Fondscheck An-ALPHA-betismus
29.01.2007, 11:58 UhrVon Volker Schilling, Fondsmanager Greiff AG
Der Anfangsbuchstabe des griechischen Alphabets steht in der Geldanlagebranche für die Überrendite einer Investition. Rendite über was? Dem Mehrertrag einer Anlage gegenüber einem Index oder einer Benchmark! In der Regel sind Anleger auf der Suche nach dem positiven Alpha, also der Fähigkeit von Fondsmanagern oder Vermögensverwaltern einen positiven Mehrertrag gegenüber dem Markt zu erzielen.
ALPHA das Mode(un)wort
In dieser Ausprägung ist Alpha zum Mode(un)wort der letzten Monate avanciert. Hitlisten der besten „Alphafonds“, Alpha-Tracker und Alpha Strategie Zertifikate, kaum ein neues Produkt, das nicht verspricht einen dauerhaften Mehrwert gegenüber der Marktentwicklung zu erzielen. Der absolute Clou dabei: Egal ob Märkte steigen oder fallen, durch ausschalten des systematischen Risikos (Markteinflusses), soll immer ein positiver Ertrag erzielt werden. Wie geht das? Fondsgesellschaften schicken dabei immer zwei Kandidaten ins Rennen: Einmal den aktiven Fondsmanager der in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er einen Mehrertrag gegenüber einem Markt erzielen kann und zum anderen eine vollständige Absicherung des Marktes (short Verkauf) mittels Futurekontrakte.
Theorie und Praxis
Steigt der Markt, so bringen die Futurekontrakte Verluste, werden aber durch den Ertrag des Fondsmanagers ausgeglichen und da dieser Mehrertrag gegenüber dem Markt bringt, wird trotzdem Geld verdient. Ebenfalls bei fallenden Märkten: Hier verliert der Fondsmanager zwar meist auch Geld, da er aber ein positives Alpha hat, verliert er im Durchschnitt weniger als der Markt. Die Futures dagegen kompensieren den Rückgang des Marktes vollständig mit positiven Erträgen und verdienen damit Geld. Letztlich wird damit das „Können“ des Fondsmanagers von der Entwicklung des zugrunde liegenden Marktes isoliert. Soweit die Theorie und jetzt zur Praxis:
Meist kommen sie als Absolute-Return-Fonds, Diversified Alpha Fonds oder Portable Alpha Fonds daher. Konstruktionen, die ausschließlich darauf aus sind, die Qualität des Fondsmanagements von der allgemeinen Marktentwicklungen zu isolieren. Jede Outperformance zum Index wird somit in positive Erträge umgewandelt. Dies trifft den Geschmack eines jeden Anlegers, denn der soll somit immer Geld verdienen, egal bei welchem Börsenwetter. Konsequenz: Ideale Beimischung für jedes Depot, denn diese „neue Anlageklasse“ hat keine Korrelation zur Entwicklung an den Aktien – oder Rentenmärkte.
Pech für die Anbieter solcher Fonds: Da nur die Outperformance zum Index als Ertrag aufläuft, ist in steigenden Börsenphasen jeder drittklassige Fondsmanager besser, selbst wenn er nicht so stark steigt, wie der Markt. Erst wenn die Aktienmärkte wieder schwieriger werden, könnte daher die Stunde von solchen Alpha Produkten schlagen. Nach fünf Jahren steigende Aktienmärkte keine abwegige Vorstellung mehr. Aber selbst wenn alles prima läuft, die satten Renditen sind mit isoliertem Alpha selten zu machen. Es sind reine Optimierungsstrategien, die sich von kleinen Mehrerträgen nähren - step by Step vollkommen marktneutral ein Ertragspolster aufbauen. Die derzeit am Markt erhältlichen Fondsprodukte, ebenso wie Alpha Zertifikate sind den Beweis allerdings meist noch schuldig geblieben. Denn in der Regel haben die dafür in Frage kommenden Fondsmanager in der Vergangenheit Mehrerträge erzielt.
Können Sie dies aber auch in der Zukunft wiederholen, stetig und jederzeit? Leidet nämlich die „Alpha-Fähigkeit“ des aktiven Managers können sich auch bei solchen Konstruktionen Verluste einstellen. Dies ist besonders fatal für den Anleger, wenn die zugrundeliegenden Aktienmärkte steigen und der Investor gleichzeitig mit seinem „Alphafonds“ Geld verliert. Dies passiert regelmäßig dann, wenn der aktive Manager in Marktanstiegsphasen weniger Zuwachs zeigt als der Markt. Denn die Verluste, die mit den Futures eingefahren werden, können nicht ausgeglichen werden und das Gesamtkonstrukt verliert Geld.
Fazit
Da kaum ein aktives Fondsmanagement dauerhaft und stetig Mehrertrag erzielen kann wird dieses Manko wohl der Tod vieler - jetzt auf den Markt kommenden - Produkte bedeuten. Allerdings muss wahrscheinlich auch diese Modewelle erst einmal auf dem Rücken des Anlegers ausgetragen werden, wie so vieles was die Branche an sensationelle Errungenschaft angepriesen hat.
Quelle: ntv.de