DDI-Jahresstatistik Rekordumsätze im Jahr 2006
23.01.2007, 10:34 UhrDer Markt der derivativen Wertpapiere hat ein Prädikatsjahr hinter sich. Mit einem Volumen von 127,6 Mrd. Euro wurde an den deutschen Börsen in derivativen Wertpapieren im Jahr 2006 der bisher höchste Jahresumsatz erzielt. Das entspricht einem Handelsvolumen von 10,6 Mrd. Euro pro Monat, was mehr als 50% über dem durchschnittlichen monatlichen Handelsvolumen vom
2. Halbjahr 2005 liegt. Die Daten nach der Orderbuch-Statistik in der Einfachzählung werden in dieser Weise erst seit August 2005 veröffentlicht.
Der Rekord-Monat war der Mai 2006 mit einem Umsatz von 13,9 Mrd. Euro. Parallel mit der Korrektur am deutschen Aktienmarkt und den Sommermonaten flachte das Geschäft dann ab. Erst im November, als der Dax neue Jahreshöchststände erreichte, stieg die Aktivität der Anleger wieder deutlich an. Der November erzielte mit 12,6 Mrd. Euro das zweitbeste Ergebnis des Jahres.
Die Börse Stuttgart ist eindeutiger Spitzenreiter unter den börslichen Handelsplätzen. Auf die Schwaben entfiel dabei einen Marktanteil von 72%, die Börse Frankfurt erreichte 28%. Die genaue Analyse zeigt, dass sich der Handel mit den spekulativen Hebelinstrumenten vorwiegend auf die Baden Württembergische Börse fokussierte, während in Frankfurt Anlage-Zertifikate die Hauptrolle spielten. 80% des Handelsvolumens in Frankfurt gingen auf das Konto der defensiven Papiere. Es bleibt abzuwarten, ob die neue, gemeinsame Börse für derivative Wertpapiere der Börse Frankfurt und der Schweizer SWX im Jahr 2007 die Marktanteile zu ihren Gunsten verschieben kann.
2006 war das Jahr der defensiven Zertifikate. 58% aller Umsätze waren den Anlage-Papieren zuzuschreiben, knapp 42% den Hebel-Produkten. Damit weitet sich die Schere zwischen beiden Produktformen immer weiter aus. Es ist anzunehmen, dass mit einer Zunahme des Interesses
in der Bevölkerung der Anteil der defensiven Anlage-Zertifikate weiter stark ansteigen wird.
In absoluten Zahlen ausgedrückt entfiel auf die Anlage-Zertifikate ein Umsatz von 69,17 Mrd. Euro. Dabei hatten Bonus-Zertifikate einen Anteil von 30,5%. Index-und Partizipationspapiere
folgten mit 29%. Discount-Zertifikate erreichten ebenfalls 29%. Entsprechend der Zahlen der
Börse Stuttgart besetzt die Deutsche Bank bei den Anlage-Zertifikaten mit den Umsätzen den ersten Platz mit einem Anteil von 21%, es folgen schon abgeschlagen die Commerzbank mit 12% und ABN Amro mit 11%. Die Leistung von ABN Amro ist erstaunlich, denn die beiden deutschen Häuser besitzen mit ihrem Filialnetz einen hervorragenden Vertriebskanal. Unterteilt
nach Produktklassen zeigt sich, dass die niederländische Investmentbank bei den Delta-1-Produkten einen Marktanteil von fast 33% besitzt.
Die Deutsche Bank folgt mit einem Anteil von 23%. Bei den Bonus-Zertifikaten entfallen jeweils 16% der Umsätze auf die Socit Gnrale und die Deutsche Bank. Bei den Discount-Zertifikaten beansprucht die Deutsche Bank 25% der Umsätze für sich, die Commerzbank 20%.
Im Börsenhandel von Garantieprodukten hatte die HypoVereinsbank mit 18% den größten Marktanteil, die WestLB folgte mit einem Anteil von 18%. Das Bild ist allerdings dadurch
verfälscht, dass die Masse der Garantieprodukte im Filialbetrieb direkt an den Kunden abgegeben
wird.
Die deutschen Börsen verzeichneten im vergangenen Jahr bei den Knockouts einen Umsatz von 35,7 Mrd. Euro. Der Anteil von 71% Index-Produkten zeigt, dass es sich bei den KO-Produkten um den Future des Privatanlegers handelt. Einzelstorys bei den Aktien wurden mit den "Waves", "Minifutures" oder Turbos weniger gespielt. Knockouts auf Aktien erreichten lediglich einen
Umsatzanteil von 15%. Bei den Optionsscheinen verschiebt sich dann das Bild. Auf die Aktien
entfielen 50% des Umsatzes, 35% gingen auf das Konto der Indizes.
Der Markt wurde 2006 bei den KOProdukten von der Commerzbank mit einem Anteil von 41% dominiert, gefolgt von der ABN Amro mit 24%. Bei den Optionsscheinen vereinte die Deutsche Bank ein Viertel der Umsätze auf sich, die "Gelben" kamen auf 20%.
Am Ende des Jahres 2006 waren an den deutschen Börsen insgesamt 137.515 derivative Produkte gelistet. Das entspricht einem Plus von 96% gegenüber dem Vorjahr. Bei den Anlage-Zertifikaten und Aktienanleihen war die höchste Wachstumsrate zu beobachten. Die Produktzahl wuchs um 120% auf 66.593 Papiere.
