Empfehlungen

Fondscheck Krieg der Sterne

Von Volker Schilling, Fondsmanager Greiff AG

Pünktlich am Jahresanfang werden von den einschlägigen Rating-Agenturen wieder neue Sterne für die besten Fonds der vergangenen Jahre vergeben. In der Regel liegt das Augenmerk der Presse dabei auf dem „Fondsmanager des Jahres“ oder dem Bestperformer im vergangenen Jahr! Interessantes Detail am Rande: Im vergangenen Jahr war der beste Aktienmarkt in Peru zu finden. Über 200 Prozent Wertzuwachs in 2006. Schade nur, dass keine Fondsgesellschaft einen Peru Fonds am Start hatte. So gingen die Auszeichnungen für die besten Ergebnisse 2006 reihenweise an China Fonds.

Keine Garantie für die Zukunft

Im Krieg der Sterne buhlen alle Fondsgesellschaften kräftig mit, denn schließlich versprechen Auszeichnungen einen automatischen Mittelzufluß. Die Ratinganbieter verfügen inzwischen über eine hohe Marktmacht, die Zu- und Abflüsse nachhaltig beeinflusst. Auf der anderen Seite nutzen die Marketingstrategen der Fondsgesellschaften Ratings seit Jahren als Verkaufsargument. So fließen in den USA 80 Prozent des Nettoabsatzes in Fonds mit vier oder fünf Sternen. Es lässt sich darüber streiten, welche Qualitätskriterien für die Bewertung eines Fonds angelegt werden sollen. Sinnvoll sind Zahlen zur Wertentwicklung, zur Volatilität und zum Kursrisiko sowie zum Abschneiden innerhalb einer Vergleichsgruppe. Da all diese Zahlen vergangenheitsbezogen sind, sagen sie jedoch nichts über die zukünftige Entwicklung aus und können bei Veränderungen im Managementstil oder einem Fondsmanagerwechsel schnell zur Makulatur werden.

Das beste Beispiel ist der aktuelle Fondsmanager des Jahres, Olgerd Eichler von Union Investment. Der unter anderem für den besten globalen Aktienfonds 2006, den UniFavorit Aktien, ausgezeichnet wurde. Diesen Fonds und einen Teil seiner Ergebnisse hat er von Fondsmanager Thomas Maier „geerbt“, als dieser sich entschlossen hatte im Juli 2006 zur kleinen Fondsboutique Loys zu wechseln. Ein Rating ist somit immer eine unvollständige Betrachtung der Vergangenheit ohne Garantie für die Zukunft. Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichen Bewertungsansätze der verschiedenen Anbieter – von einheitlichen Standards ist der Markt bis heute weit entfernt. Dies führt zu der absurden Situation, dass Berater und Anleger nicht mehr nur vor einem Fondsdschungel sondern vor einem Ratingdschungel mit mehr als 15 Anbietern stehen. Ein gewichtiges Argument gegen Ratings sind institutionelle Anleger wie Pensionskassen, die bei der Fondsauswahl auf die Urteile der einschlägigen Anbieter verzichten und auf eigene Analysemodelle bauen. Anleger sollten daher nicht nur auf das Rating schauen, sondern sich viel mehr an ihren persönlichen Anlagezielen, der Risikoneigung und der Zusammensetzung ihrer Portfolios orientieren.

Anlegen aus dem Rückspiegel

Ein Kauf der besten Fonds aus dem vergangenen Jahr hat zwei Konsequenzen: Erstens steigen Anleger meist teuer ein, denn schließlich hat der Markt gerade einen starken Anstieg hinter sich und zweitens korrigieren solche Märkte in fallenden Phasen besonders stark. Mit anderen Worten: Weniger Renditeaussichten und größeres Risiko! Doch das erkennen die meisten Anleger nicht und vertrauen lieber auf die Devise: Wenn im Rückspiegel frei ist, kann ich Gas geben. Schlussendlich entsteht ein zyklisches Anlegerverhalten, das durch Medien und Fondsgesellschaften kräftig unterstützt wird. Ob Ende der achtziger Jahre Japan Fonds oder Ende der Neunziger Technologiefonds, nichts ist so anziehend wie der Vergangenheitserfolg. Jeder Anlageberater weiß, dass Fonds mit besseren Vergangenheitsergebnissen sich leichter an den Mann bringen lassen. Dazu positive Presse und eine Portion Marketing der Fondsgesellschaft und der Einstieg ist perfekt. Gleichzeitig wissen die meisten Berater und Anleger, dass sie sich besser antizyklisch verhalten sollten und lieber die Finger von Hitlisten lassen. Aber wenn alle es tun, kann es doch nicht falsch sein?

Der schlechteste Fonds

Denkt man weiter, so wird für den professionellen Investor ein Markt besonders interessant: Der Schlechteste im vergangenen Jahr! Wer wirklich antizyklisch investieren will und günstig einsteigen möchte, der kommt um die Frage nach der schlechtesten Investition 2006 gar nicht herum. Und interessanterweise finden sich auf den letzten Plätzen unisono Fonds, die auf japanische Nebenwerte oder small caps setzen. Zwischen 20 und 40 Prozent haben japanische small-cap-Fonds im vergangenen Jahr eingebüßt. Berücksichtigt man gleichzeitig, dass Chinafonds die absoluten Renner waren und das Wachstum der chinesischen Wirtschaft der Treiber war, so verwundert dies. Schließlich ist Japan als eine der Exportnationen einer der größten Nutznießer dieses Wirtschaftswachstums.



Dazu kommt, dass das Fiskaljahr in Japan Ende März endet und die meisten Unternehmen bis dahin Ihre Bücher in Ordnung bringen. Positive Meldungen sollten daher im ersten und zweiten Quartal des laufenden Jahres nicht überraschen. Mit anderen Worten: Gute Renditeaussichten mit moderatem Risiko! Wer also eine antizyklische Anlagechance sucht, die einen vernünftigen Einstiegskurs bietet, der ist mit einem Japanfonds für kleinere und mittlere Unternehmensgrößen bestens bedient.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen