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Ralf Goerkes "Aktienklima" Mit Cash in den Crash

Von Ralf Goerke, Technischer Analyst und Mitglied der VTAD

Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.

„Crash mit Ansage“ lautete die Überschrift dieser Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor genau einem Monat. Was hat sich seither getan?

Keine andere, mir bekannte, regelmäßig erscheinende Kolumne, hat den Begriff „Crash“ in den letzten Monaten so strapaziert wie diese (s. auch „Gefahr eines Crashs“ vom 15.07.08). So kam sein tatsächliches Eintreffen für Sie als Leser zwar nicht mehr überraschend, aber mit der Wucht eines Finanz-Tsunamis dieses Ausmaßes hatte auch der Kolumnist zugegebenermaßen nicht gerechnet. Die unter Börsianern als schlechte Börsenmonate bekannten Monate September und Oktober haben ihrem Ruf dieses Jahr alle Ehre gemacht. Der September als über viele Jahre statistisch schlechtester Börsenmonat sowieso und der Oktober als Crashmonat ebenfalls.

Schon seit Anfang Januar befindet sich der Aktienklima-Indikator in Abbildung 1 (oberes Chartfenster) im negativen Terrain ( 1,0). Diesen Bereich hat er das ganze Jahr über nicht verlassen und zuletzt fiel er sogar wie ein Stein. Dabei erreichte er ein neues historisches Tief, das sogar das bisherige Tiefstniveau vom Herbst 1998 (LTCM- und Russland-Krise) noch unterbot! Auch der MACD-Indikator im unteren Chartfenster konnte in den letzten Wochen seinen Schwellenwert (Null-Linie) nicht mehr nach oben durchbrechen und drehte zuletzt nach unten ab – ein weiteres Warnsignal!

Der Momentuminvestor war also in den letzten Monaten über die allgemein schwierige Situation an den Börsen weltweit voll und ganz im Bilde! Für ihn bedeutete das Verharren des Indikators im Bereich des „weltweit ungünstigen Aktienklimas“, dass er sich besonders vorsichtig verhielt und der Börse schon zu Jahresbeginn ganz den Rücken kehrte.

Die Abbildung 2 zeigt Ihnen denselben Indikator auf Wochenbasis für einen Zeitraum von fünf Jahren. Hier hatte der MACD im unteren Chartfenster Anfang Juli ein erneutes Verkaufsignal generiert, indem die MACD-Linie (rot) ihre Triggerlinie (schwarz) von oben nach unten schnitt und dabei wieder unter ihren Schwellenwert gefallen war. Dieses Verkaufsignal ist bis heute intakt geblieben.

Deutlicher kann Technische Analyse den Anlegern nicht helfen, sich richtig zu positionieren! Von daher lässt auch diese Indikatoren-Konstellation auf der nächst höheren Zeitebene (Wochenbasis) aktuell keine Änderung der bisher vorsichtigen Beurteilung des internationalen Aktienklimas zu!

Fazit: Ich hoffe, dass es mir wenigstens von dieser Stelle aus gelungen ist, Sie in den letzten Monaten vor einer allzu großen Investitionsquote zu bewahren. Das Ziel, sein Börsenkapital zu erhalten, hat beim Spekulieren an der Börse grundsätzlich oberste Priorität. Ihr Bankberater sollte Ihnen geholfen haben, dieses Ziel zu erreichen.

Sie als regelmäßige Leser dieser Kolumne dürften inzwischen mit Befriedigung zur Kenntnis genommen haben, dass es heute durchaus Mittel und Wege gibt, die Güte des Aktienklimas verlässlich zu bestimmen und damit auch die eigene Investitionsquote Ihres Depots erfolgreich zu steuern. Eine gute Aktienstrategie zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass sie auch „Auszeiten“ hat. Sie ist nur in guten Zeiten investiert. Sie meidet schlechte Börsenphasen, um nicht das vorher in guten Börsenzeiten gewonnene Geld wieder zu verlieren. Zu einer guten Strategie gehört eben auch, dass man weiß, wann man „drin“ sein sollte – und wann nicht!

Wann die nächste Hausse kommen wird, steht allerdings in den Sternen. Der Aktieklima-Indikator wird Ihnen rechtzeitig einen Hinweis dazu geben. Und bis dahin heißt es auch weiterhin für den vorsichtigen Anleger (wie schon in den letzten Monaten an dieser Stelle): Finger weg von diesen Märkten – zum Schutze Ihres Kapitals!

Quelle: ntv.de

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