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Teil 6: Index-Investing Zertifikate-Strategie

Von Matthias Steinhauer, Concept Vermögensmanagement

Deutsche Aktiensparer behandeln Indexfonds oder Indexzertifikaten noch immer stiefmütterlich. Dies ist insofern bemerkenswert, als zum einen die Finanzwissenschaft wiederholt jede Hoffnung zerstört hat, Privatanleger könnten mit so genannten aktiven Anlagestrategien (mittels einzelner Aktien oder über aktiv gemanagte Investmentfonds) langfristig und nach Kosten den jeweiligen Gesamtmarktindex schlagen. Zum anderen wurde wiederholt nachgewiesen, dass der durchschnittliche Privatanleger jedes Jahr gut 2½ Prozentpunkte Rendite verschenkt, weil er in überteuerte aktiv gemanagte Fonds oder in Einzelanlagen investiert.

Grundlegend bleibt wohl richtig: Langfristig orientierte Anleger sollten einen größeren Teil ihres Vermögens im Aktienmarkt investieren. Über längere Zeiträume (ab ca. 10 Jahren) werden hier mit großer Wahrscheinlichkeit höhere Renditen erzielt, als bei jeder anderen Anlageform. Bei der Wahl eines geeigneten Anlageinstrumentes entstehen jedoch sehr häufig Selektionsverluste, welche die erzielbare Überrendite wieder in Frage stellen. Denn die Auswahl einzelner Aktien aus einem Gesamtuniversum erhöht grundsätzlich das Anlagerisiko – und in aller Regel schlägt sich dieses Risiko tatsächlich in einer verminderten Rendite gegenüber dem Markt (rsp. gegenüber dem Index) nieder. Gleichzeitig erhöht sich parallel dazu eben nicht die Chance, mittels der Einengung des Universums auf die vermeintliche Elite bessere Renditen als der Index zu erzielen. Ein Problem, vor dem Privatinvestoren und Fondsmanager gleichermaßen regelmäßig kapitulieren: Rund 85% aller Fonds erreichen langfristig nicht die Rendite der Vergleichsindizes!

Überperformance – Erfolg harter Arbeit oder Ergebnis von Glück und Zufall?

Widmen wir uns kurz den gängigen Thesen und Mythen zur Aktienanlage:

1. THESE:

Marktnahe Informationen, Fleiß und "Dranbleiben am Markt" ermöglichen überdurchschnittliche Renditen mit einzelnen Aktien.

Unsere Meinung: Zu jeder Zeit erzielen einzelne Anleger – durchaus erhebliche – Überrenditen im Vergleich zum Index. Dies langfristig und zuverlässig zu erreichen, ist jedoch kaum möglich! Regelmäßig überflügeln nur wenige Aktien die Rendite des Index, dessen Bestandteil sie sind. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, jeweils diese Aktien herauszuselektieren? Wie groß ist vielmehr das Risiko, in die Masse der Titel zu greifen, die sich deutlich schlechter entwickeln?!

2. THESE:

Es gibt überdurchschnittlich fähige Fondsmanager, die regelmäßig den Index schlagen. Sie zu selektieren ist möglich.

Unsere Meinung: Tatsächlich gibt es eine sehr geringe Anzahl von Fondsmanagern, die in jedem willkürlich herausgegriffenen 5-Jahres-Zeitraum den Index geschlagen hat. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, dass ein bestimmter Fonds, welcher in einer zurückliegenden Zeitperiode an der Spitze seines Fondssegmentes lag, in der darauf folgenden Zeitperiode wieder an erster Stelle liegt, ist nicht höher als für jeden anderen Fonds aus dem Gesamtsegment. – Auf den ersten Blick unplausibel; aber wahr, mathematisch gesetzmäßig und bereits tausendfach unter Beweis gestellt! Die zuverlässige Selektion zuverlässiger Fonds als Königsweg ist also ein ähnlich schwieriges Unterfangen, wie die Auswahl einzelner Aktien und verbunden mit der größeren Wahrscheinlichkeit einer mehrjährigen Underperformance.

