Hubert Thaler Auf der Suche nach der neuen „Google“
07.06.2010, 09:30 Uhr

Führungswechsel: Vor kurzem hat Apple das bislang weltgrößte Technologieunternehmen Microsoft, gemessen an der Marktkapitalisierung, auf die Plätze verwiesen. Für den Entwickler der i-Serie handelt es sich quasi um eine Art Wiederauferstehung. Denn noch vor zehn Jahren empfahl Michael Dell vom PC-Hersteller Dell, es sei das Beste, Apple angesichts unklarer Zukunftsaussichten freiwillig zu liquidieren.
Solche Phönix-aus-der-Asche-Phänomene wie bei Apple oder strahlende Aufstiegstories wie Google und Porsche verführen Anleger immer wieder dazu, nach Aktien mit mehreren hundert Prozent Renditepotenzial zu suchen. Doch märchenhafte Entwicklungen für Anleger werden selbst in unserer Welt des schnellen Fortschritts, in der die durchschnittliche Lebensdauer von Unternehmen im US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 von 25 bis 35 Jahren in den 1950er-Jahren bis auf 10 bis 15 Jahre heutzutage gesunken ist, die Ausnahme bleiben.
Viele Unternehmen überleben nicht
Der Grund ist bei den Marktführern zu suchen. Die Platzhirsche wissen ihr Terrain geschickt zu verteidigen; viele hoffnungsvolle Herausforderer können zudem das hohe Innovationstempo auf Dauer nicht halten. Und dies ist das andere, weniger erfreuliche Resultat der zunehmend schnelllebigen Wirtschaftswelt: Unternehmen bleiben schlicht und einfach auf der Strecke. Von den über 80 Unternehmen der US-Automobilbranche aus dem Jahr 1920 waren 40 Jahre später gerade mal 20 übrig. Und die Zahl der mehr als 80 Unternehmen der US-Fernsehbranche verringerte sich von 1955 bis 1990 auf knapp 10. Ähnliches gilt für die Entwicklung in den Branchen Technologie, Internet, im Bankensektor und zunehmend auch bei den erneuerbaren Energien.
Eine Marktbereinigung findet eben nicht nur mit Hilfe von Übernahmen statt, sondern auch mit der Abwicklung von Unternehmen, was für manchen Aktienkäufer auf der Jagd nach Rendite schon sehr teuer wurde. Marktführer, weltweit tätige Markenunternehmen und Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung sind hingegen nur sehr selten von solch einer negativen Auslese betroffen. Schließlich vereinigen die 100 größten Unternehmen der Welt knapp ein Fünftel der gesamten Aktienmarktkapitalisierung von geschätzten 48 Billionen US-Dollar auf sich. Diese Global Brands sind für mittelfristig orientierte Anleger als Investitionsobjekte daher weit besser geeignet, als die Spekulation mit angeblichen Senkrechtstartern. Denn hier sind die Risiken geringer, dass das Unternehmen in der nächsten Ebbephase an der Börse erkennbar ohne Badehose im Meer schwimmt.
Der Autor Hubert Thaler ist Vorstand der Top Vermögen in Starnberg und München und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de