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Teil 3: Zins-Optimierung Zertifikate-Strategie

Von Matthias Steinhauer, Concept Vermögensmanagement

Im dritten Teil dieser Serie führen wir zu Investitionsmöglichkeiten hin, die für denjenigen Anleger interessant sind, der im Sinne einer Renditeoptimierung bereit ist, mit einem Teil der Anlagesumme eingeschränkte und genau kalkulierbare Aktienrisiken einzugehen.

Anlageerwartung: Überwiegend gesicherte Ertragserwartung mit einem längerfristig über Kapitalmarkt-Zinsniveau liegenden Ergebnis. Eingeschränkte Risiken werden zwar in Kauf genommen, sollen aber nicht im Bereich des Wahrscheinlichen liegen. Der zeitliche Anlagehorizont erreicht mindestens etwa drei Jahre.

Anlagestil: Das Denken in althergebrachten Kategorien ist angesichts des heute sehr differenzierten Angebots an den Kapitalmärkten nicht mehr zeitgemäß. So muss der Grundsatz, Renten (also festverzinsliche Wertpapiere) seien sichere Anlagen und solche Instrumente, die Aktienpartizipationen abbilden seien riskant, heute schlicht über Bord geworfen werden. Vielmehr gilt es Instrumente zu suchen, die eine Renditeerhöhung bei begrenztem Risiko ermöglichen. Die Risikobegrenzung lässt sich heute sehr flexibel handhaben. Im Sinne einer möglichst sicher zu erwartenden Rendite sollte das Risiko natürlich nur so hoch gewählt werden, dass es "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht zum Tragen kommen wird.

Als Anlageinstrument eignen sich also neben den Anlagen, wie im Teil 2 der Zertifikate-Strategie beschrieben, solche, die eine höhere Aktienpartizipation beinhalten, gleichzeitig aber auch einen großen und klar definierten Risikopuffer. Der Risikopuffer soll so groß gewählt werden, dass der Eintritt eines Kursverlustes in diesem Ausmaß aus der Sicht zum Investitionszeitpunkt nicht vorstellbar erscheint.
Darüber hinaus eignen sich zur Herstellung eines "soliden Untergrundes" erstklassige offene Immobilienfonds. Hier bietet auch die Zertifikateindustrie Alternativen, die jedoch noch nicht so innovativ daher kommen, dass sie guten Fonds – rein systemisch gesehen – den Rang ablaufen könnten.

Anlageinstrumente:

Discount-Zertifikate (DZ):

Nicht auf den ersten Blick erfüllen DZ die Erwartung, welche an eine konservative Anlage gestellt wird, handelt es sich doch bei ihnen um Investitionen, denen Aktien bzw. Indices zugrunde liegen. Jedoch ermöglichen DZ eine sehr variable Steuerung zwischen Rendite und Risiko. Hier bedarf es zunächst einmal der eingehenden Erläuterung der Funktionsweise:

DZ haben einerseits eine begrenzte Laufzeit (in der Regel 3 bis 36 Monate) und andererseits ist die Rückzahlung von vornherein auf einen Höchstbetrag (CAP) begrenzt. Daraus ergeben sich zur Fälligkeit zwei Szenarien:

(A) Der Bezugswert notiert auf oder über dem Höchstbetrag: Das Diskont-Zertifikat wird zum Höchstbetrag zurückgezahlt. Oder (B) der Bezugswert notiert unter dem Höchstbetrag: Der Anleger bekommt den aktuellen Kurs ausbezahlt. Als Ausgleich für das limitierte Rendite-Potenzial ist ein Diskont-Zertifikat stets billiger als sein Bezugswert (Aktie oder Index).

Beispiel:
Nehmen wir ein in 18 Monaten fälliges DZ auf den XYZ-Index, der aktuell bei 3.000 Punkten notiert. Das Zertifikat hat eine Obergrenze i.H.v. 2.000 Punkten (mehr wird also in keinem Fall ausgezahlt) und kostet 1.890 . Der Unterschiedsbetrag zwischen Kaufpreis und Obergrenze ist die höchstens erreichbare Rendite und beträgt in diesem Fall 5,8% (annualisiert 3,8%). Der Preisabschlag zum aktuellen Indexniveau bedeutet gleichzeitig einen enormen Risikopuffer. Schließlich kann das Underlying (der zugrunde liegende Index) um 37% fallen (nämlich von 3000 auf 1890), ohne dass der Kapitaleinsatz gefährdet wird. Besser noch: Das Underlying kann sogar um 33% fallen (von 3000 auf 2000) und dennoch wird die errechnete Rendite realisiert.

