapp 18 Prozent, doch das ist offensichtlich nicht hoch genug, um Währungsverfall und Inflation entgegenzutreten
  • Wieso die Zurückhaltung? Weil Erdogan ein selbsterklärter Feind von Zinsen ist und in ihnen "Mutter und Vater allen Übels" sieht. Zudem ist der Präsident entgegen der ökonomischen Lehre davon überzeugt, dass hohe Zinsen für hohe Inflation und niedrige Zinsen für niedrige Inflation sorgen.
  • Vor diesem Hintergrund stuften die Rating-Agenturen Moody's und S&P jüngst die Kreditwürdigkeit des Landes noch tiefer in die Ramschzone. Mit anderen Worten: Die Zweifel wachsen, ob Anleger ihr Geld zurückbekommen werden.

 

Quelle: ntv.de

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