3. THESE:

Fondsmanager haben die Möglichkeit zur Desinvestition, wenn die Märkte nach oben übertreiben und können so in Baisse-Phasen die Risiken abfedern. Beim Index-Investing schlägt das Risiko dagegen voll durch.

Unsere Meinung: Tatsächlich gilt auch in der Baisse das oben Gesagte: Auch in Abschwungphasen schneidet die überwältigende Mehrzahl der Fonds schlechter ab, als der Index, verliert also noch mehr. Dies gilt auch – oder besonders – für diejenigen Fonds, die in vorausgegangenen Zeiträumen eine Überrendite erreicht haben.

Alternativen zu konventionellen Anlagestrategien

Geeigneter sind also Anlagevehikel, welche eine hohe Risikostreuung in der Art von Fonds aufweisen, transparent und nachvollziehbar funktionieren, die Marktrendite zuverlässig erbringen und zudem so kostengünstig wie möglich konzipiert sind: Zertifikate auf Indizes oder Indexfonds über Branchen, Themen und über komplexere Strategien.

Juristisch gesehen stellt ein Zertifikat eine börsennotierte Schuldverschreibung dar. Der Emittent (i.d.R. eine Bank) verspricht allerdings nicht einen bestimmten Zins oder die feste Rückzahlung des Anlagebetrages. Vielmehr orientiert sich der Rückzahlungsbetrag in einem konkreten Verhältnis von 1:1 (oder 1:100 etc.) an einem bestimmten Aktienindex. Ein Beispiel: Notiert der betreffende Index zu einem beliebigen Zeitpunkt bei 3.500 Punkten, so entspricht der Wert eines 1/100-Index-Zertifikates 35 EURO. Steigt der Index auf 4.500 Punkte, so wäre der Wert des Zertifikates auf 45 EURO gestiegen. Liegt der Index zum Laufzeitende des Zertifikates bei 4.300 Punkten, so werden an den Investor 43 EURO ausbezahlt. – Inzwischen sind bereits Zertifikate ohne Laufzeitenbegrenzung erhältlich. Indexfonds (so genannte ETFs – Exchange Traded Funds) haben ohnehin grundsätzlich keine Laufzeitenbegrenzung. Mit einer einzigen Transaktion können sich Anleger mit Indexfonds oder –zertifikaten die Rendite eines ganzen Aktienindex sichern.

Genauso wie diese schlichte Investition in einen breit angelegten Standardindex ist heute eine sehr differenzierte Aufteilung des liquiden Vermögens in bestimmte Marktsegmente möglich. So kann der Zertifikate-Investor aus einem sehr breiten Spektrum von Branchen-, Themen- oder Strategiezertifikaten auswählen. Mit ihnen ist neben Aktien, Renten oder Immobilien eine Anlageklasse verfügbar, die Anlagecharakteristika ermöglicht, welche mit Fonds oder Einzelakten überhaupt nicht darstellbar sind. Selbst eher renditeorientierte Anlagen – im konventionellen Sinne also festverzinsliche Wertpapiere – lassen sich mit Einschränkungen über Zertifikatestrategien substituieren.

Die Anzahl verfügbarer Zertifikate ist aber in den vergangenen Jahren nahezu explodiert. So liegt die Anzahl der umlaufenden Zertifikate aktuell nur noch bei knapp unter 100.000 Emissionen, das Volumen bei ca. 85 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte dieser Emissionen lauten auf Aktien oder Aktienindices. Genaues Wissen um deren Ausgestaltung ist daher unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Anlagestrategie.

Im siebten Beitrag der Zertifikate-Serie widmen wir uns der Frage, wie renditeorientierte Anlagen – also Alternativen zu festverzinslichen Wertpapieren – mit Zertifikaten dargestellt werden können und welche zusätzlichen Chancen und Risiken diese Möglichkeiten beinhalten.

Quelle: ntv.de

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