Der Börsen-Tag Türkische Lira stürzt ab
22.10.2021, 13:37 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Finanzmärkte sind wie die Schwerkraft. Auch wenn man sie ignoriert oder doof findet, verschwindet die Wirkung nicht.
Womit wir bei Recep Tayyip Erdogan wären, dem Präsidenten der Türkei. Erdogan bezeichnet Zinsen als "Mutter allen Übels" und behauptet entgegen der ökonomischen Lehre, dass hohe Zinsen für hohe Inflation sorgen - und niedrige Zinsen für niedrige Inflation
Womit wir bei der türkischen Lira wären. Nach der überraschend deutlichen Zinssenkung der türkischen Zentralbank geht die Talfahrt der Landeswährung weiter. US-Dollar und Euro markieren mit 9,6581 beziehungsweise 11,2424 Lira den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch. "Der Fall ist ein Paradebeispiel für verloren gegangenes Vertrauen der Finanzmärkte", sagt Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.
Statt auf die Lira-Schwäche und die hohe Inflationsrate von knapp 20 Prozent mit Zinserhöhungen zu reagieren, hatte die Notenbank den Leitzins gestern wieder einmal gesenkt.
Der Hintergrund: Die Notenbank gibt dem Druck von Erdogan nach, der immer wieder Zinssenkungen fordert, um damit die Wirtschaft anzukurbeln. Erdogan hatte kurz vor der erneuten Zinssenkung drei Notenbank-Gouverneure aufgrund von Differenzen hinsichtlich der Geldpolitik gefeuert. Im März hatte er Notenbankchef Naci Agbal entlassen und durch Sahap Kavcioglu ersetzt - einen erklärten Freund niedriger Zinsen.
Quelle: ntv.de