Im Ergebnis gilt es also lediglich, das Schwankungsrisiko des zugrunde liegenden Index abzuwägen. In der Praxis sollte die Laufzeit der Zertifikate sehr kurz sein und es sollte eine monatliche Anpassung an die Marktsituation erfolgen. Dies zu leisten ist aber keinem Privatanleger zuzumuten. – Die Anbieter halten heute bereits eine Vielzahl an Möglichkeiten bereit, mit unterschiedlichsten so genannten Roll-Over-Konzepten ein für den jeweiligen Anleger maßgeschneidertes Modell zu entwickeln. Deshalb wäre für den nach relativer Sicherheit strebenden Investor eine Konstruktion mit möglichst großem Risikopuffer und integriertem Rolling-Mechanismus eine geeignete Wahl: ein so genanntes Deep-Discount-Rolling-Zertifikat.

Vorteile: 1. Sehr flexible Ausgestaltung der Rendite-/Risikoparameter möglich 2. Renditewahrscheinlichkeit ohne positive Performance des Underlyings 3. Nach 12 Monaten Haltedauer steuerfrei 4. Mittels Roll-Over-Konstruktionen endlose Laufzeiten möglich/ Nachteile: 1. Auch bei vorsichtigster Ausgestaltung verbleibt ein Restrisiko 2. Der Rückzahlungsmechanismus ist nur am Ende der Laufzeit relevant

Discount-Zertifikate Plus:

In Ergänzung zur Ausgestaltung normaler DZ kommt hier noch eine untere Kursschwelle ins Spiel. So könnte im o.g. Beispiel die untere Kursschwelle bspw. 1900 betragen. Der maximale Rückzahlungsbetrag wird bei DZ Plus auch dann fällig, wenn das Underlying am Fälligkeitstag zwar unter dem Höchstbetrag aber noch über der unteren Kursschwelle liegt. – Ein zusätzlicher Sicherungsmechanismus.

Zusätzlicher Vorteil: Höhere Eintrittswahrscheinlichkeit für die Renditeerwartung/ Nachteil: Die Zusatzsicherheit vermindert die Rendite

Bonus-Zertifikate:

Auch Bonus-Zertifikate können bei richtiger Auswahl und entsprechend hohem Risikopuffer eine Alternative zu sicheren Anlagen wie Garantiezertifikaten sein. Der gewählte Puffer sollte für den eher nach Zinsoptimierung strebenden Investor jedoch mindestens 35%, besser 40% erreichen. Nähere Erläuterungen zu dieser Kategorie werden im nächsten Teil der Zertifikate-Strategie gegeben.

Offene Immobilienfonds:

Anders als Aktien(fonds) geht es bei Immobilienfonds um die Beteiligung an der Investition in gewerbliche Immobilien. Schon lange gehören Immobilien (mit einigem Recht) zu den Klassikern der Vermögensanlage. Sie sind im Allgemeinen wertstabil und bieten ausreichenden Inflationsschutz. In aller Regel werfen sie eine bessere Rendite als festverzinsliche Wertpapiere ab. Sie ermöglichen darüber hinaus die Investition in Immobilien ohne den mit physischen Immobilien verbundenen Aufwand.

Mit offenen Immobilienfonds ist der Investor an einer Vielzahl i.d.R. gewerblicher Immobilien beteiligt. Wichtig ist aber im Zusammenhang mit der Auswahl des geeigneten Fonds, sich einen detaillierten Überblick über die Philosophie des Fondsmanagements sowie über den Immobilienbestand zu verschaffen, um eine zutreffende Renditeerwartung formulieren zu können. Zwar stehen auch für Immobilienanlagen inzwischen Zertifikate zur Verfügung. Diese bilden jedoch i.d.R. Immobilienaktien ab und bieten im Hinblick auf Transparenz, Renditeerwartung und Kosten nicht die Vorteile von Fonds. Das Renditepotential dieser Zertifikate ist höher als bei Fonds, das Risiko jedoch ebenfalls. Deshalb möchten wir an dieser Stelle (noch) Fonds den Vorzug geben.

Vorteile: 1. Relativ hohe Eintrittswahrscheinlichkeit für die Renditeerwartung 2. Täglich handelbare Immobilieninvestition 3. Große Streuung in erstklassige Objekte/ Nachteile: 1. Hohe Anschaffungskosten (Ausgabeaufschlag) 2. Verlustrisiko bei schwacher Nachfrage nach Gewerbeimmobilien

Die Unternehmensanleihen-Index und Zins-Lock-In-Zertifikate wurden bereits in Teil 2 der Zertifikate-Strategie erläutert.

Ausblick: Im Teil 4 dieser Zertifikate-Serie werden wir uns mit Anlagemöglichkeiten in Zertifikaten beschäftigen, die dem ausgewogen sowohl in Aktien als auch in eher sicheren Anlagen investierenden Investor zur Verfügung stehen.

Quelle: ntv.de

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