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SAP in Turbulenzen Hasso Plattner hält das Ruder

Unzertrennlich: Hasso Plattner und seine SAP

Unzertrennlich: Hasso Plattner und seine SAP

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Immer wenn etwas brennt bei SAP, muss Hasso Plattner ran. Ob es darum geht, die Kunden oder die sensible Belegschaft zu besänftigen oder den Abgang eines Managers zu rechtfertigen: Das ist die Stunde des 66-Jährigen, des letzten der fünf Unternehmensgründer im Aufsichtsrat.

Der Abschied von Leo Apotheker machte am Sonntag klar: Der starke Mann bei SAP heißt auch fast sieben Jahre nach seinem Rückzug aus dem Vorstand Hasso Plattner. Deutlicher konnte es der Konzern nicht ausdrücken: Plattner werde "auf Wunsch des Aufsichtsrats weiterhin eine starke Rolle spielen, um die neue Führung in Fragen der Technologie und der Produktentwicklung zu beraten".

Unternehmenskenner kann Plattners Rolle nicht verwundern. Beim Abschied aus dem operativen Geschäft hatte er sich zum "Chief Software Adviser" ernennen lassen - wie Bill Gates bei Microsoft. Auch ohne das tägliche Klein-Klein werde er SAP nicht weniger Zeit widmen, hatte er versprochen. "Ich werde nicht von der Bildfläche verschwinden", sagte er damals. Fast zwei Jahre schaute der "Senior Statesman der Softwareindustrie" zu, wie sich Apotheker, der Nachfolger seines Nachfolgers Henning Kagermann, auf dem Chefsessel schlug. "Plattner ist sicher ein Bauchmensch. Aber für diese Entscheidung hat er sich viel Zeit genommen", sagt ein Insider.

Wunschkandidat ohne Kundengefühl

Wurde den Erwartungen nicht gerecht: Leo Apotheker

Wurde den Erwartungen nicht gerecht: Leo Apotheker

Die Vorschusslorbeeren für Leo Apotheker waren groß: Der in Paris lebende Weltbürger sei der ideale Vorstandssprecher und sein Wunschkandidat, sagte Plattner 2008. Doch ausgerechnet der Vertriebsmann, den anfangs die SAP-Entwickler misstrauisch beäugt hatten, legte sich mit den Kunden an. Und die Software "Business by design" für den Mittelstand kam nicht auf Touren. Das konnte Plattner nicht gefallen: "Die Neuaufstellung der Unternehmensspitze soll die Produktinnovationen näher mit den Kundenanforderungen zusammenbringen", rief er Apotheker spitz nach.

Aufgefallen ist der studierte Nachrichtentechniker Plattner in den vergangenen Jahren vor allem als Förderer der IT-Wissenschaft und als Mäzen. 200 Mio. Euro aus der Privatschatulle flossen allein in das "Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik" an der Universität Potsdam. Auch die neue Fassade des Potsdamer Stadtschlosses geht auf sein Konto, Hasso Plattner Ventures investiert in junge Software- und Öko-Firmen. Um dies und die fällige Schenkungssteuer zu bezahlen, verkaufte er immer wieder SAP-Aktien, hält aber noch gut zehn Prozent.

"Enfant Terrible" ist passé

Als "Enfant terrible" der Softwareindustrie ist Plattner in den Hintergrund getreten. Gerne hatte er sich mit Analysten und Journalisten angelegt, hemdsärmelig und cholerisch lernten ihn auch die Mitarbeiter kennen, denen er trotzdem - oder gerade deswegen - als Garant für die Zukunft von SAP galt.

Auch um Plattners Intimfeindschaft mit Oracle-Chef Larry Ellison ist es ruhig geworden. Die beiden passionierten Hochseesegler hatten ihre Rivalität vor allem auf dem Wasser ausgetragen. Dass er Ellison der Legende nach von seiner Yacht "Morning Glory" einmal den nackten Hosenboden entgegengestreckt hat, bestreitet Plattner aber vehement.

Quelle: ntv.de, Alexander Hübner, Reuters

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