Ein Ende der Produktflut ist in Anbetracht der neu auf den Markt drängenden Emissionshäuser nicht abzusehen. Der Gesamtmarkt wurde 2006 im Wesentlichen durch drei Emittenten beherrscht. Die Commerzbank, Deutsche Bank und ABN Amro vereinten zusammen einen Marktanteil von 53,9%. In diesem Jahr hat es in der Rangliste der Emissionshäuser eine Veränderung an der Spitze gegeben. Nach der Deutschen Bank hat die Commerzbank den Zahlen der Börse Stuttgart entsprechend mit einem Marktanteil von 21,6% die Spitze erklommen. Dafür verantwortlich war insbesondere ein reger Handel in Index-Knockouts, der im April 2006 begann und bis Ende 2006 anhielt. Gerade bei den KO-Produkten beherrschten die "Gelben" einen Anteil von 40%. Zweiter ist die Deutsche Bank mit einem Marktanteil von 18,8%, Dritter ABN Amro mit 13,5%. Die Tochter der niederländischen Investmentbank erlitt vor allem in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Umsatzrückgang und erreichte im Dezember einen Marktanteil von
unter 10%. Nach dem führenden Trio folgt ein breites Mittelfeld. Es wird von der Citibank, dem Vierten der Rangliste, mit einem Marktanteil von 6,2% angeführt und endet bei dem Dreizehnten, der DZ Bank (1,5%). DWS GO, die Emittententochter Deutschlands größter Fondsgesellschaft erreichte mit ihren ersten beiden Zertifikaten im Dezember einen Umsatz von knapp 30 Mill. Euro, was einem Marktanteil von 0,02% entsprach.
Es ist zu erwarten, dass durch die Produktoffensive und das agressive Marketing DWS GO 2007 in der Emittentenrangliste weiter nach oben kommen wird. Die geschätzten Zuflüsse von circa 70 Mill. Euro allein in den ersten beiden Januarwochen 2007 lassen jedenfalls aufhorchen.
Schlussspurt vor dem Jahresende
Anleger kauften vor dem Jahreswechsel auch aus Steuerüberlegungen noch einmal Zertifikate.
Vor dem Jahresschluss erreichten die Dezember-Umsätze an allen deutschen Börsen entsprechend der Daten der Börse Stuttgart noch einmal 10,8 Mrd. Euro. Das Ergebnis lag damit über dem Jahresdurchschnitt von 10,6 Mrd. Euro. Nach Angaben des Handels warf die für ursprünglich ab 2008 geplante und später auf 2009 verschobene Einführung der Abgeltungssteuer
ihre Schatten voraus. Anleger wollten noch einmal Produkte kaufen, deren Erträge nach Ablauf der Zwölfmonatsfrist auf jeden Fall steuerfrei sind. 58% der Umsätze oder 6,3 Mrd. Euro entfielen auf Anlage-Zertifikate. Sie gewannen damit 3,6 Prozentpunkte hinzu. Auffällig waren Marktverschiebungen bei den Anlage-Zertifikaten. So verloren Bonus-Zertifikate im Dezember deutlich Marktanteile. Mit einem Verlust von 7 Prozentpunkten sank der Anteil auf 28%. Dagegen gewannen Discount-Papiere mit einem Plus von 9 Prozentpunkten auf 32% deutlich hinzu.
Bei den Optionsscheinen beruhigte sich der Handel gegen Ende des Jahres. Das Handelsvolumen ging um 23% auf 1,4 Mrd. Euro zurück. Der Handel mit aktienbasierten Produkten sackte um 6 Prozentpunkte auf 50% ab, das Handelsvolumen ging absolut um 344 Mill. Euro zurück auf 739 Mill. Euro. Die Indizes konnten zwar relativ gesehen den Marktanteil um 5 Prozentpunkte
auf 40% steigern, der Umsatz ging allerdings auch um 12% auf 584 Mill. Euro zurück.
Bei den Knockout-Papieren stagnierte der Umsatz im Dezember bei etwas mehr als 3 Mrd. Euro. Hier gab es offensichtlich Tausch-operationen von aktienbezogenen Hebelpapieren in Index-Produkte. Die Marktanteile von Index-Knockouts stiegen um 7 Prozentpunkte auf 76%. Das Umsatzvolumen nahm von 2,1 auf 2,3 Mrd. Euro zu.
In der Rangliste gab es im Dezember keine wesentlichen Veränderungen. Die Commerzbank war auch im Dezember dank der großen Nachfrage nach Hebelinstrumenten Marktführer. Sie konnte
ihre Marktanteile mit einem Plus von 5 Prozentpunkten auf knapp 25% steigern. Es folgte die Deutsche Bank, die trotz eines leichten Rückgangs der absoluten Volumina von 300 Mill. Euro auf einem Marktanteil von 19% kam. ABN Amro rutschte das erste Mal im Jahr 2006 unter einen Marktanteil von 10%. Der niederländische Emittent verlor insbesondere bei den Knockouts Volumina von etwa 150 Mill. Euro.
Erstaunlich war der Markteintritt der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS. Dank eines intensiven Marketings erreichte die Tochter DWS GO einen Umsatz von knapp 29,4 Mill. Euro, was einem Marktanteil von 0,27% entsprach.
Walter Kozubek, anlagezertifikate.de
Quelle: ntv.de