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Weiter auf dem Vormarsch Bonus-Zertifikate

Von Dirk Urmoneit, Derivate-Experte bei Goldman Sachs

Noch nicht einmal vier Jahre ist es her, als Bonus-Zertifikate als Produktneuheit vorgestellt wurden. Inzwischen sind sie zu einer der wichtigsten Zertifikatearten aufgestiegen. Anleger können bereits aus mehr als 10.000 klassischen Bonus-Zertifikaten auswählen. Hinzu kommen noch verschiedene Varianten, wie etwa Bonus-Zertifikate mit Gewinnbeschränkung oder Short Bonus-Zertifikate.

Der Erfolg dieser Produkte kommt nicht von ungefähr. Sie bieten dem Investor zahlreiche Vorteile. Wie es der Name schon vermuten lässt, hat der Inhaber des Zertifikates bei Fälligkeit die Chance auf eine Bonuszahlung. Die einzige Voraussetzung für diesen Ertrag ist, dass der zugehörige Basiswert während der Laufzeit das Absicherungsniveau nicht unterschreiten darf. Der Investor erhält in diesem Fall also eine Mindestrendite. Er erzielt auch dann einen positiven Ertrag, wenn der Basiswert nicht steigt oder sogar leicht fällt.

Das Absicherungsniveau ist wichtig noch für einen zweiten entscheidenden Vorzug der Bonus-Zertifikate: Wird es während der Laufzeit des Zertifikats nicht verletzt, so erhalten Anleger am Laufzeitende das Bonus-Niveau ausgezahlt. Hat der Anleger beim Kauf also ein solches Bonus-Zertifikat gewählt, bei dem die Bonus-Rückzahlung höher oder gleich seinem Einstandspreis liegt, kann er sicher sein, keinen Verlust zu machen, wenn das Absicherungsniveau während der Laufzeit nicht erreicht wurde. Oft zeigt das Bonus-Zertifikat daher eine bessere Kursentwicklung als der Basiswert, wenn der Kurs des Basiswertes entweder moderat fällt (ohne das Absicherungsniveau zu verletzen), seitwärts tendiert oder ansteigt.



Kommt es zu einen größeren Kursverlust des Basiswertes gehen die Teilabsicherung und die Chance auf die Bonuszahlung sofort verloren. Der Inhaber des Zertifikates erhält dann bei Fälligkeit den Basiswert geliefert (beispielsweise bei Aktien) oder eine Zahlung, die sich am Kurs des Basiswertes am Fälligkeitstermin orientiert. Der Investor erzielt hier die gleiche Kursperformance wie bei einer Direktanlage in den Basiswert.

Bleibt die Frage, was geschieht, wenn der Basiswert einen deutlichen Kursanstieg vollzieht und bei Fälligkeit über dem Bonusniveau notiert? In diesem Fall erhält der Investor ebenfalls eine Zahlung, die sich nach der Notierung des zugehörigen Basiswertes richtet. Der Käufer eines Bonus-Zertifikates ist also – was die reine Kursperformance angeht – in keinem Fall schlechter gestellt als bei einem Direktinvestment in den Basiswert.

Nachteile von Bonuszertifikaten

Allerdings haben Bonus-Zertifikate auch einen Nachteil. Bei einem Direktinvestment hat der Anleger weitere Einnahmequellen. Bei Aktien erhält der Investor die Dividendenzahlungen, bei einigen Rohstoffen den Collateral Yield, also den Zins für das beim Erwerb der Rohstoff-Futures hinterlegte Geld.

Wer über Bonus-Zertifikate nachdenkt, sollte sich also stets fragen, ob er zugunsten der Bonus-Struktur auf Dividenden oder andere Einnahmen verzichten möchte. Auch der Vergleich mit anderen Zertifikatetypen scheint angebracht. Denn anstelle eines Bonus- könnte sich der Investor beispielsweise für ein Discount-Zertifikat entscheiden. Discount-Zertifikate haben sich in den mehr als zehn Jahren, in denen sie in Deutschland schon gehandelt werden, wegen ihrer Vielseitigkeit eine Fangemeinde erworben. Viele Anleger, die von der Möglichkeit begeistert sind, mit „Discountern“ im Seitwärtsmarkt Rendite zu machen, haben sich aber zuweilen auch über ihren großen Nachteil geärgert: Bei einer Investition in Discount-Zertifikate nehmen Anleger nur bis zu einer Obergrenze (dem Cap) an Kursanstiegen des Basiswerts teil. Und dieser Cap ist unerbittlich. Wenn der Basiswert über das Capniveau hinaussteigt, ist jeder weitere Kursanstieg für den Anleger verloren. Der Inhaber eines Bonus-Zertifikates nimmt indes unbegrenzt an den Kursgewinnen des Basiswertes teil.

Doch ganz gleich, ob sich der Anleger für ein Bonus- oder ein Discount-Zertifikat entscheidet – eine Schwierigkeit verbindet beide Produkte: Aufgrund der gewachsenen Beliebtheit fällt die Auswahl immer schwerer. Wie findet man also das richtige Bonus-Zertifikat?

Das richtige Bonusniveau

Natürlich sind auch hier größere Gewinnchancen mit einem höheren Anlagerisiko verbunden. Die Chancen eines Bonus-Zertifikates werden vor allem durch das Bonusniveau und die daraus abgeleitete Bonusrendite bestimmt. Der Abstand zum Absicherungsniveau gibt Aufschluss über das Anlagerisiko. So muss der Investor abwägen, ob er mehr Sicherheit oder mehr Chance möchte. Zudem spielt die Laufzeit eine Rolle. Je später der Fälligkeitstermin, umso attraktiver sind die Konditionen des Zertifikates. Darüber hinaus sollten Anleger darauf achten, dass der Emittent faire Preise stellt. Der Abstand zwischen Geld- und Brief-Kurs (Spread) sollte möglichst klein sein.

Es stellt sich die Frage, wie sich Zertifikate mit unterschiedlichen Laufzeiten vergleichen lassen. Goldman Sachs hat hierzu die Bonus-Banane entwickelt. Mit diesem Tool können Anleger eine Vielzahl von Bonus-Zertifikaten überblicken. Es stellt das Bonusniveau dem Absicherungsniveau gegenüber. Dabei können Investoren zwischen verschiedenen Einstellungen wählen – beispielsweise die annualisierte Bonusrendite dem prozentualen Abstand zum Absicherungsniveau gegenüberstellen. Die Bonus-Banane ist eine Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Produkten das passende herauszufiltern.

Quelle: ntv.de

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