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Zertifikate-Branche Hoffen auf Erholung

Die Finanzkrise sorgt an den Märkten für Katerstimmung. Gerade die Derivatebranche hat es hart getroffen. Doch ziehen die Akteure mit neuen Produkten und Strukturen ihre Konsequenzen und setzen auf eine baldige Gesundung.

Mit dem einstigen Boom der Zertifikate und Derivate ist auch die Literatur über diese Anlageform angewachsen. Was aber in den Büchern bislang nur eine theoretische Größe blieb, wurde 2008 bittere Realität: das Risiko, das eintritt, wenn ein Emittent umfällt und bankrott geht.

Die Pleite der Lehman-Brothers bescherte etwa 40.000 deutschen Privatanlegern den Totalverlust ihrer Lehman-Zertifikate. Vermuteter Schaden: circa 700 Millionen Euro. Für Volker Meinel von Deutsche Bank x-Markets, dem Marktführer der deutschen Zertifikatebranche, gibt es nichts zu beschönigen.

„Ja, es war ein Einschnitt und man hat zum ersten Mal gesehen, dass es eben auch auf das Emittentenrisiko ankommt. Wir haben das immer gesagt: Es kommt auf das Emittentenrisiko an. Nun haben es einige Anleger an Lehman leider feststellen müssen.“

Geschäftlich war das Jahr für die Branche ohnehin ein Desaster. Nachdem im Januar noch ein Anlagevolumen von 131 Milliarden Euro verzeichnet werden konnte, betrug es im Oktober 68 Milliarden Euro und hat sich damit gegenüber dem Januar fast halbiert.

Und das alles wegen Lehman, weiteren drohenden Bankenpleiten und dem daraus folgenden Imageschaden der Zertifikate?

„Das hat überhaupt nichts mit dem Zertifikat per se, oder mit dem Emittentenrisiko zu tun – das ist eine reine Kapitalmarktsache. Wenn Sie schauen, wo der DAX hingegangen ist, wo die Börsen weltweit hingegangen sind, da haben die Anleger natürlich alle möglichen Produkte zurückgegeben. Und das hat natürlich für ein schwächeres Geschäft gesorgt, ganz klar.“, so Meinel.

Dennoch war das Emittentenrisiko nach Lehman ein Faktor der Vertrauenskrise der Zertifikate. Darum setzten einzelne Anbieter auf Zertifikate ohne Emittentenrisiko. DWS GO machte den Anfang, die Commerzbank folgte. Ralph Stemper nennt die Gründe, warum auch die Commerzbank ebenfalls besicherte Zertifikate anbietet.

„Wir möchten damit eben auch den Anleger ansprechen, der keinerlei Emittentenrisiko haben möchte. Diese Anleger gibt es nun einmal und diese Anleger haben bisher nun einmal einen Bogen um Zertifikate gemacht. Und eben diese wollen wir mit diesen Produkten ansprechen.“

Besicherte Zertifikate werden ein Nischenprodukt bleiben, erwartet selbst die Commerzbank. Die Mehrheit der Anleger wird sich für die klassischen und kurzfristigen Zertifikate interessieren. Nun müssen nur noch die Finanzmärkte mitspielen. Denn das hat die Branche 2008 auch gelernt: Zertifikate-Investoren setzen lieber auf steigende Märkte. Mit fallenden Kursen spekuliert nur eine Minderheit.

Quelle: ntv.de

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