Burkhard Wagner Ausverkauf beim Dax?
12.02.2008, 10:09 UhrNoch nie in seiner Geschichte hatte der DAX einen so katastrophalen Jahresauftakt wie in diesem Jahr. Innerhalb weniger Stunden verlor der deutsche Aktienindex an einem Tag mehr als sieben Prozent. Dieser massive Ausverkauf war der größte Tagesverlust seit den Terroranschlägen vom 11. September. Der Rückgang betrug seit Jahresbeginn in der Spitze bis 19 Prozent. Einige Analysten sprachen von einem erreichten „Panik-Level“. Auch die kräftige Zinssenkung der amerikanischen Notenbank stützte die Märkte nur kurzfristig. Ein Grund war sicherlich, dass die französische Socit Gnrale in den entsprechenden Tagen um die 140.000 „schiefliegende“ DAX-Future-Kontrakte mit einem Volumen von rund 24 Milliarden Euro verkaufte. Das waren rund zwei Drittel dessen, was an einem normalen Börsentag gehandelt wird! Die Socit Gnrale-Mitarbeiter realisierte damit Verluste in Höhe von knapp fünf Milliarden Euro!
Kurios bei der aktuellen Kursentwicklung erscheint mir jedoch die Tatsache, dass die Aktienmärkte des vermeintlichen Verursachers der Krise sich stabiler verhalten, als die anderen Märkte. In den USA gaben die Kurse längst nicht so stark nach. In Deutschland ist die Verunsicherung dagegen greifbar. Das liegt zum einen an der Gefahr einer weltweit tiefen und nachhaltigen Rezession durch das Platzen der US-Immobilienblase, zum anderen an der Unsicherheit, wie groß der Abschreibungsbedarf bei den Banken noch ist. Das Vertrauen in den Finanzsektor ist bereits beschädigt. Wenn Unternehmen jetzt noch durch die Zurückhaltung bei der Kreditvergabe in eine Kreditklemme rutschen, dürfte es für die Banken und für die Wirtschaft ganz schwierig werden. Auch die Europäische Zentralbank spielt eine Rolle. Das weiterhin steigende Inflationsrisiko, die unverändert hohen Rohstoffpreise und überzogene Tarifabschlüsse machen ihr eine Zinssenkung schwer.
Für steigende Kurse spricht dagegen, dass die internationalen Notenbanken das Finanzsystem diszipliniert mit Liquidität versorgen. Zudem ist die Auftragslage der deutschen Firmen unverändert sehr gut, die fundamentale Bewertung des DAX historisch niedrig und die aktuellen Dividendenrenditen sind sehr attraktiv. Wenn die Notenbanken die Zinsen weiter senken werden mögliche Anlagealternativen noch unattraktiver.
Letztlich wird das „Jo-Jo-Spiel“ noch eine Weile weiter gehen! Die nächsten Monate bleiben an den internationalen Aktienmärkten unruhig und nervös. Anleger sollten auch weiterhin einen kühlen Kopf bewahren. Für Anleger mit mittlerem beziehungsweise einem längerem Anlagehorizont ergeben sich derzeit attraktive Einstiegsmöglichkeiten bei deutschen Aktien. Weitere Negativmeldungen, vor allem aus der Finanzbranche, können aber jederzeit neue Beben an den Märkten verursachen. Hierfür sollte der Anleger mit einer ausreichenden Liquiditätsposition gewappnet sein. Allerdings dürfte aufgrund der günstigen Bewertung der DAX zwischen 6.000 und 6.500 Punkten seinen Boden gefunden haben. Auf dieser Basis auf Sicht der nächsten drei Jahre unseres Erachtens ein sehr interessantes Investitionsniveau.
Wir empfehlen im Moment Bonus- und Discountzertifikate auf ausgesuchte Aktien und Indizes mit einem hohen Risikopuffer und mindestens einem Jahr Restlaufzeit, Indexfonds auf den DAX und EuroStoxx (auch in Hinblick auf die persönliche langfristige Abgeltungsteuer-Optimierung) sowie professionell gemanagte international orientierte Aktien- und Zertifikatefonds.
Der Autor Burkhard Wagner ist bankunabhängiger Vermögensverwalter und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de